Warum schmeckt es mit Strohhalm besser?

4 Antworten

Überraschenderweise ist die Antwort darauf komplizierter als gedacht. :)

Kurzgesagt: durch den Strohhalm umgehst du eine große Menge an Duftsignalen (Volatile Organic Compounds - kurz VOC) und gibst einer kleineren Menge des Getränkes die Zeit, auf deiner Zunge warm zu werden und den intensiveren Duft an deine Nase in einer kleineren Menge abzugeben. Deine Zunge sendet also hauptsächlich die Signale und deine Nase gibt ein bisschen Information mit.

Ohne Strohhalm wird zuerst deine Nase und dann dein Mund mit einer wesentlich größeren Menge an Duft- und Geschmackstoffen überflutet. Deine Nase schmeckt also viel mehr mit und du hast ein größeres Feuerwerk an Signalen, welches auch gerne schnell "ausbrennt". Ein Gewöhnungseffekt, Quasi.

Selbiges Problem haben interessanterweise Hersteller von Raumdüften, welche gerade sehr viel Entwicklung in sich "verändernde" Düfte stecken, damit ein Gewöhnungseffekt durch Reizüberflutung nicht dazu führt, dass Kunden das Produkt als schnell Leer betrachten.

Quelle: Fine Cooking Magazine

Das wird in Versuchsreihen von Geschmacksdesignern ermittelt und zwar speziell auf die Trinksituation zugeschnitten.

Warum schmeckt es nun aus dem Glas völlig anders? Weil hier der Geruchssinn mit eine Rolle spielt: Beim Trinken aus dem Glas "hängt" die Nase im Glas und nimmt auch den Geruch des Getränks auf. Beim Trinken mit Halm aus einer geschlossenen Packung ist das nicht der Fall.

Beim trinken mit einem Strohhalm kommt so gut wie kein Sauerstoff mit dem Getränk mit in den Mund/Rachenraum, daher atmet man logischerweise durch die Nase. Und nimmt daher den Geschmack auch zum Teil über die Nase wahr, besser gesagt über die Rezeptoren dort.

Das ergibt ein völlig anderes Geschmacksbild als das, was beim trinken aus einem Glas entsteht. Dort zieht man auch immer ein wenig Luft ein, die dann aber im Mund/Rachenraum zusammen mit dem Getränk vermischt wird bevor wir schlucken. Und der Geschmack wird nur über die Mundrezeptoren aufgenommen.

Dadurch nehmen wir den Geschmack einfach anders wahr, auch wenn es dasselbe Getränk ist.

Es kommt auf der Zunge mit anderen Geschmacksrezeptoren in Berührung.