Stimmt es, dass sich Psychotherapeuten in Gesprächen immer positiv ausdrücken müssen, obwohl sie privat andere Meinungen haben?

3 Antworten

Es ist korrekt, dass der Therapeut den Patienten niemals verbal runterputzen oder gar beleidigen darf. Dennoch ist es durchaus die Aufgabe des Therapeuten den Patienten angemessen zu kritisieren, oder noch besser den Patienten im Gespräch so zu leiten, dass er/sie selber erkennt, wo bei ihm der Hase im Pfeffer liegt. Wenn der Therapeut den Eindruck hat der Patient verschanze sich hinter seiner psychischen Störung, ziehe aus der Aufrechterhaltung der Störung einen Nutzen (sekundärer Krankheitsgewinn), dann darf und muss der Therapeut das auch sagen! Also der Therapeut soll ehrliche Rückmeldungen geben, die aber angemessen formuliert sein müssen. Therapie ist nicht unbedingt zum Wohlfühlen gedacht! Sie kann psychisch extrem fordernd und anstrengend sein.

Zudem sollte der Therapeut auch ein vernünftiges Wertesystem vorweisen, an dem er/sie sich orientiert. Es kann sein, dass dieses Wertesystem von dem des Patienten abweicht. Die Frage ist, wie sehr es abweicht und ob es vielleicht in Verbindung mit der psychischen Störung und sozialen Problemen des Patienten steht. Patient und Therapeut müssen nicht bei allen Themen gleicher Meinung sein, aber es ist Aufgabe des Therapeuten, dass der Patient mithilfe der Therapie sich in die Gesellschaft eingliedern kann, sich mit seinem Handeln im legalen Rahmen bewegt und am Ende auch ein einigermaßen glückliches, selbstbestimmtes Leben ohne großen Leidensdruck führen kann.

Therapeuten dürfen Patienten auch von vornherein ablehnen (nach dem Erstgespräch zum Kennenlernen), wenn der Therapeut das Gefühl hat, dass die Wertesysteme zwischen Patient und Therapeut zu weit auseinanderliegen und keine gemeinsame Basis gefunden werden kann. Dass ein Therapeut privat auch mal genervt von einem Patienten ist, weil er/sie sich ständig im Kreis dreht und keine Fortschritte macht, ist menschlich und legitim. Therapeuten sind ja keine Maschinen, sondern auch nur Menschen (der Therapeut geht auch zur Supervision um solche Probleme zu diskutieren)! Was allerdings nicht geht, ist, dass der Therapeut sich privat lustig über die Patienten macht und über sie herzieht. Wenn er/sie das tut, hat er/sie seinen Beruf verfehlt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich kenne mich aus. ⚖️

Quatsch. Die meisten Therapeuten sagen deutlich ihre professionelle Meinung. Sonst ist die Therapie ja völlig sinnlos und bringt rein gar nichts. Nur sind positive Verstärker eben wichtig. Also statt nur runterzuputzen, auch zu sagen das man es besser kann und man sich das ruhig zutrauen sollte oä.

Nein das stimmt so nicht. Im gegenteil, wenn ich der Meinung bin dass jemand trotz seiner psychischen Störung arbeitsfähig ist, dann muss ich ihm das- in geeigneter Weise- auch mitteilen. Schließlich hat eine lange AU auch negative Konsequenzen die die psychische Erkrankung verschlechtern kann wie dahinter stehende finanzielle Probleme ( Krankengeld ist weniger als das gehalt), und auch der Verlust einer Tagesstruktur und Erfolgserlebnissen. Teile ich das dem Patienten nicht mit, dann schade ich ihm

Wenn ich einen schwer depressiven patienten vor mir sitzen habe, der sich nicht ausreichend pflegt und blöd gesagt schlecht riecht, dann muss ich ihm das auch in geeigneter Weise mitteilen, um schaden wie Ablehnung durch andere von ihm abzuhalten.

Die Aufgabe die man dann aber auch hat ist, mit dem patienten strategien zu erareiten, wie das mit der Körperhygiene besser klappen kann

Daran siehst du aber auch, dass es oft auch eine Frage ist, WIE man etwas mit dem Patienten bearbeitet, und manches kann man nicht sfort anssprechen, sondern erst wenn die Beziehung tragfähig genug ist, um auch schwierige Themen anzusprechen.

Das hat dann allerdings etwas mit der Fürsorgepflicht gegenüber dem patienten zu tun, auch schwierige Themen anzusprechen. Mache ich das nicht und schmiere den Patienten nur Honig um den Mund dann wirkt Psychotherapie genau gar nicht

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologiestudium