Voll, voller, am vollsten - Warum?
Warum kann man voll steigern? (Laut wiktionary?) Auf diese Frage bin ich gestoßen, als ich gelesen habe, dass Personaler gerne nachfragen, warum man "nur" zur vollen und nicht zur vollsten Zufriedenheit gearbeitet habe. Aber wenn es voll ist, kann man es nicht voller machen, weshalb eine Steigerung unsinnig ist. (Analog dazu: leer, leerer, am leersten). Weiß jemand, woher das kommt und nicht endgültig im Sumpf der Umgangssprache ersoffen ist?
Und falls im Bewerbungsgespräch die Frage auftauchen sollte, warum man nur zur vollen Zufriedenheit gearbeitet habe, dann antwortet man einfach, dass der ehemalige Chef immer um ein sehr gutes Deutsch bemüht war und voll für nicht steigerbar hält. Die Gegenseite wird dem nichts entgegensetzen können, schließlich will sie nicht dastehen, als könne sie kein richtiges Deutsch.
11 Antworten
Nach, sagen wir mal, vier Bier bist du vielleicht schon voll. Nach acht Bieren sicher voller als mit vier. Und als du den Rausch deines Lebens hattest, warst du am vollsten. Wie du an dem Beispiel siehst hat das scheinbar gleiche Wort oft seine unterschiedlichsten Einsatz- und somit Bedeutungsmöglichkeiten. Es gibt sicher viele Fälle, wo voll zu steigern wirklich keinen Sinn macht, aber eben auch andere Fälle, wie du ja selbst im Zusammenhang mit Bewerbungen ganz richtig selbst ein Beispiel nanntest, wo die Steigerung sehr wohl Sinn macht, eben um "verdeckt" mitzuteilen, wie sehr sich ein Mitarbeiter bewährt hat.
Wann warst Du zuletzt mit Deinen Kumpels richtig einen heben? Das muss lang her sein, sonst wüsstest Du noch, dass "voll - voller - am vollsten" durchaus möglich ist!
Das Bundesarbeitsgericht hat vor vielen Jahren entschieden, dass das Arbeitszeugnis vom "Wohlwollen des Arbeitgebers" getragen sein muss (weil es das weitere Berufsleben des Arbeitnehmers nicht erschweren soll). Vor diesem Hintergrund hat sich eine Zeugnissprache entwickelt, in der schlechte Arbeitsleistungen "vornehm" umschrieben werden. Daraus hat sich die sprachlich unkorrekte Steigerung von "voll" entwickelt.
voll heißt ja nicht "randvoll" sondern, daß das normalmaß erfüllt ist. Ein Zug kann voll sein, aber trotzdem kann sich noch einer reinquetschen. Es gibt auch den Zustand, daß etwas überfüllt ist. Im Gegensatz zum Adjektiv "Perfekt" das man nicht steigern kann oder " das einzige..." was eher als Unsitte auftaucht, wenn jemand "das einzigste..." sagt, ist voll in sofern schon korrekt und logisch steigerbar.
das hat damit zu tun, dass in der Beurteilung nichts negatives stehen darf. Die findigen Kaufleiten haben daraufhin einfach ihr gutes negatives Beurteilungssystem aufgebaut. Jedes Wort darin hat seine eigene Bedeutung... Wort=Schulnote