Warum kam es zum Brexit, was gibt es noch zu dem Thema zu sagen und welche Folgen hätte der Brexit?

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Lieber derkraeftige,

prima, dass Sie sich genauer über das Verhältnis Großbritanniens mit der Europäischen Union informieren.

Hier die Gründe, die für Großbritannien eine Rolle spielen, mit der EU zu verhandeln, ob die folgenden Punkte nicht doch verbessert werden könnten.

Wettbewerbsfähigkeit. Hier denken viele in Großbritannien, dass viele EU-Verordnungen die Wirtschaft Englands behindern und die Wirtschaft nicht das erreichen kann, was ohne die übermäßig große Zahl von EU-Verordnungen möglich wäre.

Transparenz. Hier denken viele in England, dass die Wege der EU-Gesetzgebung für sie nicht durchschaubar sind. Insbesondere ärgern
sich viele britische Bürger darüber, dass sie nach ihrer Meinung von „europäischen" Gesetzen reguliert werden. Da sind viele Gefühle im Spiel.

Bürokratieabbau. Auch hier vermuten die Briten, dass es ohne EU-Verordnungen leichter wäre, Geschäfte zu betreiben.

Mehr dazu weiter unten in meiner Antwort.

Immer wieder wird gefragt, warum die britische Premierminister „aus der EU austreten wolle?“.

Der britische Premiermister möchte allerdings ganz und gar nicht, dass Großbritannien aus der Europäischen Union austritt. Er hat vor zwei Jahren aber einigen einflussreichen Mitgliedern seiner Tory-Partei die Zusage gegeben, über den EU-Verbleib seines Landes eine Volksabstimmung
durchzuführen.

Diese Zusage gab er damals, um die "Brexit-Befürworter" erst einmal "zu beruhigen". Am 23. Juni werden die Bewohner Großbritanniens abstimmen, nachdem Cameron in den letzten Tagen vier "Verbesserungen" für die EU-Mitgliedschaft vereinbaren konnte.

Auf dem von Ihnen erwähnten EU-Gipfel hat Großbritannien nun mit den anderen EU-Staaten vereinbart, dass die EU etwas reformiert wird. Und die EU-Staaten haben zugesagt, dass Großbritannien an sog. „EU-Wanderarbeiter“ zwar weiterhin Kindergeld zahlen muss (auch dann, wenn
deren Kinder gar nicht in Großbritannien leben), aber diese Zahlungen setzen
erst dann ein, wenn ein „EU-Wanderarbeiter“ einen längeren Zeitraum in
Großbritannien gearbeitet hat. Auf diesen Punkt kam es dem britischen Premierminister Cameron besonders an. Mit Flüchtlingen hat dies Thema „Sozialleistungen von nicht in Großbritannien lebenden Angehörigen“ nichts zu tun.

Es gab  noch drei weitere Punkte, die die britische Regierung geändert haben wollte:

Es solle keine „feindliche“ EU-Gesetzgebung zwischen den Staaten mit EURO-Geld geben, die sich auf die britische Währung Pfund und auf den  Finanzplatz London auswirken könne.

Es solle keine Verpflichtung geben, dass Großbritannien nach und nach in einen Europäische Unionsstaat aufgehen und seine eigene Gesetzgebung und die Souveränität seines Parlaments einer „EU-Gesetzgebung ohne nationale Souveränität“ aufzugeben hätte.

Es solle endlich aufhören mit einer unsinnigen EU-Bürokratie und einer Gängelung der Menschen durch EU-Verordnungen. Stichwort: Regelung, welchen Krümmungsgrad Bananen haben müssen. Mit derartigem Unfug solle Schluss ein.

Nun sieht es tatsächlich so aus, dass viele anderen Staatschefs das so ähnlich, wie Cameron, sahen. Auch unsere Bundeskanzlerin hat nach meinem Eindruck viel Verständnis für die Reformbestrebungen, die Cameron eingefordert hat. Und nun werden die britischen Bürger am 23. Juni darüber abstimmen, ob sie jetzt weiter in der EU bleiben sollten – oder eben nicht. Das ist wahre Demokratie.

Ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU würde den verbleibenden EU-Länder schwer schaden. Nicht nur wirtschaftlich; sondern auch politisch. Denn Großbritannien ist ein politisches Schwergewicht in dieser Welt. Einen riesigen Schaden würde ein Ausscheiden Großbritanniens für das EU-Mitglied Irland bedeuten; denn mehr als die Hälfte der gesamten Exportkraft Irlands wird in Geschäften mit Großbritannien gemacht. Und zwar zollfrei; so wie es eben in der EU üblich ist.

mychrissie  24.06.2016, 09:09

Großbritannien hat sich heute dafür entschieden, Kleinbritannien zu werden.

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Mir fällt auf, daß die Diskussionen um die Ursachen des Brexit überwiegend mit pauschalen, allgemeinen Argumenten geführt werden. So als wollte man unverbindlich bleiben und wüßte selbst nicht genau warum.

Dabei müßte man sich nur die Gründe der Brexit-Befürworter genauer ansehen.

Statt dessen kommt man auch mit Scheinargumenten, wie die jüngeren Wähler haben mit überwiegender Mehrheit für den Austritt gestimmt und verschweigt aber, daß der Anteil der jüngeren Wähler, die zu den Wahlurnen gegangen sind, sehr gering war.

Jede Demokratie hat ihre dunkle Stunde, nämlich dann, wenn die ignorante, dumpfe Mehrheit des "Demos" die Möglichkeit hat, den politischen Fortgang zu bestimmen.

Deutschland hatte den 1933. "Groß"britannien eben heute.

Demokratie ist die relativ beste Staatsform. Eine ideale ist sie nicht, weil nämlich Dummheit deutlich weiter verbreitet ist als Klugheit. Und Ignoranz weiter als politisch informiert zu sein.

Das hat den Grund, dass auch der Mensch eine relativ gelungene Spezies ist. Die beste sicher nicht. Benn sagt: "Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch". Kommentar überflüssig, höchsten eine kleine Entschuldigung bei den Schweinen.