Was hat Eriksons 8 Stufemodell mit der Sozialisation zu tun?

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Erik Erikson, ein deutsch-amerikanischer Psychologe und Psychoanalytiker, entwickelte das Modell der acht Entwicklungsstufen, das häufig als Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung bezeichnet wird. Dieses Modell ist tief in der Sozialisation verwurzelt, da es beschreibt, wie sich die Persönlichkeit eines Menschen im Laufe seines Lebens durch die Interaktion mit seiner sozialen Umgebung entwickelt.

Stufen der Entwicklung

Jede der acht Stufen ist gekennzeichnet durch eine spezifische Krise oder einen Konflikt, der erfolgreich gelöst werden muss, damit sich eine gesunde Persönlichkeit und eine starke soziale Funktion entwickeln können:

1. Vertrauen vs. Misstrauen (Säuglingsalter): Hier lernt das Kind, ob es der Welt vertrauen kann, basierend auf der Zuverlässigkeit der Fürsorge seiner Eltern oder Hauptbezugspersonen.  

2. Autonomie vs. Scham und Zweifel (Kleinkindalter): Kinder lernen Selbstständigkeit und Selbstkontrolle, aber sie können auch Scham und Zweifel entwickeln, wenn sie nicht angemessen unterstützt werden. 

3. Initiative vs. Schuldgefühl (Spielalter): In dieser Phase entwickeln Kinder Initiative, indem sie Aktivitäten und soziale Rollen erkunden. Zu strenge Kritik kann jedoch zu übermäßigem Schuldgefühl führen.

4. Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (Schulalter): Kinder streben nach Kompetenz und Anerkennung durch die Bewältigung schulischer und sozialer Herausforderungen. 

5. Identität vs. Rollenkonfusion(Adoleszenz): Jugendliche experimentieren mit verschiedenen Rollen, um ihre eigene Identität zu formen. Eine nicht erfolgreich navigierte Krise führt zu Unsicherheit und Rollenkonfusion.

6. Intimität vs. Isolation (junges Erwachsenenalter): Junge Erwachsene suchen nach tiefen, bedeutungsvollen Beziehungen, wobei Misserfolge zu Isolation führen können. 

7. Generativität vs. Stagnation (Erwachsenenalter): Das mittlere Erwachsenenalter ist geprägt von dem Bedürfnis, etwas Bleibendes zu schaffen und sich um andere zu kümmern, ansonsten droht eine Gefühl der Stagnation.

8. Ich-Integrität vs. Verzweiflung (reifes Erwachsenenalter): Im späten Leben reflektieren Menschen ihr Leben und streben nach Ich-Integrität; scheitert dies, kann es zu Verzweiflung kommen.

Verbindung zur Sozialisation

Sozialisation ist der Prozess, durch den Individuen die Werte, Normen und Verhaltensweisen einer Gesellschaft lernen und verinnerlichen, die für das Funktionieren innerhalb dieser Gesellschaft notwendig sind. Eriksons Modell zeigt, wie eng dieser Prozess mit der Entwicklung der individuellen Persönlichkeit verknüpft ist. In jeder Phase der psychosozialen Entwicklung interagieren Individuen mit ihrer sozialen Umgebung, die ihre Erfahrungen und ihre Bewältigung der verschiedenen Krisen beeinflusst.

Die erfolgreiche Navigation durch diese Stufen führt zu einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung und einer effektiven sozialen Funktion. Misslingt die Bewältigung dieser Konflikte, kann das langfristige Auswirkungen auf die soziale Interaktion und die persönliche Entwicklung haben.

Eriksons Theorie hilft zu verstehen, wie tiefgreifend unsere sozialen Interaktionen und die Kulturen, in denen wir leben, unsere Entwicklung von Kindheit an bis ins hohe Alter beeinflussen.

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Literatur:

1. Erik Erikson: “Identity and the Life Cycle” – Eriksons eigene Werke bieten umfassende Details seiner Theorien.

2. Lehrbuch: “Entwicklungspsychologie” von Laura E. Berk

3. Wissenschaftliche Journale: Fachartikel in Zeitschriften wie “Journal of Personality and Social Psychology” oder “Child Development”.

4. Universitätsressourcen: Online-Materialien von Psychologie-Abteilungen verschiedener Universitäten.

Woher ich das weiß:Recherche