sollte ich in einer Bewerbung erwähnen das ich ein sprachproblem habe? (stottere)

16 Antworten

Also im Bewerbungsschreiben hat das nichts zu suchen, immerhin willst du dich ja anpreisen, also sollte da nur positives stehen. Beim Bewerbungsgespräch kannst du es natürlich aufklären (musst du sogar). Wenn es jetzt ein Gewerbe ist, wo du nicht mit Kunden direkt reden musst (z.B. Beratung etc.) ist ein Sprachproblem nicht so schlimm.

lG

Andreas Starke  03.04.2013, 14:10

Das mit dem "nur Positives" möchte ich bestreiten. Als Leser von Bewerbungsschreiben erwartet man natürlich, dass jeder versucht, sich ins beste Licht zu rücken, aber es geht den Personalleuten auch ein bisschen "auf den Zeiger".

Da ist eine Bewerbung, in der ein Problem erwähnt wird - am besten eines, dass bereits gelöst wurde - eine richtige "Erfrischung", jedenfalls ein Zeichen dafür, dass man es mit einem wirklichen Menschen zu tun bekommt und nicht mit so einer glattgebürsteten Kunstfigur, als die viele Politiker heutzutage auftreten.

Ich habe jedenfalls meine erste Anstellung als starker Stotterer (mit Erwähnung im Anschreiben) sehr leicht erhalten, nach späteren Aussagen von Kollegen, weil ich das Stottern im Anschreiben erwähnt habe.

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In "Bewerbung" steckt das Wort "Werbung". Wer weist da schon auf die Nachteile seines "Produktes" hin?

Überzeugst du mit fachlicher und persönlicher Qualifikation, entscheidet doch der künftige Chef, ob er dir den Job zutraut oder die Tätigkeit Sprachvermögen voraussetzt.

Das klärt er in einem Vorstellungsgespräch.

G imager761

nein, ach quatsch! Jeder hat ein paar "Macken", man schreibt ja auch nicht in seine Bewerbung, wenn man zu dick ist oder eine sehr piepsige Stimme hat.

Er wird es schon merken, aber wird dir mit Sicherheit deshalb keine Absage geben. Mach dir keine Gedanken :)

DeepNquieT 
Fragesteller
 02.04.2013, 17:04

okay gut. ich wollte nur sicher gehen. danke

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Es kommt darauf an, ob Du stark stotterst oder nur wenig stotterst. Was ist ein mögliches Kriterium? Wenn es Deinen Gesprächspartnern im Gespräch mit Dir leichtfällt, auf das zu achten, was Du sagst und nicht darauf, wie Du sprichst, würde ich das "leichtes Stottern" nennen, wenn das Gegenteil der Fall ist, "starkes Stottern".

Wenn Du stark stotterst, würde ich das schon im Anschreiben erwähnen. Damit verschlechterst Du zwar Deine Chancen, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, aber wenn Du nicht eingeladen wirst, kannst Du fast sicher damit rechnen, dass Du die Stelle sowieso nicht bekommen hättest, weil Deine Qualifikation nicht ausreicht oder eben weil Du stotterst. Wenn Du aber eingeladen wirst, zeigt das, dass die Qualifikation ausreicht und dass der Arbeitgeber bereit ist, das Stottern zu tolerieren. Das spricht ganz klar dafür, dass Du die Stelle bekommst. Beispielsatz: "Ich möchte sie darauf hinweisen, dass ich stark stottere und deswegen für einen Einsatz mit Publikumsverkehr wahrscheinlich nicht in Frage komme."

Wenn Du nur leicht stotterst, würde ich das im Anschreiben nicht erwähnen. Auf jeden Fall würde ich aber im Vorstellungsgespräch darauf zu sprechen kommen. Eine günstige Gelegenheit entsteht, wenn Du über Deinen Werdegang erzählst. Das kommt in jedem Bewerbungsgespräch vor. Da könnte man zum Beispiel sagen: "Als es um die Berufswahl ging, habe ich versucht, einen Beruf zu finden, bei dem Sprechen nicht wichtig ist. Ich habe nämlich damals schwer gestottert / viel schwerer gestottert als heute."

Darauf kann Dein Gesprächspartner eingehen, oder auch nicht. Wenn er darauf eingeht, ist das meist ein klarer Pluspunkt, weil das Gespräch eine "menschliche Note" bekommt. Er wird Dich nicht so leicht vergessen und Dich vielleicht noch Jahre später auf dem Hof begrüßen.

Auf keinen Fall würde ich das Stottern verheimlichen, egal wie schwer es ist. Viele Stotterer tun das, leider. Sie bringen sich dadurch in eine Zwangslage, die oft jeden gesunden Kontakt zu den Mitmenschen, hier: den Kollegen, unmöglich macht.

Was meinst Du mit "Stottern erklären"? Niemand braucht Stottern zu "erklären". Man "erklärt" ja auch nicht seine Haarfarbe oder seine Kurzsichtigkeit. Wenn Du eine Punkfrisur trägst oder einen Nazi-Kurzhaarschnitt wäre das vielleicht eine Erklärung wert, aber Stottern?

DeepNquieT 
Fragesteller
 03.04.2013, 14:36

ok ja. mein stottern ist verschieden manchmal etwas stärker und manchmal wenig bis garnicht (wenn ich mich sehr wohl fühle!) ich meinte nur wie ich es in der Bewerbung "erklären" sollte das ich stottere. naja, sobald es zum Vorstellungsgespräch kommt wird er/sie ja sowieso bemerken das ich dieses sprachproblem habe. ich glaube dAnn würde ich es Nicht mehr erwähnen müssen. oder nicht? danke dir für deine Antwort

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Andreas Starke  03.04.2013, 19:45
@DeepNquieT

Ja, ich verstehe. Du wolltest nur wissen, wie man den Hinweis auf das Stottern formuliert. Da habe ich Dir ja schon einen Vorschlag gemacht. Es kommt natürlich darauf an, auf welche Stelle Du Dich bewirbst. Bei mir ging es damals um eine Stelle als Mathematiker bei einem Beratungsunternehmen. Da gibt es natürlich auch Hintergrundarbeit, aber eben auch viel Kundenkontakt (Akquisition, Präsentationen, Abstimmungsgespräche, Schulungen usw.). Sie haben mich genommen und tatsächlich bei der Projektarbeit auf das Stottern wenig Rücksicht genommen, was natürlich für meine Entwicklung gut war.

Wenn Du Dich als Gärtner bewirbst, wird Stottern wahrscheinlich selbst dann hingenommen, wenn es recht stark ist. Deswegen würde ich es im Anschreiben nicht erwähnen. Sieh im Bewerbungsgespräch nur zu, dass Du etwas zu sagen hast und es auch sagst, mit oder ohne Stottern. Einsilbige Antworten, um Stottern zu vermeiden, sind sehr schlecht, weil sie oft als Zeichen von Sozialschwäche oder gar schierer Dummheit gedeutet werden.

Was viele Menschen nicht wissen: Bei Bewerbungen geht es vor allem anderen darum, ob der Bewerber in den Laden passt. "Möchte ich den in den nächsten Jahren jeden Tag hier rumlaufen sehen?" "Kann ich mir vorstellen, dass ich und die Kollegen sich freuen, wenn wir mit ihm zu tun haben?" Das sind die entscheidenden Fragen des Beurteilers, die er mit "ja" beantwortet werden sollte. Das gilt nur dann nicht, wenn es um eine ganz spezielle Fähigkeit / Fertigkeit geht, für die es sehr wenige Bewerber gibt.

Wichtig: Stottern wird nicht, auch von Laien nicht, als sicheres Zeichen von Idiotie verstanden. Lass also die Gesprächspartner erkennen, wer Du eigentlich bist.

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Seb97  03.05.2013, 07:32
@Andreas Starke

Man hat als Stotterer die gleichen Chancen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

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Andreas Starke  03.05.2013, 09:58
@Seb97

Woher weißt Du das? Ich möchte natürlich auch, dass das so ist. Aber die Wirklichkeit (reale Welt) ist oft nicht so, wie man sie sich wünscht (ideale Welt).

Als ich in einer Fa. für Urananreicherung gearbeitet habe, hat sich einmal ein Stotterer, den ich aus der Stotterer-Selbsthilfe kannte, als Betriebsingenieur beworben. Er stotterte ziemlich stark und musste die Frage verneinen, ob der in einem Notfall am Telefon eine Alarmmeldung zuverlässig (d.h. schnell und richtig) durchgeben könnte. Er wurde nicht genommen und, meiner Meinung nach, zu Recht.

Nicht alle Stotterer sind für alle Tätigkeiten geeignet. Das ist die (vielleicht grausame) Wahrheit.

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sofern du dich nicht für solche jobs bewirbst, zu denen verbale kommunikation mit kunden, lieferanten usw. gehört, würde ich es in einer schrifltlichen bewerbung nicht erwähnen. wenn doch, solltest du dich eigentlich dort nciht bewerben; es klingt hart, aber du hättest keine chance.

wenn du eingeladen wirst, kannst du es immer noch erklären und hast auch eine gute "ausrede", da das mit der nervosität genau wegen dieses gesprächgs zusammenhängt. jeder personalprofi kennt das, die ausprägung von nassen und kalten händen, bis hin zu zittern und sprachbarrieren sind ihm genau so vertraut wie den prüfern von fahrschülern.