Warum werden Frauen als Milf bezeichnet?

3 Antworten

Kurze Antwort: Weil Sexismus in der Gesellschaft noch allgegenwärtig ist.

Jetzt folgt die lange Fassung:

Aufgekommen ist dieser Begriff erstmals mit American Pie. Wir erinnern uns: da gab es einen Charakter, natürlich männlich, der gerne Sex mit der Mutter eines Klassenkameraden hatte. Die Frau wurde stets als Stifflers Mom bezeichnet. Ihr Name wurde mal zwar genannt ( na, wer kann den Namen ohne Google nennen?), aber auch hier zeigt sich: Die Frau wird zum einen über ihre Mutterschaft definiert und zum anderen auf ihre Fickbarkeit reduziert.

Milf bedeutet ja Mom I like to fuck. So, jetzt wissen wir, was der Mann gerne tun würde, aber was ist mit der sexuellen Selbstbestimmung der Frau? Die fehlt nämlich.

Damit wird klar gemacht, dass es wichtig wie Männer Frauen sehen und ob sie diese für fickbar halten. Wie Frauen sich selbst sehen, ist irrelevant. Man nennt das auch den male Gaze, der hier in der Gesellschaft herrscht und in dem auch Frauen sozialisiert werden.

Von American Pie schaffte es der Begriff in die Pornobranche. Die Branche neigt dazu Sex aus der Sicht des Mannes zu zeigen, in der der Frau alles gefällt, was dem Mann gefällt. Die Ausnahmen nennt man in der Regel feministische Pornos. Also, keine Branche, die für eine frauenfreundliche Darstellung bekannt ist.

Von dort wurde der Begriff von Fergie in einem Song aufgenommen. In dem Video dazu sieht man vor allem normschöne Frauen. Also wieder male Gaze.

Dann gab es mal eine sogenannte Reality-TV-Show, die den Begriff beinhaltete. Die Show bestand nur aus sexistischen Klischees. Die Werbung für diese Show wurde mehrfach als frauenverachtend kritisiert und der Werberat schaltete sich ein. Im Zuge dessen wurde der Begriff Milf entfernt.
https://www.wuv.de/medien/joyn_lenkt_ein_keine_milf_plakate_mehr

Spätestens da ist der Begriff bekannter geworden.

Nun, ist es aber so, dass es nichts Neues, dass man Frauen nach ihrer Fuckability beurteilt. Frauen werden in unserer Gesellschaft nach wie vor sexualisiert und objektifiziert. Das zeigt sich an den stets wiederkehrenden Debatten über Bekleidung, Darstellung von Frauen in der Werbung und und und

Das hat es schon vor diesem Begriff gegeben.

Neu ist, dass es nun auch Mütter trifft. Früher waren das asexuelle, liebevolle und aufopferungsvolle Wesen, die nur dazu leben, um ihre Familie glücklich zu machen. So viel zu dem alten Bild der Mutter.

Jetzt wird das Bild der Mutter mit dem alten Frauenbild der sexuell verfügbaren Frau verknüpft.

Im Zuge des Selbstoptimierungsdrucks ist der Aufgabenbereich einer Mutter erweitert worden. Sie soll nun auch fickbar sein.

Helfen tut das nicht gegen den Jugendwahn und Schönheitsdruck bei Frauen. Im Gegenteil. Jetzt müssen auch Mütter normschön und jugendlich aussehen. Einen Körper haben, dem man die Kinder gar nicht ansieht.

Es geht alles noch einen Schritt weiter. Man hat sich als Frau gefälligst danach zu richten, dass man als fickbar wahr genommen wird und man hat sich gefälligst darüber zu freuen, wenn man als fickbar wahr genommen wird. Denn bei einer Frau ist ja nur eins wichtig: dass man sie als sexuell attraktiv wahr nimmt.

Das ist die Abkürzung für “Mom I’d like to fvck”. Insofern soll es anscheinend ein Kompliment sein, was es allerdings keineswegs ist. Eher sehr unangenehm und herablassend eine Frau so zu nennen.

Ich finde diese Bezeichnung nach der ursprünglichen Erklärung amerikanisch-vulgär; auf dem Niveau von Trump & Co.

Für mich bedeutet es: Midlife Female, was die gleiche Gruppe von Frauen bezeichnet aber nicht vulgär.