Warum ist die AFD in Ostdeutschland so beliebt?
Hi,
warum ist eine solche Partei in Ostdeutschland so beliebt?
11 Antworten
Sie haben generell ein geringeres Vertrauen in den Staat, die Demokratie, die Marktwirtschaft. Ihre Erfahrungen damit sind anders, deutlich negativer als im Westen. Dazu haben sie weniger Erfahrungen mit Ausländern und Migranten, weshalb sie denen kritischer, ablehnender gegenüberstehen.
All das nutzt die AfD und spricht vor allem OstDeutsche mit ihren Themen und Sprüchen an.
Wir warteten auf die versprochenen blühenden Landschaften, statt dessen wurde die ganze Wirtschaft platt gemacht. Wer schon etwas älter ist, hat mit dem Staat so gar nichts am Hut. Arbeit hatten wir größtenteils alle, die Miete und der ÖPNV kosteten nur ein Bruchteil dessen, was man heute auf den Tisch legen muss. Für 20 Pfennig hat der Briefträger die Post bis in den 3. Stock gebracht. Ausländer hatten wir auch, Vietnamesen, Angolaner usw. waren auch unsere Kollegen, keiner hat sich um seine Hautfarbe moniert. Die meisten AFD-Größen kommen bekanntlich aus dem Westen. Geschenkt wallen wir nichts, wir wissen, wie man arbeitet. Ich habe davon 45 Jahre gelebt und satt geworden. Ein Dach über den Kopf hatte ich auch immer, allerdings keine Villa.
Weil sie dort auf einen festen Grundstamm an Unzufriedenen und Abgehängten, oder sich abgehängt Fühlenden, trifft.
Das weiß die AfD geschickt auszunutzen und bedient rassistische Ressentiments, bzw. alles, was man gegen den Staat verwenden kann. Corona, Ukrainiekrieg und Energiewende kommen da als Verstärker gerade recht, um die Ablehnung des Staates zu demonstrieren.
Quent sieht auch „sozialstrukturelle Gründe“ für die starke AfD im Osten, etwa die Abwanderung von Männern in den Westen in den 1990er Jahren.
Bundestagswahl - Warum die AfD im Osten stark ist
Fünf Gründe, warum die AfD im Osten so stark ist - Südkurier
„Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten“: Brisante Kommunikation von Springer-Chef Döpfner veröffentlichtHistoriker: Im Osten lebt der Antiamerikanismus der SED weiterEinflussreich gegen EuropaStand: 24.03.2022 18:11 Uhr
Die Kontakte von AfD-Politikern zu einem kremltreuen Oligarchen sind noch enger als bekannt. Dokumente, die WDR, NDR und SZ vorliegen, zeigen zudem eine enge Verzahnung der europäische Rechten mit der Propagandamaschine des Oligarchen.
Russland und die AfD: Einflussreich gegen Europa
Moskau und die AfD - Parteienfinanzierung aus Russland
Russland finanziert AfD-Propagandahttps://www.fr.de/meinung/russland-finanziert-afd-propaganda-11654992.html
,,Die Ossis sind entweder Kommunisten oder Faschisten“
Die sind nicht weit auseinander.
Das geht bis auf die Nachkriegszeit zurück. Da „der Osten“ und spätere DDR von der Sowjetunion kontrolliert wurde, welche ja im Grunde das gleiche radikal totalitäre Überwachungs-Regime war wie es Russland heute ist, und die damaligen ostdeutschen Bewohner mit antiwestlicher und antilinker Propaganda so lange bearbeitet wurden, bis sie gar nichts anderes mehr hören wollten, war diese Mentalität auch nach dem Mauerfall schwer aus den Köpfen rauszukriegen. Da man damals einen sehr konservativen, fremdenfeindlichen und vor allem egoistischen Grundsatz lebte, wurden jene Werte auch an die Kinder und Kindeskinder weitergegeben.
Da diese Werte im sozialdemokratischen vereinten Deutschland politisch nicht mehr so gelebt werden (außer vielleicht von der AfD), sind diese Menschen sehr verzweifelt, überfordert und unzufrieden. Und Menschen die unzufrieden und ungebildet sind, wählen dann den einfachsten Weg. In dem Fall eine Partei wählen die zwar verfassungsfeindlich und rechtsextrem ist, dafür aber (angeblich) Schuldige an den Pranger stellt und laut jammert.
Ich sehe mehrere Ursachen. Die Wähler der AfD sind überdurchschnittlich ältere Männer. Der Osten ist überaltert und Frauen sind häufiger weggezogen. Auch Akademiker und hochqualifizierte Leute haben den Osten häufiger verlassen. Der Anteil der Menschen ohne Berufsausbildung ist höher. Der Anteil der Landbewohner ist höher. Bei gleicher sozialer Struktur würde es im Westen auch anders aussehen.
Dazu kommt die fehlende Erfahrung mit der Demokratie nach dem Krieg. Nach der NS-Diktatur folgte ein sehr ähnliches System. Mit dem Schwerpunkt einer geschlossenen kleinbürgerlichen Welt. Man wollte zwar die finanziellen Vorteile des Westens, die Härte der Marktwirtschaft aber nicht. Den Zusammenhang erkennen die Leute nicht, sie erwarten gleichen Lohn für gleiche Arbeit. So wie sie es im Marxismus gelernt haben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es ein Gefühl der Demütigung durch die Niederlage. Der war ein wesentliches Moment bei der Entstehung des Nationalsozialismus. Auch da sehe ich Parallelen.
Mit anderen Worten: Es wählen diejenigen die AfD, die dem links-grünen faschistoiden Narrativ der gegenwärtigen Regierung nicht folgen wollen...
Du schreibst, "Der Anteil der Menschen ohne Berufsausbildung ist höher".
Woher hast du diese Erkenntnis ?