Unterschied zwischen altem Taekwondo und neuen?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das alte klassische Taekwon-Do ist wie das Tang Soo Do, war der erste Basis Stil von Chuck Norris, eine umfangreiche Kampfkunst. Mit allem was dazu gehört, keineswegs nur Kicks. Taekwon-Do und Tang Soo Do unterscheiden sich im wesentlichen übrigens nur durch die Formen. Aber auch da erkennt man die nahe Verwandtschaft und die Begründer beider Stile waren sehr durch Karate - Shotokan - beeinflusst. Das alte klassische Taekwon-Do macht als Formen die Hyong, gekämpft wird/wurde Kickboxen offiziell im Leichtkontakt. Jedenfalls wurden auch da neben den bekannten Kicks auch Hand-Boxtechniken gemacht. Das Kämpfen war trotz Wettkampfregeln auch zur Selbstverteidigung und realen Anwendung draußen ausgelegt. Es gab einen Schwerpunkt in Selbstverteidigung, genannt Hosinsul. Da gab es auch tiefe Kicks, Ellenbogentechniken, Kniestöße, einige Würfe und Hebeltechniken. Des Weiteren wurde auch Selbstverteidigung gegen Angriffe mit Waffen trainiert. Auch Kampf gegen mehrere Gegner war damals üblich. Viele der Vertreter des alten Stils machten Kickboxen auch im Vollkontakt, oder suchten später sogar Schulen mit Muay Thai auf um auf diesem Weg härter kämpfen zu lernen.

Das neuere, dass olympische Taekwondo hat als Formen Poomsae, es hat eigentlich auch Hosinsul und es kämpft im Vollkontakt mit Kopfschutz, Weste und Schienbein-Spannschonern. Aber Handtechniken werden nur sehr unzureichend trainiert. Und nur zum Körper auf die Weste. Das Kämpfen ist auch eher auf Wettkampfsport ausgelegt, weniger auf Selbstverteidigung oder reale Anwendung auf der Straße. Es ist ein richtiger Kampf-"Sport" geworden. Trotz vieler Techniken in den Poomsae und Hosinsul werden im neuen Taekwondo hauptsächlich Kicks oberhalb der Gürtellinie praktiziert. Das wird von anderen Kampfsportlern eben oft bemängelt. Sie sagen so lange ein Taekwondo Kämpfer seine Kicks machen kann kommt er klar. Sobald man ihm zu nahe kommt und ihn schlagen oder greifen kann ist der Kampf meist schon vorbei. Taekwondo wird von vielen Kampfsportarten als nicht sehr effektiv als Selbstverteidigung oder Kampf auf der Straße angesehen.

Aber wenn heutzutage von Taekwon-Do/Taekwondo gesprochen wird ist fast nur noch das olympische Taekwondo gemeint. Viele kennen den alten klassischen Stil gar nicht mehr. Es gibt ihn noch aber hier in Deutschland ist er selten geworden. Im Ostblock und in den Niederlanden ist klassisches Taekwon-Do noch recht häufig zu finden glaube ich. Das olympische Taekwondo ist eigentlich überall zu finden, in den meisten Städten jedenfalls.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jahrzehnte langes Training verschiedener Stile,
Allesklbrdi102 
Fragesteller
 12.11.2022, 00:34

Danke das war richtig informativ !!!

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Frank1409  12.11.2022, 07:21
@Allesklbrdi102

Danke für das Kompliment. Ich habe vor sehr vielen Jahren, 1979 mit dem alten klassischen Taekwon-Do angefangen. Und glaub mir, niemand hat bezweifelt das wir kämpfen können. Das wir uns draußen auch richtig schlagen können. MMA gab es noch lange nicht, Muay Thai kannte man nur als "Gekloppe Einheimischer für Touristen" und Kickboxen konnten wir selber. Taekwon-Do war eine richtig gute umfangreiche Kampfkunst. Nicht nur Kicks! Ich habe nie verstanden warum es mit der Zeit verschwand. Das olympische Taekwondo setzte sich durch und wurde zum Inbegriff für alles was man unter Taekwondo versteht. Titel, Pokale, Medaillen, olympische Ehren eben. Und eine richtig gute Kampfkunst verkam zu einem Sport. Ich habe mich dem immer verwehrt. Vor Verzweiflung habe ich jetzt meine eigene Kampfkunst, wenn man so will mein eigenes Taekwon-Do. Und es funktioniert. Jahre im Strafvollzug und auch bei Sparrings gegen Thaiboxer, niemand zog es je in Zweifel. Kein einseitiges Kick Ballett.

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Allesklbrdi102 
Fragesteller
 12.11.2022, 09:31
@Frank1409

Sehr Faszinierend!

Wie heißt eigentlich der Stil denn du selber früher gelernt hast ?

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Frank1409  12.11.2022, 12:33
@Allesklbrdi102

Das war das Chang Hon Yu Taekwon-Do von General Choi, Hong Hi. Das hatte er nach dem Studium der koreanischen Kampfkünste und dem Shotokan begründet. In Büchern des olympischen Taekwondo wird swin Name nicht mehr genannt, aber er hat das alte klassische Taekwon-Do wirklich kreiert. Chang Hon Yu hieß es vor 1955, da wurde der Name Taekwon-Do ins Leben gerufen. Taekwon-Do/Taekwondo ist sehr ähnlich wie Wing Tsun, mein anderer Stil, eine sportpolitisch sehr zerstrittene Kampfkunst. Als mein Taekwon-Do hier gar nicht mehr zu finden war, kreierte ich meinen eigenen Stil. Jungdokwan, der Stil des Direkten Weges. Taekwon-Do, Wing Tsun, Ken-Jutsu und Elemente aus Kickboxen und sogar einiges vom Ninjutsu. Ninjutsu hat meinen Schwertkampf sehr stark geprägt. Bevor du fragst, ich habe keinen Verband gegründet und auch keine Schule eröffnet. Jungdokwan ist die Summe meines Trainings und meiner praktischen Einsätze in der Feldjägertruppe und langer Jahre im Strafvollzug. Ich hatte keine Lust mehr mit vorschreiben zu lassen was ich wie trainiere. Jungdokwan funktioniert. Ob es im Knast geknallt hat oder gegen Thaiboxer, auch da konnte ich Siege für mich verbuchen. Ich trauere dem alten Taekwon-Do aber sehr hinterher.

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