Was genau ist eigentlich Wohnheim für erwachsene Menschen mit Behinderungen?

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In der Eingliederungshilfe gibt es keine Wohnheime mehr, sondern das ist die besondere Wohnform.

Diesen Paradigmenwechsel gab es, weil die Eingliederungshilfe ganz unterschiedliche Wohnformen hat und nicht jeder behinderte Mensch in jeder Wohnform glücklich werden kann.

Welche Wohnformen gibt es also?

  • Einzelwohnen
  • Paarwohnen

-> dort leben Menschen alleine oder zu zweit in einer eigenen Wohnung und für ein paar Stunden die Woche kommt jemand vorbei und unterstützt (wurde früher als "Ambulant betreutes Wohnen" (kurz ABW) bezeichnet)

  • besondere Wohnform (meist große Wohnkomplexe, die sich auf dem sogenannten "Kerngelände" eines Trägers befinden)

-> dort leben Menschen mit schweren, schwersten und schwerst-mehrfachen Behinderungen, die viel Unterstützung benötigen; auch nachts, weswegen es eine Nachtwache gibt; Sie haben ihr eigenes Zimmer (in manchen Gruppen gibt es illegalerweise noch Doppelzimmer), während Küche, Badezimmer, Wohnzimmer Gemeinschaftsräume sind, die sich geteilt werden (wurde früher als "Wohnheim" bezeichnet)

  • gemeinschaftliches Wohnen (meist Außenwohngruppen, die in der ganzen Stadt verteilt sind)

-> dort leben Menschen, die nicht so viel Unterstützungsbedarf haben; es gibt eine Nachtbereitschaft, die die Arbeit aufnehmen kann, wenn es nötig ist. Sie haben ebenso ihr eigenes Zimmer, während Küche, Badezimmer, Wohnzimmer Gemeinschaftsräume sind, die sich geteilt werden (wurde früher als "stationäres Wohnen" bezeichnet)

Zusätzlich gibt es noch das Einzelwohnen mit persönlicher Assistenz. Da wohnst du in deiner eigenen Wohnung, aber mit 24/7 Unterstützung (meist mit Nachtbereitschaft).

Das Apartment Modell, also eigene kleine Wohnung mit alleiniger Nutzung von Küche, Bad und Wohnschlafzimmer, wie viel kostet sowas?

Wie viel eine eigene 1-Zimmer-Wohnung kostet, hängt von den Mietpreisen vor Ort ab. Sie kann 300€, aber auch 700€ kosten.

Kann man dort bis zum Lebensende wohnen?

Das kommt drauf an, ob man bis zum Lebensende in der jeweiligen Wohnform wohnen kann. Viele Außenwohngruppen sind bspw. nicht rollstuhlgerecht und wer irgendwann mal auf einen Rollator bzw. Rollstuhl angewiesen ist, muss möglicherweise aus dem gemeinschaftlichen Wohnen in die besondere Wohnform umziehen, weil dort die nötige Barrierefreiheit gegeben ist.

Wohin wendet man sich, wenn man so eine Wohnmöglichkeit für alleinstehende Erwachsene sucht? Körperliche mehrfach Behinderung und hilfsbedürftig, aber mit Wunsch nach selbstbestimmtes leben und wohnen.

Du kannst übers Internet herausfinden, welche Träger in deiner Umgebung Einrichtungen der Eingliederungshilfe anbieten.

Die größten Träger sind hierbei Caritas, Diakonie und Lebenshilfe, welche bundesweit Einrichtungen haben.

Dort kannst du anrufen, die werden dir weiterhelfen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity
Simjam  18.07.2023, 10:51

Eine bessere und ausführlichere Antwort gibt es nicht. :-)

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Es gibt ganz unterschiedliche Wohnformen. Diese richten sich nach dem Betreuungsbedarf. Die Grösse der Zimmer richtet sich auch danach.

So hat ein Rollstuhlfahrer einen Bedarf für ein größeres Zimmer. Denn nicht nur sein Rollstuhl braucht Platz, sondern auch weitere Hilfsmittel, wie zb ein Patientenlifter.

Menschen, die weitestgehend selbständig sind, aber dennoch einen Bedarf an Betreuung haben, leben wieder ganz anders - zb in einer WG.

Das wäre dann das betreute Wohnen. Da kommt abends nur stundenweise ein Mitarbeiter vorbei und hilft bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben, führt Gespräche, bespricht Arztbesuche und Behördengänge.

Manche Einrichtungen bieten sogar mehrere Wohnformen unter einem Dach - zb eine Wohnbereich für Senioren, Kleingruppen für Menschen mit einem besonderen Betreuungsbedarf und dann noch die regulären gemischtgeschlechtlichen Gruppen. Dort ist dann immer Betreuungspersonal da, 24/7, natürlich auch Nachts.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Selkiade  17.07.2023, 21:38
Da kommt abends nur stundenweise ein Mitarbeiter vorbei und hilft bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben, führt Gespräche, bespricht Arztbesuche und Behördengänge.

Diese stundenweise Betreuung kann auch am Morgen oder am Nachmittag stattfinden. Das sind individuelle Absprachen zwischen den Assistent*innen und Klient*innen.

Das kann auch ganz unterschiedlich sein z.B. am Montag von 9-11 Uhr, weil ein Arzttermin begleitet wird, am Donnerstag dann von 18-19 Uhr und am Samstag von 14-17 Uhr

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Es gibt verschiedene Arten von Wohnheimen, Einzelzimmer, 2Bettzimmer, Wohnung für sich wo jemand kommt wenn man hilfe braucht und so weiter.

Du könntest bei der Caritas nachfragen oder beim DRK deiner Stadt, oder Diakonie, oder bei der Stadtverwaltung oder einfach googeln nach betreutem wohnen für Menschen mit Behinderung.

Selkiade  17.07.2023, 21:35

Ein Heim ist immer ein riesen Wohnkomplex, in dem viele Menschen in eigenen Zimmern leben und Küche, Bad & Wohnzimmer Gemeinschaftsräume sind. Siehe Kinderheim oder Altenheim.

Andere Wohnformen wie Unterstützung in eigener Wohnung können demnach kein Heim sein.

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