Warum werden die Bahn Streiks immer länger?

1 Antwort

Weil das Angebot der DB eher als Frechheit zu bezeichnen ist, statt als Angebot.

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Dazu kommt, dass die DB frühestens im März 2024 die erste Gehaltserhöhung geben möchte. Unter Beachtung der sich im Gespräch befindlichen 200€ Inflationsausgleichsprämie wäre diese "Erhöhung" für die allermeisten dann sogar eine GehaltsKÜRZUNG. Außerdem bringt die Inflationsprämie absolut nichts im Bezug auf die Einzahlung in die Rentenkasse, sämtliche betroffene Angestellte haben also später mal Nachteile dadurch.

Ebenso sind 27 Monate Laufzeit im Gespräch, das ist viel zu lange. Das sind über 2 Jahre. Bei der letzten Tarifverhandlung wurde eine minimale Erhöhung beschlossen, die netto ein paar Euro betrug. Mittlerweile hatten wir im Jahr 2022 aber eine Inflationsrate von etwa 8%, für das Jahr 2023 sind weitere 6-8% vorhergesagt worden. Das Geld wird also dringend benötigt, da die allermeisten DB-Mitarbeiter deutlich unter dem Landesdurchschnitt verdienen. Selbst einige der "oberen Gehälter", die insgesamt nur 8 statt 10% mehr bekommen sollen, sind unter dem Landesdurchschnitt.

Ein gewisser Herr Lutz bekam zuletzt selbst 10% mehr. Hier sprechen wir aber nicht von 40.000€ Jahresbrutto, sondern von mittlerweile 990.000€ (und da kommen noch dicke Prämien dazu). Selbst Herr Seiler ist Millionär, gönnt den anderen aber nicht die Butter auf dem Brot.

Die DB-Mitarbeiter geben schon immer ihr bestes, selbst während Corona lief der Betrieb ganz normal weiter. Dazu gab es zusätzliche Belastungen durch die Coronaregeln, aber kein Ausgleich durch Geld oder Freizeit. Gleichzeitig wird allerdings auch verlangt, dass man immer bereit ist, für erkrankte Kollegen einzuspringen und auf Familie und Freizeit zu verzichten. Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Landesweit herrscht großer Personalmangel. Drei Mal darf man raten weshalb.

Wenn künftig nicht noch mehr Züge ausfallen sollen, dann wird es endlich Zeit diese Berufe durch höhere Gehälter attraktiver zu machen. Wer geht freiwillig für 36.000€ jährlich zur Bahn, wenn man bei Porsche, Mercedes oder anderswo in der freien Wirtschaft 45.000€ und mehr verdient und dort auch die Zulagen und Prämien deutlich höher sind? Genau.

Daher gibt es nun einen weiteren Warnstreik, um den Arbeitgeber unter Druck zu setzen. Allerdings muss die EVG aufpassen. Denn bei einem Warnstreik gibt es kein Geld für die Arbeitnehmer. Weder aus der Streikkasse, noch vom Arbeitgeber. Viele haben sowieso schon zu wenig Geld und können sich das auf Dauer nicht leisten. Die Urabstimmung muss also bald erfolgen, sonst finden die Streiks wahrscheinlich bald ein Ende.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Fahrdienstleiter bei der Deutschen Bahn
 - (Bahn, Ticket, Zug)
Primisent 
Fragesteller
 12.05.2023, 00:42

Danke für deinen Hilfreichen und Ausführlichen Antwort!

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