warum kommt es zur radikalisierung und zur terrorherrschaft in der französischen revolution?

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Es gab auch Gegner der Revolution, die sich wehrten bzw. gegen sie und ihre Anhänger kämpften. Krieg und Bürgerkrieg fanden seit 1792 bzw. 1793 in vielen Gebieten statt.

Die Veränderunen der Revolutionäre in der Kirche führten zu religiös aufgeladenen Streitigkeiten.

Eine starke Polarisierung (Hinneigung zu weit auseinanderliegenden Standpunkten, die sich in scharfen Gegensatz gegenüberstehen) war eingetreten. Die Umstände trieben eine Radikalisierung voran. Es herrschten Notstandsbedingungen. Die Französische Revolution war zu dieser Zeit sowohl von außen (Erster Koalitionskrieg seit 1792) als auch von innen (Aufstände und gegenrevolutionäre Bewegungen, z. B. in der Vendée seit März 1793) von bedroht. Im Sommer 1793 drangen Armeen gegnerischer Monarchen von Norden und Osten vor, Aufstände und gegenrevolutionäre Bewegungen hatten 60 von 83 Départements erfaßt, im Westen und Süden gab es britische Angriffe. Außerdem war die Wirtschaftslage sehr schwierig (Inflation mit ansteigenden Preisen, zunehmendes Haushaltsdefizit, Versorgungsprobleme). Es wurden energische Maßnahmen und straffe Führung, wie sie 1793 – 1794 vor allem vom Wohlfahrtsausschuss (Comité de salut public) ausgeübt wurde, gefordert.

Ursachen der Radikalisierung

  • mangelnde Fähigkeit und Bereitschaft des Königs, sich dauerhaft auf eine konstitutionelle Monarchie einzulassen, wodurch Befürwortern der Revolution schließlich die Errichtung einer Republik richtig erschien
  • starke Polarisierung (grundsätzliche Gegensätzlichkeit), z. B. zwischen Revolutionären und Gegenrevolutionären
  • starke Gefährdung Frankreichs und der Revolution durch Krieg und Bürgerkrieg, wodurch entschlossenes und energisches Handeln, auch mit harten Maßnahmen, zur Rettung geboten war
  • ansteigender Rückhalt der Montagnards im Nationalkonvent (Convention nationale), dem Parlament
  • Unterstützung durch die einfache städtische Volksmenge, mit Nutzung deren Aktionen (vor allem ein Aufstand 31. Mai - 2. Juni 1793) zur Ausschaltung der gegnerischen Gruppe der Girondisten, wobei die Montagnards die Sansculotten aber unter ihrer Kontrolle zu halten bestrebt waren
  • Die Bedrängnis und Bedrohung des Staates Frankreich und der Französischen Revolution brachte bei Patrioten/Anhängern der Revolution eine verhältnismäßig hohe Bereitschaft hervor, energische Maßnahmen gutzuheißen, die als für deren Verteidigung und Aufrechterhaltung erforderlich dargestellt wurden. Wer grundsätzlich die Revolution bejahte, konnte nicht gut alles ablehnen, solange nach Recht und Gesetz gehandelt wurde. Ein Bedürfnis war groß, sich gegen äußere und innere Feinde zusammenzuschließen.
  • Es gab Herausforderungen durch Existenzbedrohungen (Krieg und Bürgerkrieg) und Druck durch Schwierigkeiten (schlechte Lage der Wirtschaft, mit teilweisen Versorgungsengpässen.
  • Ein hoher Grad politischer Mobilisierung aufgrund der Revolutionsereignisse (z. B. in Bewegung geratene städtische Volksmengen mit politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen wie den Sansculotten in Paris) war eingetreten. Dies war ein Grund für „Schreckensherrschaft“, weil aufgrund der Bedrohung energische Maßnahmen zur Erhaltung des französischen Staates und der Revolution erforderlich waren. In einer aufgeheizten politischen Stimmung war die Neigung zu nachdrücklichem Eingreifen groß.
  • Weltanschaulich gab es eine starke Neigung, Auseinandersetzungen als Kampf zwischen Guten und Bösen zu verstehen und das Verhalten in politischer Hinsicht in starkem Ausmaß zu einer Frage der Tugendhaftigkeit zu erheben und grundsätzlich abweichenden politischen Standpunkten wenig Spielraum zu geben.

eine Darstellung der Ereignisse.

https://langzeitarchivierung.bib-bvb.de/wayback/20190716085804/https://www.historicum.net/de/themen/franzoesische-revolution/einfuehrung/verlauf/artikel/v-radikalisier/