was meinte Aristoteles mit Mesotes?

2 Antworten

Erklärung:

Aristoteles meinte in seiner Ethik mit Mesotes (griechisch: μεσότης; „Mitte“) die richtige Mitte zwischen zwei Extremen, in der eine Charaktertugend liegt.

Das griechische Wort ἀϱετή (arete) bedeutet bedeutet der Wortherkunft nach - ἄϱιστος [aristos] = „bester“ ist als Superlativ eine Steigerung von ἀγαϑός [agathos] = „gut“ - etwas wie „Bestheit“ bzw. ein „hervorragendes Gutsein“ – und kann in der deutschen Sprache mit „Tugend“, „Vortrefflichkeit" oder „Tüchtigkeit" wiedergegeben werden.

Bei Vortrefflichkeiten/Tugenden des Verstandes wie z. B. Klugheit, Veratand und Weisheit gibt es kein Zuviel.

Bei Charaktertugenden dagegen liegt das in der ethischen Bewertung Beste in der Mitte zwischen zwei Extremen, einem Zuviel (Übermaß/Übertreibung) und einem Zuwenig (Mangel/Zurückbleiben).

Die Mitte (μεσότης [mesotes]) bei Aristoteles ist eine innere Haltung/Einstellung (denkbar ist, sie als eine Verhaltensdisposition zu bezeichnen), die auf ein richtiges Verhältnis zu Affekten (Leidenschaften) und auf das in einer Lage angemessene Verhalten ausgerichtet ist. Sie ist nicht mit Durchschnittlichkeit und Mittelmäßigkeit zu verwechseln, worauf volkstümliche Vorstellungen über einen goldenen Mittelweg leicht hinauslaufen.

Die Mitte bei Aristoteles ist auch nicht etwas, das für alle und immer stets quantitativ genau das Gleiche ist. Die gemeinte Mitte hat nicht einen mathematisch genau gleichen Abstand von Extremen. Sie kann je nach einer bestimmten Situation und der handelnden Person (z. B. sind Körperkraft und finanzielle Verhältnisse individuell unterschiedlich) unterschiedlich liegen und auch mal deutlich zu einer Seite hin.

Definition und wesentliche Merkmale der Charaktertugend als Mitte (Aristoteles, Nikomachische Ethik 2, 6, 1106 b 36 – 1107 a 8):

„Die Tugend/Vortrefflichkeit ist also eine wählende/vorsätzliche Haltung/Einstellung, die in der auf uns bezogenen Mitte liegt, die durch vernünftige Überlegung bestimmt ist, und zwar durch die, mittels derer der Kluge die Mitte bestimmen würde. Sie ist aber Mitte von zwei Schlechtigkeiten, einer des Übermaßes und einer des Mangels. Und ferner ist sie insofern Mitte, als die Schlechtigkeiten teils hinter dem, was in den Leidenschaften und Handlungen sein soll, zurückbleiben, teils darüber hinausschießen, die Tugend/Vortrefflichkeit aber das Mittlere sowohl findet als auch wählt. Daher ist die Tugend/Vortrefflichkeit nach ihrem Sein/ihrer Wesenheit/ihrer Substanz und ihrem Begriff, der angibt, was sie ist, Mitte, hinsichtlich des Besten und des Guten aber Äußerstes/Höchstes.“

Beispiele für eine bestimmte Charaktertugend:

Tapferkeit (ἀνδρεία [andreia]) ist Mitte zwischen Tollkühnheit (θρασύτης [thrasytes]) und Feigheit (δειλία [deilia]). Menschen können sich vom Schrecken übermäßig bestimmen lassen oder tatsächlich bedrohliche Gefahren nicht angemessen beachten. Beides ist falsch und hat nachteilige Folgen. Die Bedrohung fügt einen wirklichen Schaden zu oder Menschen lassen sich unnötig davon abhalten, ihre Lebensziele zu verwirklichen. Wenn Menschen vor gar nichts Angst zu haben, steht dies zu kluger Überlegung in Gegensatz. Zwar ist bei der Tugend der Tapferkeit das Standhalten vor dem, das erschrecken kann, wichtig. Es kommt aber auf richtige Ziele und angemessene Beurteilung der Verhältnisse an. Ein Höchstmaß an Zuversicht in allen Fällen ist nicht gut, weil es auf eine dumme Selbstüberschätzung und eine Unterschätzung von Gefahren hinausläuft. Wenn tatsächliche Gefahren zu Unrecht geringschätzt und vernachlässigt werden, ist diese Tollkühnheit etwas, das Grund für ein Scheitern sein und unangenehme Folgen haben kann. Sie ist ein unvernünftiges Verhalten und ein Charakterfehler.

Freigiebigkeit (ἐλευθεριότης [eleutheriotes]) ist Mitte zwischen Verschwendungssucht (ἀσωτία [asopia]) und Knauserei/Geiz (ἀνελευθερία [aneleutheria]). Bei Verschwendung wird nicht ausreichend darauf geachtet, woher gegeben wird und was das ist, wofür ausgegeben wird. Es mangelt an kluger Auswahl: Das Nützliche und Angenehme ist im Verhältnis zum Aufwand gering. Beim Geiz ergibt sich kein schönes und gutes Leben. Auch der Nachteil im Bezug auf ein freundschaftliches Verhältnis zu anderen Menschen könnte angegeben werden.

piscesbaby 
Fragesteller
 27.10.2019, 20:08

Vielen Dank!!

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Mesotes (μεσότης, griechisch „Mitte“) ist ein Terminus der antiken Philosophie, der durch Aristoteles in die Ethik eingeführt wurde. Er bezeichnet laut Aristoteles die Stellung einer Tugend zwischen zwei einander entgegengesetzten Lastern, dem „Übermaß“ und dem „Mangel“. Ein Beispiel ist die Tugend „ἀνδρεία“ (andreia).

piscesbaby 
Fragesteller
 27.10.2019, 19:03

Kannst du es vielleicht mit einem Beispiel erklären ? Wäre nett

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