Was sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Idealismus?

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a) erkenntnistheoretischer Idealismus bedeutet: Eine Welt, unabhängig von unserem Bewusstsein, ist schlechterdings undenkbar. Daher ist unsere Bewusstseinswelt „die Welt“ schlechthin, das „Sein“ ist bloß „Bewusstsein vom Sein. Vertreter: Schopenhauer, Berkeley, Fichte b) Transzendentaler Idealismus: Es gibt zwar eine Welt unabhängig von unserem Bewusstsein, aber wir sehen sie nicht, wie sie „an sich“ ist (Dinge an sich), sondern verändert durch die Formen unseres Denkens (Vertreter: Kant). c) Metaphysischer Idealismus: Die Wirklichkeit ist ihrem Wesen nach geistig-seelischer Natur; die Materie nur eine Erscheinungsform des Geistes, Vertreter: Platon, Hegel, Herder, Schelling, Fichte [bestätigt wird diese Auffassung eigentlich durch die Quantenphysik: denn je weiter man in die Welt der Elementarteilchen eindringt, desto mehr stellt man fest, die Materie löst sich in Geist auf]. c) landläufiger Idealismus: Der Glaube an Werte, Ideale, an die man sich halten soll. d) Deutscher Idealismus: Darunter versteht man eine philosophische Strömung, die in der Zeit zwischen 1780 und 1830 in Deutschland ihren Höhepunkt hatte. Wie der Begriff Idealismus bereits ausdrückt, wird in dieser Strömung die Welt als etwas primär Geistiges angesehen. Vertreter: Kant, Fichte, Schelling, Hegel (Der Begriff Deutscher Idealismus bezeichnet auch die philosophische Grundhaltung im Zeitalter der Klassik und der Romantik)

golikalgolie 
Fragesteller
 07.01.2013, 08:39

Einfach nur die Frage beantwortet ohne ungefragte Fragen zu beantworten.

Aber auch an Paar andere euch habe ich mal diesen "Daumen" gegeben.

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Man sollte diesen Schubladen nur die Rolle zuweisen, die sie als Sortierfunktion in der Philosophiegeschichte haben und immer bedenken, dass solche Schubladenzuweisungen oder Etikette immer mit Reduzierung verbunden sind, mit Abstraktion und nicht selten wesentliche Aspekte mancher Philosophie abschneiden, damit sie in eine Schublade passt. Da schneidet der eine Schubladenjongleur dieses ab, der andere jenes und so darf man sich nicht wundern, die gleichen Philosophen in verschiedenen Schubladen zu finden, je nach Schubladensystem und Abstraktions-Messer.

Das Gegenteil zum Idealismus ist der Empirismus, für den eine objektive Wirklichkeit durch unsere Erfahrung in eine vorgestellte verwandelt wird. Grundlagen bleibt aber eine im Zweifel nicht vollständig fassbare objektive Wirklichkeit. Für den Idealismus aller Schattierungen ist die begriffliche Welt unserer Vorstellungskraft die Grundlage unserer Welterfahrung. In Reinkultur bei Platon: Unsere reale Welt nur ein Abziehbild einer beständigen, ewigen idealen Ideenwelt. Als Träger dieser Ideenwelt wird Geist oder Göttliches oder Gott angesehen. Hier trennen sich schon die Vorstellungen.

Grenzfälle zwischen Empirismus und Idealismus sind Kant oder die Stoa. Kants Erkenntnistheorie ist empiristisch. Doch im Weiteren gewinnt bei ihm DIE VERNUNFT als geistiges Prinzip die prägende Oberhand, sodass man ihn in beiden Lagern einbringen kann. Kritischer Idealismus ist dafür eine schlechte Schublade und nur von denen gewählt, die Kant eindeutig in die Schubladen des Idealismus ziehen wollen, weil es sich gut macht, große Philosophen zu "den Seinen" zu zählen. Wer diese Albernheiten braucht, von mir aus. Auch die Stoa kommt über weite Strecken sehr empirisch daher und die entscheidende Frage ist, ob der LOGOS der Stoa als eine Idealisierung einer realen natürlichen Allgesetzmäßigkeit angesehen wird, oder ob er sich dann als göttliche Existenz entpuppt, die Tugenden und Lebensprinzipien begründet ohne empirische Anbindung. Seneca war da ein Zwitter, weil vom Epikureismus infiziert.

Jetzt habe ich die Schubladenklarheit wohl eher verwirrt als geordnet. Darum eine Leseempfehlung, die hoffentlich besser weiterhilft:

http://www.schelling-gesellschaft.de/mat/Idealismus_Sandkuehler.pdf

Objektiver und absoluter Idealismus sind das gleiche, theistischer ist religiös geprägter, der kritische Idealismus gehört zum Kantianismus (aufbauend auf Immanuel Kant) und die drei deutschen Idealisten waren Georg Friedrich Hegel, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling ;)

Versuche doch einfach mal diese Worte vor , Idealismus für dich zu definieren, dann hast du es .Guten Rutsch.

Ismen sind schlecht. Eine gute Idee steckt meistens dahinter, aber es gibt keine einzige, die aller Not ein Ende bereitet. Wie schon der alte Archimedes (oder wer war das?) sagte: Gib mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln. Aber es gibt keine festen Punkte im Universum, weder physikalisch noch philosophisch. Wahrscheinlich wird man diese Einstellung als Relativismus bezeichnen, vielleicht sogar idealistischen Relativismus? Also gut: Es gibt einen festen Punkt: Der Stuhl, auf dem ich sitze. Ich könnte jetzt noch ein Buch mit der Argumentationskette füllen, aber das lohnt sich nicht. Die Bibliotheken sind voll von Büchern dieser Art.