Sind Menschen mit Alzheimer noch sie selbst?

orangade  21.01.2024, 13:30
Die Zahl an Dementen Menschen auch schon mittlerweile im jungen Alter steigt stetig. 

Quelle?

AlbertSalzstein 
Fragesteller
 21.01.2024, 13:32

Google einfach. Steht doch überall

orangade  21.01.2024, 13:33

Wo bitte steht, dass die Zahl an Demenzkranken in jungen Jahren stetig steigt?

Es gibt auch die sogenannte "Pseudodemenz" als Symptom verschiedener Krankheiten.

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

deine Frage ist gut, aber die Antwort steht und fällt sehr stark damit, was ich als Person oder Persönlichkeit ansehe.

Tatsächlich bin ich überzeugt, dass wir Menschen genauso durch unsere inneren Triebe bestimmt werden, wie es sehr viel direkter bei Tieren zu beobachten ist.

Im Rahmen er Erziehung (Sozialisation) lernen wir diese triebhaften Impulse zu kontrollieren, zu leiten und nachfolgend bestimmt diese Sozialisation viel mehr unser Verhalten. Im Rahmen der Abbauprozesse einer Demenz gehen aber diese kognitiven oder unbewußten erworbenen Kontrollfähigkeiten zunehmend zurück.

Das zeigt sich z.B. besonders dann sehr gravierend, wenn ein Mensch z.B. in seiner Sexualität die Triebe sehr stark unterdrückt hat, quasi gegen seine Natur gelebt hat. Das ist sowohl als reine verklemmte Unterdrückung möglich als auch in einer Umlenkung in erlaubte höhere Bereiche mit großen sozialem oder religiösem Engagement, das quasie als "Ersatzhandlung" oder sogar "Ersatzbefriedigung" dient. Aber das gelingt dem Dementen immer weniger, so dass aus dem alltruistischen Helfer zunehmend ein egoistischer und übergriffiger Mensch wird Manchmal liest man dann von einer völlig veränderten Persönlichkeit, aber in Wirklichkeit kommt nur die wahre Persönlichkeit zum Tragen, die vorher eben aktitv oder unbewußt unterdrückt war. Es ist daher keine "Wesensänderung" sondern ein Kontrollverlust. Sie sind daher oft viel mehr "sie selbst" als die vorher ohne Demenz waren. Dort haben sie eine Rolle gespielt, um Triebe zu unterdrücken.

Was bei dir anklingt sind Denkweisen der utilaristischen Ethik eines Peter Singer, der demente Menschen als "human vegetibles" bezeichnet, deren ressourcenschonende Tötung ethisch viel eher gerechtfertigt wäre als die Tötung eines Tieres zur Nahrungsmittelerzeugung. Hierfür wurde er auch von PETA mit einem Preis geehrt.

Für mich sind solche Gedanken schlichtweg menschenverachtend. Sie sind mit der unantastbaren "Würde des Menschen" unvereinbar, inhuman und sehr nahe an der "Vernichtung lebensunwerten Lebens" u.a. der Nationalsozialisten. Für mich ist deine Haltung absolut abzulehnen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigen-Sinnig - lasse mir das Denken nicht verbieten
vanOoijen  21.01.2024, 14:33

Das denke ich ebenfalls zwischen den Zeilen erkannt zu haben. Ich danke Dir für diese sehr gute Antwort.

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Ich zweifle, dass man hier eine Grenze ziehen kann. Zumal es schwierig wird, Babys und Behinderte dann zu bewerten.

Viele Tierrechtler, wie der Utilitarist Peter Singer, werten ja nicht den Menschen sondern seine geistigen Fähigkeiten als zentrales Kriterium. Was Behinderten, Kleinkindern und Dementen einen geringeren Wert als beispielsweise Delfinen und Raben zugesteht.

Ich halte das aber für gefährlich und würde dem menschlichen Leben eine besondere Bedeutung zuweisen.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/1779/Diskussion-um-den-Philosophen-Peter-Singer-Widerstand-gegen-eine-neue-Ethik

Ohne jetzt Werbung machen zu wollen... ich habe mal jemanden (an meinem damaligen Arbeitsplatz als Kollege um genau zu sein) kennengelerkt, der nach einer schweren Gehinrblutung das unfassbare Glück gehabt hat, trotz eigentlich schlechterster Prognose wieder ins Leben zurückzufinden.

Das ist zwar nicht ganz mit Demenz vergleichbar, aber kommt dem in den Effekten im Gehirn glaubich sehr nahe.

Er hat ein Buch geschrieben um seine Erfahrungen und die Art seines Erlebens der Welt zu verarbeiten und die vielen Fragen, die ihm immer wieder gestellt wurden zu beantworten, ohne es jedes mal alles von vorne erzählen zu müssen. Ich kann dir die Lektüre sehr empfehlen. Vielleicht verschafft dir das eine Perspektive auf das Erleben eines dementen Menschen. Die knapp 15€ sind auf jeden Fall gut angelegt. Ich habe es auch schon an einige Leute, die im pflegerischen Bereich arbeiten verschenkt. Lohnt sich wirlich.

Hier mal der Amazon-Link (an dem ich nichts verdiene!!!), du kannst auch gerne wo anders hingehen.

https://www.amazon.de/Vom-Sterben-zur%C3%BCck-Koma-Patienten-Lebenserfahrungen/dp/3929480387

So long,

Matthias

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Natürlich sind sie das. Es gibt so viele verschiedene Ausprägungen und Stadien von Demenz.

Das von dir geschilderte Stadium ist die Endstufe.

Und ergänzend: eine Demenz in jüngerem Alter ist nach wie vor selten. Das ist eine andere Form als Alzheimer. Nennt sich frontotemporale Demenz und ist oft erblich.

Sind Menschen mit Alsheimer noch sie selbst?

Natürlich nicht. Ein funktionierendes Gehirn ist die hauptsache. Teilweise scheint aber immer wieder der "alte" Mensch durch den man kannte. Daher ist es ja so schwer. Sie sind eben nicht "verloren" sondern kommen gelegentlich für kurze Zeit noch wieder zurück.