Welche Werkzeuge benutzen Archäologen?

4 Antworten

Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf du mit dieser Frage hinauswillst. Bei welcher Arbeit? Archäologie ist ein breites Betätigungsfeld.

Das einzige, was ich immer dabei habe, ist etwas zum Schreiben. Handschriftlich. Dicht gefolgt von der Kamera. Ob nun auf der Grabung, bei der Aufarbeitung, beim Recherchieren, bei der Planung von Ausstellungen oder Aufsätzen. Gedanken und optische Eindrücke müssen festgehalten werden.

Alles andere ist von der jeweiligen Arbeit abhängig.

Auf einer Grabung: Zeichenmaterial, Meßmaterialien, Kellen und Feinwerkzeug, Schaufeln, Eimer, Spaten, Nägel zum Markieren und für das Meßsystem, Wasserwage, Lot, Schnur. Vermessen wird bei mir altmodisch mit einem Theodolit. (Größere Firmen arbeiten mit einer Totalstation, für mich als Einzelarchäologin zu teuer, zu umständlich, unnötig und wie mehrere Vergleiche gezeigt haben, sind die Firmen mit dem Ding auch nicht genauer als ich mit einem rein optischen Gerät.)

Ansonsten ist der PC bzw. Laptop das wichtigste Werkzeug. Um die Dokumentation in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen, um Texte zu verfassen, Rekonstruktionen zu erstellen. Das sollte wohl schon einiges über den Einsatz neuer Techniken aussagen.

In Wien gibt es alljährlich eine Tagung zu neuen Techniken in der Archäologie mit schicken Dingen wie 3D-Scannern, neuer Software, neuen Aufnahme- und Digitalisierungsmöglichkeiten etc. pp.. Machen kann man eine Menge, allerdings braucht diese Dinge die Mehrheit der Archäologen nur selten.

Jetzt könnte man noch auf diverse Themen wie Fundreinigung, Fundrestaurierung, Ausstellungsplanung etc. eingehen, aber ich denke, das führt zu weit.

Wer in der Archäologie nicht nur einfacher Ausgräber sein will, muss sich früher oder später mit technischen Möglichkeiten auseinandersetzen. Das fängt bei Einsatzmöglichkeiten von AutoCAD an (es gibt auch eine Version für Archäologen: ArchaeoCAD) und endet bei beliebigen anderen Programmen und technischen Spielereien. Verwendet wird in aller Regel, wofür Einsatzmöglichkeiten da sind, wofür sich die Anschaffung lohnt und womit man sich auseinandersetzen will.

Du wirst kaum jemanden finden, der sie alle beherrscht, für viele Bereiche gibt es Spezialisten. Das Gros der Leute im Fach hat höchstens mal mit einer Totalstation beim Vermessen zu tun. In jeder Grabungsfirma wirst du 1-2 Leute finden, die CAD ordentlich beherrschen. Dann dünnt es weiter aus.

Und das Schöne ist: Im Studium lernt man kaum etwas davon.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Kristall08  22.02.2020, 13:53

Das einzige, was ich immer dabei habe, ist etwas zum Schreiben. 

😁

Da erinnere ich mich an eine herrliche Anekdote.

Unser Exkursionstrupp steht mitten in der Pampa im englischen Nieselregen und unser Prof verlangt von einem Studenten etwas, um sich eine Sache zu notieren. Der Student, bis dahin der Liebling des Profs, hat nichts dabei. Die anschließende Moralprdigt dauerte mehrere Minuten.

Seitdem habe ich immer, immer und immer etwas zum Schreiben dabei. Einen Extra-Bleistift dafür, wenn es zu nass ist und der Kugelschreiber versagt.

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Ergänzend zu den Ausführungen der anderen: Ich muss immer lachen, wenn in den Archäologie-Beiträgen, egal ob Film oder Doku, die Pinsel rausgeholt werden.

Und erinnere mich noch gut an zahlreiche Begebenheiten, wo es hieß, das Fernsehen kommt, wo sind die Pinsel?

Mit der regelmäßigen Folge, dass ein Mitarbeiter zum nächsten Baumarkt hetzen musste, um einen Satz Pinsel zu kaufen.

Ich selbst arbeite nur ungern damit, weil man damit die Konturen der gerade erst geputzen Fläche nur wieder verwischt. Gute Feinarbeit macht man mit Zahnarztwerkzeug und Blasebalg.

Dieser Tatsache und dem Umstand, dass man das kleine Werkzeug gerne mal verliert, verdanke ich meine hervorragenden Zähne. Wann immer neues Werkzeug benötigt wurde, musste ich einen der in der Nähe der Grabung beheimateten Zahnärzte aufsuchen, um gebrauchtes Werkzeug zu erbitten, weil ich von allen das beste Gebiss vorweisen konnte. 😎

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Jerne79  22.02.2020, 16:12

Beim Pinsel kommt´s aber auch arg auf den Boden an, und was du gerade freilegst. Zum normalen Graben sind die freilich Blödsinn, aber beim Freilegen gerade von Bestattungen im Sandboden hast du anders kaum eine Chance. Ist der Sand trocken, pustest du sonst mit dem Blasebalg alles weg, ist er nass, bewegt er sich nicht. Auch auf verkohltem Holz habe ich ganz gute Erfahrungen mit Pinseln gemacht, da war der Blasebalg auch keine Hilfe.

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Kristall08  22.02.2020, 16:18
@Jerne79

Ich puste dir alles weg. Schätze auch sehr die Dosen mit Druckluft, mit denen wir auch unsere Kameras reinigen. 😜

Alles nur eine Frage der Technik. Und der persönlichen Vorlieben. ;)

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Jerne79  22.02.2020, 16:21
@Kristall08

Druckluftdosen sind super. Aber so, wie bei uns die Bestattungen beinander sind teilweise, bläst du die gleich mit weg. :D

Ich hatte mal welche, die ich mit Cyclododecan einsprühen musste, um sie überhaupt bergen zu können. Da war deutlich weniger Druck dahinter und trotzdem waren die Knochensplitter hinterher sonstwo.

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Jerne79  22.02.2020, 16:27
@Kristall08

Langweilig. Da erkennt man ja sogar die Befunde. :D

Sandboden ist einfach... speziell. Super, wenn du Profile schnitzen willst, es sei denn, sie sollen länger stehen bleiben. Besonders schön, wenn die Grabung dicht neben der U-Bahn-Trasse verläuft. Zum Graben ist er auch angenehm - so lange du nicht denkst, du kannst erstmal deine komplette Fläche putzen und dann weiterschauen. Beim Mittelalter ist die Befunderhaltung auch noch okay, aber bei vorgeschichtlichen Verfärbungen stehst du dann echt teilweise davor und denkst dir: "Dammich, beim Oberbodenabtrag hab ich hier was markiert. Warum?" Motto: Ich seh dich nicht, aber ich grab dich trotzdem. ;)

(Und wenn wir keinen Sand haben, haben wir Lehm. Oder beides.)

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Kristall08  22.02.2020, 16:32
@Jerne79

Lehm ist doch wunderschön. Schlammpackung inklusive. ;)

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Jerne79  22.02.2020, 16:55
@Kristall08

Ja, und wenn die Sonne eine Woche draufscheint, kannst du auch mit dem Panzer drüberfahren.

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Kristall08  22.02.2020, 17:13
@Jerne79

😁

Im Tagebau konnten wir fast keine Kellen benutzen. Da haben wir die Funde mit dem Hammer aus dem Boden gekloppt.

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Jerne79  22.02.2020, 18:34
@Kristall08

Bedenke folgenden Wortwechsel, während dein Mitgräber, der eigentlich eine Sandsteinmauer abbrechen soll, an dir vorbei aus dem Haus läuft:

"Wo gehst du denn hin?"

"Zur Baufirma, Hilti holen."

"Hö? Ihr habt doch vorhin eine geholt?!"

Kleinlaut: "Ja, aber die steckt jetzt fest. Wir brauchen eine andere, um die da wieder rauszuholen."

🤦‍♀️(War auch die Reaktion der Baufirma. ;) )

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Mit der neuen Technik kommen die alten Archäologen ganz gut klar.

GPS-Gerät, oder Smartphone mit GPS-Kamera, Zollstock, Bleistift, Notizbuch, Tablet, Tüten, Indiana Jones Grabegabel...

Ganz ehrlich, Du hast zu viel Indiana Jones gesehen oder?

Woher ich das weiß:Hobby – Kooperation mit Archäologen und Landesämtern

hab noch mal gegoooooglt:

http://archeo-info.ch/liste-von-werkzeugen-die-bei-ausgrabungen-in-den-archaologischen-statten-benutzt-werden/

Liste von Werkzeugen, die bei Ausgrabungen in den archäologischen Stätten benutzt werden

Die bei archäologischen Ausgrabungen zum Einsatz kommenden Werkzeuge sind vielfältig. Für gröbere Arbeiten werden Schaufeln und Hämmer verwendet, bevor die Archäologen unter Verwendung feinerer Werkzeuge wie Spitzkelle, Spatel und Pinsel die Funde akribisch freilegen. ..... usw usw usf etc

p.s.: Mit Bildern!!

Woher ich das weiß:Recherche