Wie erklärt man einem begriffsstutzigen Neurotypen am besten eine Reizüberflutung?

7 Antworten

Zum unpassenden Vergleich mit der Höhenangst: Erkläre ihm, dass Autismus ein anderes Betriebssystem des Gehirns sei als das neurotypische. Und zwar ein angeborenes. Es ist eben keine traumatische Erfahrung, die Berührungsscheut auslöst wie z. B. bei Missbrauchopfern oder so.

Man kann eben nicht auf jedem System jedes Programm fahren. Man kann das Betriebssystem "Autismus" auch nicht löschen und das neurotypische System aufspielen. Alle dementsprechende Versuche sind tragisch gescheitert.

Am besten zeigst du ihnen Filme um ihnen eine Ahnung davon zu geben, wie es zumindest optisch und akustisch wirkt.
Hier ein paar Beispiele, die ich in dieser Reihenfolge zeigen würde:

https://youtube.com/watch?v=plPNhooUUuc

https://youtube.com/watch?v=KurXpARairU

https://youtube.com/watch?v=K2P4Ed6G3gw

https://youtube.com/watch?v=IcS2VUoe12M

Warum hast du das Bedürfnis dich dafür zu erklären? Wenn andere nicht verstehen können oder wollen würde ich nicht zum missionieren ansetzen und mich lang und breit erklären. Das sind verschleuderte Energien für nichts. Jemand der verstehen möchte würde sich informieren und nachfragen und nicht auf so einen Unsinn bestehen und ein nicht-berühren-wollen mit Höhenangst gleichsetzen.


Timshal 
Fragesteller
 12.09.2017, 21:04

Nunja, wenn die Person Verantwortung für einem hat, ist es ein naturgegebenes Bedürfnis solche Probleme zu klären :-/

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Ostsee1982  12.09.2017, 22:01
@Timshal

Nunja, wenn die Person Verantwortung für einem hat,

Warum soll eine Person aus deinem Umfeld die Verantwortung für dich haben? Du bist für dich selbst verantwortlich und ich halte es auch nicht für ein naturgegebenes Bedürfnis mich vor jedem zu erklären der nicht verstehen will.

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Timshal 
Fragesteller
 12.09.2017, 22:09
@Ostsee1982

Nunja, ich bin nicht in allen Lebensbereichen selbstständig, bei manchen Punkten brauche ich Unterstützung, ist halt leider so, wenn man eine Beeinträchtigung hat

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Ostsee1982  12.09.2017, 22:35
@Timshal

Die Beeinträchtigung habe ich ebenso aber gerade dann sollte eine Hilfsperson wissen was Asperger ist und welche Schwierigkeiten damit verbunden sind. Wenn er das mit Höhenangst gleichsetzt und als behandelbar, die Zusammenhänge nicht versteht vielleicht könnte dann ein Betreuer aus einem Kompetenzzentrum, ein selbst Betroffener eine bessere Ansprechperson für dich sein?! Eventuell auch eine Selbsthilfegruppe in deiner Nähe.

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Ich habe bisher mit rein kausalen Erklärungen gute Erfahrungen gemacht:

Ich kann Geräusche weniger leicht ertragen, als die meisten anderen Menschen. Viele alltägliche Geräusche sind für mich eine große Belastung. Laute Geräusche verursachen bei mir Schmerzen.

Auch leisere Geräusche können ablenkend sein und auf Dauer zu sehr viel Stress führen. Dieser Stress kann zu starken Konzentrationsproblemen, Panikattacken und Zusammenbrüchen führen.

Wenn eine Reizüberflutung auftritt, ist Ruhe das einzige, was hilft. Ich kann die Reize nicht einfach ignorieren, oder ertragen oder mich zusammenreißen.

Das wäre für mich die wichtigste Information gut zusammengefasst. Aus der Reaktion kann man schon erkennen, dass sich eine Reizüberflutung schlecht anfühlt und wie genau sie sich schlecht anfühlt, müssen die anderen Leute nicht wissen, um etwas dagegen zu unternehmen.

Falls sich die Leute dann noch falsch verhalten oder etwas nicht verstehen, muss man kreativ werden. Es kommt darauf an, was genau sie falsch verstehen.

Mit Vergleichen war ich bisher unzufrieden. Ich weiß nicht, ob Neurotypische einen Gefühlszustand gut kennen, der einer Reizüberflutung entspricht. Brauchbar kommen mir vor: Starker Juckreiz, da er ablenkt und unerträglich ist. Von hellem Licht geblendet zu werden. Schmerzen wie Zahnschmerzen oder ein gebrochener Finger.

Höhenangst finde ich keinen guten Vergleich. Ich habe selbst Höhenangst und ich kann Abgründe einfacher ignorieren, als Umgebungsreize. Die Reaktion ist nicht dieselbe. Und die Ursachen sind auch andere.

Das dürfte faktisch umöglich sein.

Um so etwas z verstehen, braucht ein Mensch, dem man das erklärt, Empathie, die Fähigkeit, mit zu leiden, sich in andere hinein zu versetzen. Und damit zumindest eine ungefähre Ahnung davon zu bekommen, was in dem Anderen vor geht.

Das scheint dieser Person zu fehlen, dazu kommt offenbar eine möglicherweise zwanghafte Besserwisserei und Unbelehrbarkeit.

Ich würde bei solchen Leuten sogar so weit gehen, und eine "Reizunterflutung" unterstellen. Bei denen kommen bestimmte Reize einfach nicht an.

Ich sehe hier 2 Möglichkeiten: Du meidest diese Person, oder, falls das nicht möglich ist: Du suchst dir einen Außenstehenden. der dich kennt, deinen Autismus nicht hinterfragt, deine "Befindlichkeiten" als nicht veränderbaren Teil deiner Persönlichkeit akzeptiert. Und DER muss versuchen, diesem Typen dich zu erklären.

Ich hoffe, Du bist in beruflicher Hinsicht nicht abhängig von dieser Person (?).

Übrigens, Deine Frage gefällt mir ausnehmend gut ↑↑↑

Vielleicht hilft Dir das Zitat was mir dazu erst einmal einfällt:

"Bornierten Menschen sollte man nicht widersprechen. Widerspruch ist immerhin ein Zeichen von Anerkennung"

Richard Schaukal, österreichischer Dichter.* 27.05.1874, † 10.10.1942

Mir selber fällt das auch schwer, aber manche Leute sollte man eben blöd sterben lassen.

Diese laxe Aussage ist nicht meine Devise, denn mir wäre es auch wichtig, dass man mich wenigsten versteht - mich anerkennt, wie ich bin.

Toleranz und Kooperation ist für manche, etwas dulden oder tun, was nur ihm selber Vorteile bringt.

Ich glaube es war Tao Te King, der sagte, ich verlasse das Land - wegen des Verfalls...

Aber die Menschen sind doch alle gleich. Was also tun?

Ich wünsche Dir Gelassenheit.