"Wandern ist rassistisch". Diese These von Aktivisten hat es nun in die Öffentlichkeit geschafft. Ist das ein vorverlegter April-Scherz?

Fotograf1986  13.10.2021, 04:05

Wo wird jetzt behauptet das Wandern rassistisch wäre? Davon war im Video nix zu sehen

run41 
Fragesteller
 13.10.2021, 10:58

In dem Instagram Post, um den es geht. Wenn du nur 9 Sekunden des Videos geguckt hättest, wüsstest du das.

4 Antworten

Jetzt mal zur Klärung der Fronten:

Die Bild-Zeitung ist bekannt als ein bewusst spalterisches und äußerst konservatives Boulevardblatt. Umso besorgniserregender ist, dass die Bild ihre Meinungsdiskussionen im Youtube-Kanal wie seriöse Nachrichtenformate aufmacht. Das überwiegend bildungsferne Publikum der Bild läuft Gefahr, seriöse Berichterstattung nicht mehr von derartigen Feuilleton-Beiträgen unterscheiden zu können und letztere ernster zu nehmen als es das bräuchte.

Der Beitrag von The North Face kann in diesem Video nur zum Teil gelesen werden. Die Firma zitiert dabei die Aktivistin Emilia Zensile Roig, mit der sie in entsprechenden Inklusionsprogrammen zusammen arbeiten will. Man holt sich also (durchaus werbewirksam) eine gewisse Expertise ins Gremium, um die Mittel effektiv zu verteilen, die man in solche Projekte hineinstecken will. Es handelt sich also erst einmal nicht um ein Zitat von The North Face und zweitens ist es durchaus begrüßenswert, die Auseinandersetzung mit der Natur und die Begeisterung dafür generell niederschwelliger zu machen. Dabei ist der Beitrag vom 12. Oktober 2021 jedoch nicht der Anfang einer kurzlebigen Werbekampagne zum Ankurbeln des Konsums, wie es hier dargestellt wird. The North Face fährt diese Linie schon deutlich länger und konsistenter.

Was ist dran an dem Zitat? Ich selbst bin ja viel "outdoors", also als Bergsteiger unterwegs und durch die Auseinandersetzung mit der Historie des Bergsports kenne ich auch die Hintergründe, wie es zu einem solchen Zitat gekommen sein könnte. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass man im "richtigen" Gelände (also nicht so Autobahnen wie zwischen Auronzo- und Dreizinnenhütte) kaum andere Leute außer weiße Männer sieht, ab und zu gespickt von ihren ebenfalls weißen Freundinnen (aber in den meisten Fällen bis heute mit einem rhethorischen Gefälle). Und wenn man in die Geschichte blickt, waren es im Bergsport eigentlich immer die weißen Europäer / Amerikaner, die wichtige Berge bestiegen ("erobert", wie man eine Zeit lang sagte) haben. Insbesondere an den Bergen im Himalaya hat sich zeitweise eine Tradition etabliert, Berge auf Nationen aufzuteilen, so wurde der Nanga Parbat als "der deutsche Schicksalsberg" bezeichnet, obwohl er ja in Pakistan steht und allenfalls das Schicksal einzelner Bergsteiger mit diesem Berg in Verbindung steht, während es vor Ort Dörfer und Regionen gibt, deren Schicksal viel enger mit dem Berg verknüpft ist. Aber auch im Europa, speziell in den "strengeren" Westalpen war das Besteigen höherer Berge lange eine Domäne wohlhabender Briten und adeliger Festlandeuropäer, während die ansässige Bevölkerung landwirtschaftlich geprägt eh schon genug Mühe mit dem Berg hatte, bzw. allenfalls als Bergführer Angeheuert wurde. In den Ostalpen waren bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein eher die städtischen Akademiker oder auch ortsansässiges Bürgertum (bspw. Dorfpfarrer, -Lehrer) alpinistisch aktiv, die Gründungen von Alpenvereinen fallen nicht ohne Zusammenhang mit den Gründungen vieler Studentenverbindungen zusammen.

Ich kann also das Zitat im genauen Wortlaut sehr gut nachvollziehen und sogar bestätigen:

Wandern und Outdoor-Aktivitäten werden als eine weiße, männliche und bürgerliche Domäne wahrgenommen

Das bedeutet freilich keineswegs, dass der heutige Outdoor-Bereich sich irgendeinen Vorwurfmachen muss. Die Natur ist für alle da und gehört niemandem. Ich denke, es werden sich unter den Leuten, die wandern gehen, kaum welche daran stören, was für eine Hautfarbe, Geschlechtsidentität, Religion, sexuelle Orientierung oder sozioökonomischen Status jemand hat, den man gerade im Vorbeigehen grüßt, der auf der Hütte im Matratzenlager neben einem liegt oder der einem in einer alpinen Notsituation hilft.

Fakt ist jedoch: Der allergrößte Teil der potentiellen Vorbilder in diesem Sektor ist nun mal weiß, männlich und bürgerlich. Und ein Outdoor-Hersteller, der durch sein Sponsoring Athleten medial eine Vorbildfunktion verleihen kann, kann mit seinen Entscheidungen, wen er fördert, in dieser Hinsicht einen wertvollen Beitrag zur Inklusion bislang unterrepräsentierter Gruppen leisten. Eine solche Ausrichtung hat rein gar nichts damit zu tun, "weißen bürgerlichen Männern" das Wandern zu vermiesen (und ganz ehrlich: Alle, die sich durch sowas von Outdoor-Aktivitäten abgestoßen fühlen, sollen ihrem Ekel mit Handkuss nachgehen und der Natur fern bleiben!) sondern im Gegenteil das, was WBMs genießen können, auch für weniger privilegierte Gruppen der Gesellschaft zugänglich zu machen. Die Feststellung in dem Zitat, dass "die Natur niemandem gehört", spricht ja genau das an: Es sollen sich alle zum Entdecken der Natur eingeladen fühlen, niemand von denen, die sich bei Outdoor-Aktivitäten erholen, hat irgendwelche Besitzansprüche, mit denen anderen der Zutritt verwehrt werden kann.

Daher würde ich diese Kampagne und auch das Zitat nicht so runterbuttern wie es die Bild-Redakteure tun. Zumal unter den Vortragenden in diesem Video ganz offensichtlich niemand dabei ist, der im Outdoor-Bereich in irgendeiner Weise eine Fachautorität besitzt. Es scheint, als würde man dieses Zitat bewusst fehlinterpretieren, um politisch Stimmung gegen "linksgrünversifft" zu machen.

run41 
Fragesteller
 13.10.2021, 11:09

Sorry, aber das ist nun wirklich nicht mehr nachvollziehbar.

Solche Worte für so ein Thema zu finden...

Denn man könnte es auch ganz einfach mit einer simplen Wahrheit abkürzen.

Jeder kann jederzeit raus gehen und wandern gehen!

Völlig unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder sonst irgendetwas.

Wenn da irgendein Bild hauptsächlich von "weißen Männern" geprägt wurde, dann ist das eben so. Was daran ist schlimm?

So gesehen muss man doch eigentlich sagen: Dann hätten Dunkelhäutige eben auch mal anfangen müssen zu wandern.

Es gibt nirgendwo irgendetwas, was auch nur im Entferntesten darauf hindeuten könnte, dass die Aktivität "Wandern" nicht zugänglich wäre für Schwarzafrikaner beispielsweise.

Deutschland ist ein freies Land! Da kann jeder wandern genauso wie jeder atmen kann!

Niemand wird vom Wandern abgehalten!

Jeder kann einfach los laufen! Das geht sogar ohne Wanderschuhe und ohne "The North Face" Jacke. Mache ich nämlich selbst auch.

Es ist mir egal wie verblödet und inkompetent die paar Laberköpfe bei der "Bild" sind. Aber das, worum es da geht - dieser Instagram Post - das ist einfach nur noch Wahnsinn.

"Wandern und Outdoor-Aktivitäten werden als eine weiße, männliche und bürgerliche Domäne wahrgenommen"

Betonung liegt auf "wahrgenommen". Subjektiv also. Da wird irgendein Fass aufgemacht zu irgendeinem Thema und zack auf einmal ist dies und jenes "rassistisch".

Wenn ich das meinen ausländischen Freunden erzähle.... Die lachen sich alle krank!

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Avicenna89  13.10.2021, 12:11
@run41

Ich gebe dir in einigen Punkten vollkommen Recht:

  • Jeder kann jederzeit raus gehen und wandern.
  • ein Bild, das einmal durch bestimmte Umstände geprägt wurde, ist halt so. Man muss es nicht übernehmen. Daher ist daran auch grundsätzlich nichts schlimm. Frei nach den Ärzten: Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist, es ist nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.
  • Bei der Bild sind verblödete und inkompetente Laberköpfe.

Es gibt aber auch Dinge, da bitte ich dich um den Versuch eines Perspektivenwechsels (du musst dann nicht die Meinung annehmen, dich aber zumindest auf meine Erklärung einlassen)

  • North Face geht gewiss nicht hin und behauptet, Outdoor-Aktivitäten seien rassistisch, damit würden sie sich bei ihrem Geschäftsmodell ins eigene Fleisch schneiden. Du betonst selbst (wie ich auch), dass lediglich die Wahrnehmung von Outdoor-Aktivitäten durch ein bestimmtes Bild geprägt wurde. Das ist historisch nicht von der Hand zu weisen, das habe ich bereits anhand von Beispielen aufgeführt und ich bin noch nicht einmal auf die Rolle der an vielen "Gipfelsiegen des weißen bürgerlichen Mannes" beteiligten einheimischen Träger und Fremdenführer. Es handelt sich um ein Zitat einer Aktivistin, die künftig mit North Face zusammenarbeiten will, um dieses Bild auf eine vielfältigere Art und Weise in der Zukunft mitzuprägen. Auch hier wird wieder "nur" ein Bild geschaffen, das dann halt so ist. Daran wird nichts schlimmer sein als am alten Bild.
  • In keiner Silbe wird in dem Instagram-Post behauptet, Wandern (oder andere Outdoor-Aktivitäten) seien rassistisch. Daher halte ich den Instagram-Post auch für differenziert genug, um ihn nicht als Wahnsinn abzutun. Hier sehe ich eine bewusste Fehlinterpretation seitens der Bild, um einen Aufreger in Richtung "linksgrünversifft" zu schicken. Die Initiative, Rassismus da hineinzuinterpretieren ging definitiv von den Protagonisten des Videos aus.
  • Es gibt durchaus in anderen Bereichen die Tendenz, Dinge als "rassistisch" abzutiteln. Ich sehe diese Tendenz bei besagtem Post nicht. Dort geht es um Konzepte, Inklusion voranzubringen. Das geht auch, ohne etwas als rassistisch zu beschimpfen. Allerdings ist es zu einfach für Konservative, das eine und das andere in den gleichen Sack zu stecken und draufzuknüppeln, wie es nun die Bild halt mal wieder macht.
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Meine Güte, muss man jetzt bei jedem Political-Correctness Mist dieses Fass aufmachen? Es gibt KEINE Gruppe von nichtweißen Menschen, die mit dieser Sichtweise irgendwelche Forderungen stellt. Irgendein Quassel denkt sich was auf und alle reiten mit.

Ignoriert es einfach, die Bild bedient wieder das Niveau ihrer Leser.

run41 
Fragesteller
 13.10.2021, 03:33

Es gibt noch ganz andere Debatten, die es auch schon in die öffentlich-rechtlichen Medien und dort in die Talkshows geschafft haben.

Ich sehe mittlerweile auch Reportagen vom ZDF, wo die Journalistinnen und der Kommentator beispielsweise "gendern", also wirklich auch sehr seltsam Deutsch sprechen.

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Wilhelm225  13.10.2021, 03:34

Hast du schon mal einen Südländer im Wald gesehen? Eher nicht.

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Ruhrpotter4324  13.10.2021, 03:38
@Wilhelm225

Ich bin nur ein Südländer, der im Ausland riesige Waldflächen besitzt und ständig wandert oder jagen geht. Nein, ich sollte da wirklich den Ball flachhalten.

Seit wann ist wandern bitte ein weißes Ding? Die Käufer von North Face sind vielleicht vermehrt irgendwelche Skandinavier oder so, ja, aber das heißt gar nichts.

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Wilhelm225  13.10.2021, 03:40
@Ruhrpotter4324

Irgendwann wirst du dich frei machen von diesem dummen Gelaber und die Welt so sehen, wie sie ist.

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Ruhrpotter4324  13.10.2021, 03:43
@Wilhelm225

Ach Wilhelm, komm du erstmal aus deinem Haus raus, dann reden wir weiter

Die Leute im Ausland sind viel naturverbundener als die Deutschen, auch die Waldflächen sind in einigen Ländern viel größer als hier in Deutschland.

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Und wo soll wandern jetzt rassistisch sein? Da wird mit keinem Wort gesagt das wandern rassistisch ist. Sondern der Sport Artikel Hersteller North Face ist in seiner Firmen Politik rassistisch.

Kein Ausländer wird dafür diskriminiert wenn er wandern geht. Du hast da einfach was falsch verstanden und verwechselt.

Avicenna89  13.10.2021, 09:09

Kannst du die Aussage, North Face sei in seiner Firmenpolitik rassistisch, auch nochmal für intelligente Menschen erklären? Mir erschließt sich das aus dem Video nicht ganz.

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Fotograf1986  13.10.2021, 13:48
@Avicenna89

Ich bin nicht der Ansicht das North Face rassistisch ist. Das wird in dem Video so dargestellt.

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Das ist nicht rassistisch, das ist Fakt. Ich persönlich kenne wenige aus dem Südlichen Ländern die wandern. Der böse Jackenhersteller wollte jetzt speziell die ansprechen und sie dazu bewegen.

Diese Schweine, wie können sie es wagen? Jetzt wollen sie auch Leute mit Migrationshintergrund dazu bringen zu wandern. Die sollen tatsächlich was für ihre Gesundheit machen und lernen die Natur zu schätzen und zu schützen.

In was für eine Welt Leben wir? 🤦🏻‍♂️

Fotograf1986  13.10.2021, 04:02

Mal ne Frage

Wie viele Weiße kennst du und wie viele davon wandern?

Und wieviele Ausländer kennst du?

Wenn du 30 Weiße kennst, aber nur 3 Ausländer, ist es kein Wunder, das du mehr Weiße kennst die wandern.

Ich kenne viele "Ausländer" die wandern. Mich selbst eingeschlossen

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SirAndiusNr2  13.10.2021, 04:11
@Fotograf1986

Man ist ja schonmal unterwegs und sieht einige Leute. Ausländer sieht man da schon. Aber weniger aus den südlichen Ländern oder afrikanischen Ländern. Wie in meiner Antwort geschrieben.

Ich sage nicht das es keine gibt, nur ist deren Anteil sehr gering. Das haben Umfragen des Unternehmens so ergeben, das deckt sich tatsächlich mit meinem Beobachtungen.

Keine Ahnung was du jetzt für ein Problem hast.

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Fotograf1986  13.10.2021, 04:26
@SirAndiusNr2

Ich habe kein Problem und wollte dich auch nicht angreifen. Tut mir sehr leid wenn sich das so angehört hat. Ich hatte nur eine Überlegung angestellt, wie es dazu kommen kann, das du möglicherweise weniger wandernde Ausländer kennst. Oft liegt das daran, das man verhältnismäßig weniger Ausländer kennt bzw in diesem Land mehr weiße als dunkelhäutige leben. Schaut man mal auf den Jakobsweg z. B sieht man im Jahr nur 35.000 Deutsche. Die anderen 300.000 Pilger kommen aus dem Ausland. Das Selbe auf der Zugspitze, dem PCT in den US usw. Mag sein das in Deutschland weniger Ausländer wandern. Aber vermutlich nur, weil es hier wenig Ausländer gibt. Ich selbst kenne aber mehr Russen und Polen die wandern, als Deutsche.

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