Vor- und Nachteile vom Kolonialismus?

6 Antworten

Der Kolonialismus bezieht sich auf die Herrschaft und den wirtschaftlichen Ausbeutung eines Landes oder einer Region durch eine fremde Macht. Im Laufe der Geschichte hat der Kolonialismus sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die betroffenen Länder und ihre Bewohner gehabt.

Einige mögliche Vorteile des Kolonialismus sind:

  • Die Kolonisatoren können neue Technologien, Wissenschaften und Bildungssysteme in das kolonisierten Land bringen und somit dessen Entwicklung fördern.
  • Der Kolonialismus kann zu einem Austausch von Kultur, Traditionen und Werten zwischen den Kolonisatoren und den Einheimischen führen.
  • Die Kolonisatoren können neue Märkte und Handelsbeziehungen für ihre eigene Wirtschaft erschließen.

Einige mögliche Nachteile des Kolonialismus sind:

  • Die Kolonisatoren können die Ressourcen des kolonisierten Landes ausbeuten und somit zu Armut und Ungerechtigkeit für die Einheimischen führen.
  • Der Kolonialismus kann zu einer Unterdrückung der Rechte und Freiheiten der Einheimischen führen und somit ihre Würde und ihr Wohlergehen beeinträchtigen.
  • Der Kolonialismus kann zu Spannungen, Konflikten und Gewalt zwischen den Kolonisatoren und den Einheimischen führen und somit das Zusammenleben und die Integration erschweren.
Rocker73  13.12.2022, 11:52

Es hat einen Grund, warum die Volkswirtschaften von Ex-Kolonien oft desaströs strukturiert oder monopolisiert sind:

Die Kolonialmächte sahen in den Kolonien Ausbeutungsmöglichkeiten.

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Da muss differenziert werden und zwar doppelt anhand zweier Fragen:

1. Vor- und Nachteile für wen? Die Kolonialmächte oder die Kolonialvölker?

2. Welche Kolonialmachte und welches Kolonialvolk ist gemeint?

1a. Ganz grob kann man wohl sagen, dass der Kolonialismus an Positivem hatte für die Kolonialmächte generell:

Nahrungsmittelimport, auch exotische Früchte und Gewürze. Wir konnten zum ersten Mal in der Geschichte Bananen essen.

Import von industrierelevanten Rohstoffen, die unsere industrielle Entwicklung in Europa beschleunigten.

Erstmalige Möglichkeit des Bereisen und Erforschens fremder Länder, was zweifellos der Wissenschaft zugute kam.

1b. Für die Kolonialvölker wiederum hatte der Kolonialismus auch viel positive Seiten:

Abschaffung der vor allem in Afrika und der islamischen Welt traditionell verbreiteten Sklaverei.

Verbot auch der alten Sklaverei anderer Mächte, also namentlich der muslimischen Araber in Ostafrika.

Rettung von Millionen Menschenleben durch Heilung schwerer Krankheiten wie z. B. der Schlafkrankheit. Der deutsche Pharmakologe Friedrich Karl Kleine konnte somit durch die Entwicklung und Verbreitung des Medikaments Suramin Millionen Schwarzafrikanern das Leben retten.

Missionierung von Eingeborenen und damit verbundene Milderung traditionell grausamer Sitten, vor allem bei zuvor faktisch steinzeitlich lebenden Tribalgesellschaften.

Verbreitung moderner Technik. Angefangen von dem Bau von Eisenbahnlinien und Kraftwerken bis hin zu Autos, Flugzeugen, Fernsehern, Computern, Handys usw., die heute auch in der „Dritten Welt“ genutzt werden.

Verbreitung moderner, republikanisch-demokratischer Administrationsformen anstelle alter Stammesstrukturen oder Despotien.

Heute als Nachwirkung die Möglichkeit vieler Menschen dort, in die entwickelteren europäischen Länder auszuwandern.

2a. Die Nachteile des Kolonialismus für die Kolonialmächte waren unterschiedlich:

Verschwendung von inneren Energien an unter Umständen unproduktive Kolonien. Dies war z. B. der Fall des deutschen Kolonialismus, der die größte Zeit ein Verlustgeschäft und entsprechend umstritten war.

Aufeinanderprallen der Interessen verschiedener europäischer Mächte in der kolonialen Welt, was zu Konflikten oder gar Kriegen führen kann. Etwa den Ausrottungskrieg der Briten gegen die Buren, die Faschoda-Krise, der britisch-italienische Krieg in Äthiopien, die Kriege zwischen Briten und Franzosen in Indien und Nordamerika, die Kriege zwischen Portugal und den Niederlanden sowie zwischen Portugal und England in der malaiischen Welt und so weiter.

Bei entsprechenden Methoden auch Produktion von Schuld bzw. eines schlechten Rufes bei den Kolonialvölkern. Dies trifft vor allem auf den britischen Imperialismus zu, teilweise aber auch auf den belgischen und portugiesischen.

2b. Die Nachteile für die Kolonialvölker wurden hier bereits genannt, wenn auch teilweise falsch, undifferenziert, einseitig oder übertrieben dargestellt. Korrekt ist:

Ausbeutung der Güter eines Landes durch kapitalistische Interessen. Das war vor allem der Fall beim britischen Imperialismus, der weniger der Versorgung Englands mit Lebensnotwendigem, sondern mit Überflüssigem diente und entsprechend expansiv ausgerichtet war.

Vorübergehende Nutzung der Sklaverei in Afrika auch durch westeuropäische Mächte, vor allem Portugals.

Unnötiges Leid in Form von induzierten Hungerkatastrophen durch Einzug von Nahrungsmitteln zur Versorgung der Kolonialmacht oder gar zur Bereicherung dieser in Form von Verkauf der Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt. Diese Schuld trifft fast ausschließlich England. Zwar hat es Hungersnöte etwa in Indien, Afrika usw. auch vor dem britischen Imperialismus schon oft gegeben und sie gibt es auch heute noch, doch haben die Briten vor allem in Indien die Zustände in dieser Hinsicht erheblich verschärft und waren somit letztlich für annähernd 100 Millionen Tote allein durch Hunger direkt oder indirekt verantwortlich.

Unnatürliche Grenzziehungen der Kolonialreiche aufgrund der Rivalität derselben durch Konferenzen wie z. B. die Kongo-Konferenz von 1884/85. Dadurch wurde der Keim zu manchem ethnischen Konflikt gesät.

Brutale Methoden bei Maßnahmen gegen Eingeborene, (Abhacken von Händen indischer Weberinnen durch die Briten, Indianermassaker durch US-Amerikaner, die brutale Menschenschinderei im Belgisch-Kongo König Leopold II., Vergasung von Zivilisten aus der Luft durch Briten (Churchill!) in Mesopotamien, durch Italiener in Abessinien oder durch Spanier im Rifkrieg und selbst in der zweiten Hälfte des 20. Jh. noch die kolonialen Rückzugskriege von Franzosen, Briten und Portugiesen mit manchem Massaker sowie teilweise auch Folter, besonders durch Franzosen (z. B. General Massu).

Insgesamt war der Kolonialismus ein zweischneidiges Schwert. Im Großen und Ganzen überwiegen zwar die positiven Punkte, vor allem für die Kolonialvölker, da diese heute auch die ganzen Segnungen der modernen, von Europäern geschaffenen Technik, Medizin und Zivilisation nutzen können, doch sind die Schattenseiten, besonders im Falle des britischen (sowie zuvor des spanischen Kolonialismus in der Neuen Welt) bedeutend. Wir Europäer hatten davon zwar vorübergehend viel Nutzen, allerdings kann dieser langfristig in einen Nachteil umschlagen und dies scheint heute auch der Fall zu sein (unkontrollierte und hochproblematische Masseneinwanderung aus der Dritten Welt nach Europa).

AIK90  23.04.2023, 06:09

Bei den negativen Seiten wurde die Vernichtung zweier Kulturen (Azteken und Inka) durch die spanischen Conquistadores Cortez und Pizarro nicht erwähnt. Nur die Mongolen haben Ähnliches "geschafft" mit der Vernichtung der persischen Kultur durch Timur Tamerlan.

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calaris  01.05.2023, 07:06
@AIK90

In der Regel fokussiert sich die Aufmerksamkeit der Geschichtsschreibung aber mehr auf die Moderne, also das Zeitalters vor allem des britischen Imperialismus und dessen Anfechtern aus dem kontinentalen Europa. Es geht vor allem um das 19. und 20. Jahrhundert.

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Vorteile hatten und haben bis heute wir Europäer. Reichtum durch Handel, Ausbeutung und Sklaven. Nachteil war das viele Völker vernichtet und Kulturen gezielt ausgerottet wurden. Die friedlichen Kolonien hatte Frankreich. Deutschland hatte zur Kaiserzeit auch noch Kolonien, eine bekannte lag nahe Neuseeland, diese war eine der friedlichsten Kolonien.

Je nachdem aus welchem Blickwinkel man das sieht, hat er den Kolonialmächte durchaus Vorteile gebracht, den kolonialisierten Ländern eher nicht.

Die Kolonialmächte kamen billig an Rohstoffe, die es bei uns nicht gibt. Sklavenhandel war auch ein florierendes Geschäft. Dazu noch exotische Gewürze und Früchte.

Die Länder, die kolonialisiert wurden, sind halt übel ausgebeutet worden. Bei denen könnte man als positiven Aspekt höchstens anführen, dass die Kolonialmächte neueste Technik mitgebracht haben, die dort unbekannt war.

Rocker73  13.12.2022, 11:53

Die neue Technik wurde i.d.R. nur verwendet, um die Macht dort aufrechtzuerhalten oder die dortige Bevölkerung zu massakrieren.

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Panazee  13.12.2022, 11:56
@Rocker73

Ja, die hatten auch neueste Waffentechnik dabei. Ich dachte eher an Fördermaschinen, landwirtschaftliche Geräte, etc.. Natürlich wurden auch die zur Ausbeutung benutzt, aber es war in gewisser Weise doch ein Fortschritt für manche.

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Es gibt nur Vorteile für die Großmächte, die andere Länder wie in Afrika "wirtschaftlich" kolonisieren und deren Ressourcen "plündern".