Wären die Bedingungen in der Pflege besser, wenn die nicht profit orientiert wären?

4 Antworten

Vermutlich schon, seitdem Krankenhäuser und Heime privatisiert sind versucht natürlich jeder Betreiber, auch Gewinn zu machen. Das geht nicht so gut wenn man viel Personal angemessen bezahlt.

Wir hatten bis letztes Jahr eine Angehörige im Pflegeheim, etwa 5000€ im Monat kostet so ein Platz, dafür gibts am Morgen 15 Minuten waschen, Essen anreichen udn irgendwie in einen Bademantel wickeln, dann in den Rollstuhl setzen und vergessen bis Mittag. Kurz das Mittagessen reinschaufeln, vergessen bis zum Abend. Nach 18.00h liegen alle im Bett und der Personalstand wird auf 1 Person pro Station runtergefahren.
Wenn zwischendurch mal was ist (Klo, Durst, andere Probleme) kann man klingeln, mit Glück kommt innerhalb von 20 Minuten jemand, mit Pech sucht man 2 Stunden vergeblich nach Personal während Schwiegermuttern im eigenen Mist sitzt und vor Scham weint :(

Nein, warum sollte in einer Branche in der der Staat ganz massiv eingreift, der kleine verkümmerte Rest der privat Wirtschaft, welcher dort aktiv ist, Schuld am Systemversagen sein? Zumal man hier auch nicht wirklich von Privatwirtschaft sprechen kann. Die gesetzlichen Regulierungen in dieser Branche machen private Unternehmen eigentlich zu private public partnerships, welche das Übel aus beiden Welten vereinen.

Wenn Ziel ist jedes Jahr 10% Gewinn zu machen dann wird als erste an Personal Ausstattung und materiellen gespart bei gleichzeitig Preiserhöhung

Ich vermute, dass du glaubst, dass wenn der Staat 100€ für Pflege ausgibt, das gleiche Resultat entsteht, wie wenn die Privatwirtschaft 100€ für Pflege ausgibt. Dies ist allerdings nicht der Fall. Der Staat ist der schlechtere Unternehmern und sollte sich so gut wie immer aus der Wirtschaft raushalten und auf die Dinge konzentrieren die er wirkliche gut kann.

Wenn ein privates Unternehmen wirtschaftet, ist dies in 99% der Fällen effizienter. Soll heißen mit weniger Input, kommt mehr raus.

Das aktuelle System ist eines, welches weitestgehend vom Staat betrieben wird. Man hat die Gehälter der Angestellten vernachlässigt, da man wusste, dass die meisten Pfleger nicht einfach den Job wechseln können. Dadurch konnte man die Pflege viele Jahre günstig halten, bis der Pflegeberuf so unattraktiv war, dass der Nachwuchs fehlte und der demographische Wandel den Druck auf das System erhöhte.

Neue Wege gehen ist in staatlichen Betrieben quasi unmöglich, denn hier gilt das Seniorprinzip. Die Alten wissen wie es "richtig geht" und never change a running system. Junge innovative Köpfe werden von staatlichen Strukturen behindert und mit Bürokratie zu geworfen. Diese Senioren haben die Macht in diesem System. Das verdrängt vor allem Menschen die Dinge verandern wollen und es sorgt für Stillstand und ineffiziente Nutzung der eigenen Rescourcen.

Am Markt entscheidet der Kunde, wer das bessere Produkt hat. Dadurch werden alte Machtstrukturen aufgebrochen und Wandel kommt in die Branche. Neue Wohnkonzepte, Technologien die Pflegerrücken schonen, Technologien die Pflegebedürftigen länger ihre Selbständigkeit ermöglichen aber eben auch Pflege im Ausland, wo Pflegekräfte günstiger wären, vielleicht noch gepaart mit einem schönen Urlaubsflair. Menschen die in dieser Branche arbeiten und einen guten Job machen, würden nachgefragt und dem entsprechend gut bezahlt werden. Am Ende würde eine private Pflegewirtschaft bessere Pflege zu günstigeren Preisen bedeuten.

Natürlich arbeiten private Unternehmen mit Gewinnabsicht, allerdings vergessen viele, dass diese Gewinne meist ins eigene Unternehmen wieder reinvestiert werden. Soll heißen wenn ein Unternehmen feststellt, dass es noch viel Pflegebedarf in Deutschland gibt, dann wird dieses Unternehmen seine Gewinne für den Ausbau der eigenen Kapazitäten nutzen.

Der Staat kann anstatt die Pflege in die eigene inkompetenten Hände zunehmen, sich um die Dinge kümmern die er gut kann. So könnte der Staat zum Beispiel für Wettbewerb auf dem Markt sorgen, aber auch Verbraucherschutz betreiben, so das Alte alleinstehende pflegebedürftige Menschen nicht Betrügern in die Hände fallen. Der Staat könnte sich um die Finanzierung der Versorgung der sozialen härtefalle kümmern oder meiner wegen zumindest dafür sorgen, dass die Sozialkassen reibungslos mit der Privatwirtschaft zusammen arbeiten, oder um internationale Zusammenarbeit bemühen, denn dieses Problem hat ja die gesamte westliche Welt und nicht nur Deutschland. Hier könnte man vielleicht international Synergien finden und von einander lernen.

Wenn Ziel ist jedes Jahr 10% Gewinn zu machen

10 % wovon? Natürlich muss der Betreiber Gewinn machen. Sonst kann er auch zu Hause bleiben.

Nein. Man erwirtschaftet in der Pflege nichts.

Das hat nichts mit Profit, sondern mit Kosten zu tun.