Schwierige Stellen bei Klavierstücken?

5 Antworten

Von Experte upbrunce bestätigt

Wie üblich: Langsam und getrennt üben.

Eine Schwierigkeit, die eine Stelle für mich schwierig macht, sind mehrere Stimmen in einer Hand, sodass ich dann nicht nur die Hände getrennt übe, sondern die einzelnen Stimmen.

Zuvor muss noch der Fingersatz und ggf. die Aufteilung zwischen den Händen überlegt werden, damit man auch für die einzeln Stimme den gleichen Fingersatz verwendet. Den Fingersatz kann man aber später auch ändern, wenn sich ein anderer als besser herausstellt. Generell ist zuerst zu überlegen, wie man genau spielt, ob man z.B. mehr aus dem Handgelenk oder dem Arm spielt oder wie man die Hand dabei bewegt.

Dann überlege ich mir, wie es klingen soll. Dabei hilft es, die Töne nachzusingen. Man kann sich auch einen passenden Text überlegen. Das hängt aber auch davon ab, ob das jetzt eher eine melodische Stelle ist.

Das ganze wird dann langsam geübt. Eine Stelle kann man auch soweit zerlegen, dass man nur noch den Übergang von einer Note zur anderen übt. Oft ist die Hauptschwierigkeit bei einer oder zwei aufeinanderfolgenden Noten. Später setzt man diese kleinen Bausteine zusammen. Wenn man sicherer wird, kann man das Tempo steigern und weiter zusammensetzen bis man beide Hände zusammmen spielt. Am besten lernt man das direkt auswendig, und so, dass man auch ein klare Vorstellung davon hat, was man genau spielt, und nicht nur unbewusst spielt. Generell ist Konzentration und Aufmerksamkeit gefragt und nicht, dass man sich ablänkt und ohne viele Gedanken darauf die Stelle einfach immer nur wiederholt.

Eine gute Übung ist es, in unterschiedlichen Rhythmen zu üben, also z.B. dass man bei jedem zweiten Achtel, Sechzehntel, etc. eine Punktierung einbaut. Dadurch ist man insgesamt langsamer, sodass man gedanklich mitgekommt, aber zwischen zwei Noten muss man aber trotzdem schnell sein. Anschließend dreht man die Punktierung um, sodass nun die anderen Noten kürzer. Auf diese Weise kann man auch drei oder vier Noten statt zwei zusammenfassen und diese schnell spielen mit Pausen zwischen den zusammengefassten Noten. Neben dem Rhythmus kann man z.B. auch die Artikulation oder Dynamik variieren, sodass eine Note unter anderem kürzer/länger oder lauter/leiser als die andere ist.

Je nachdem was die Schwierigkeit ist, gibt es unterschiedliche Übungsmöglichkeiten. Man kann auch abseits vom Stück, sich eine Übung überlegen, mit der man genau diese Schwierigkeit übt.

In der Regel lernt man eine sehr schwierige Stelle nicht an einem Tag, sondern sie reift über viele Tage. Vor allem auch in den Pausen zwischen dem Üben arbeitet das Gehirn, sodass es beim nächsten Mal besser klappt. So ist es auch besser, wenn man immer wieder übt, anstatt es lange Zeit am Stück zu üben, wo man dann irgendwann nicht mehr so recht weiterkommt.


upbrunce  15.11.2023, 06:30
sondern sie reift über viele Tage

Ja, wenn man's drauf hat. Bei mir reifen sie in der Regel über mehrere Jahre. 😂

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upbrunce  15.11.2023, 07:37
@Mathmaninoff, UserMod Light

Man kann sich das, dies als weiterer Übetipp, auch gut einreden. Ich hab mich vor vier Jahren mal an Liszts Vallée d'Obermann versucht. Nach ein paar Tagen hab ich es in die Kiste zum Reifen gelegt. Dort reift es nach wie vor. Ich bin sicher, dass es auf einem guten Weg ist. :)

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Hallo,

Ich spiele Klavier und ich übe die so dass ich die eine Hand bspw.rechte Hand langsam spiele(so langsam oder schnell wie es halt geht) und dann die andere Hand, z.B. dann die linke Hand(auch halt vom Tempo her, so wie es halt klappt).

Dann spiele ich beide zusammen, egal wie lange das dauert. So langsam das ich beide zusammen spielen kann - dabei ist es egal ob ich für die Stelle jetzt 2 Minuten oder 7 Minuten brauche, man muss es einfach nur gaaanz langsam spielen, und je besser man diese Stelle dann hinkriegt, desto schneller kann man sie dann auch irgendwann spielen.

Kennst du den Titelsong vom Film die Fabelhafte Welt der Amelie?

Es gibt da auch so eine Stelle die ist sehr schnell und da habe uch es genauso geübt und jetzt kann ich das auch.

Du musst eigentlich nur daran glauben das du das schaffen kannst.

Dann hoffe ich mal das du die schwierige Stelle bald hinkriegst und wünsche dir noch viel Spaß beim spielen.

Liebe Grüße und ich hoffe ich konnte dir helfen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ergänzend (!!) zu den bisherigen guten Antworten möchte ich auf die (nicht unumstrittenen) Ausführungen von Rudolf Kratzert in seinem Standardwerk über die Klaviertechnik hinweisen, der zunächst einmal eine Reduktion des Satzes hinsichtlich Lautstärke und Bewegung vorsieht bishin zu einem Minimum, also dem Nichtanschlagen der Tasten, um zu trainieren, dass das Gehirn auch ohne Klänge das hört, was dort zu spielen ist. Umgekehrt dann seine Empfehlung, schwierige Passagen in technische Übungen umzuwandeln, die hinsichtlich ihrer Schwierigkeit noch über dem liegen, was eigentlich zu spielen ist. Das erfordert natürlich ein intensives Verständnis von Bewegungstechnik, und ist vorzugsweise von einem Profi anzulernen. Als Anfänger auf diese Weise selbst vor sich hinzuüben, geht per se schief.

Konkret kann man allerdings sagen, dass es immer auch auf die jeweilige Schwierigkeit ankommt. Das klassische "ganz langsam üben, das Tempo kommt schon irgendwann von allein" ist eine dieser Floskeln, die auf einige manuelle Schwierigkeiten zutreffen mag, gerade hinsichtlich virtuoser Passagen aber oftmals versagt. Ich war neulich in einem Forum unterwegs, der Chopins erste Etüde (C-Dur) auf diese Weise zu üben versuchte und sich wunderte, dass sich keinerlei Erfolge einstellen. Keine sonderliche Überraschung... Schwebt dir eine konkrete Stelle bei deiner Frage vor? Ganz allgemeingültig dazu etwas zu sagen, ist nicht in jedem Fall sinnvoll.

lg up

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktische Erfahrung seit über dreißig Jahren.

-Verschiedene Rhythmen ausprobieren

-alles staccato spielen

-sich die Stelle ansehen und schauen, was da musikalisch genau passiert (theoretisch gesehen)

Woher ich das weiß:Hobby – Ich spiele, seit ich 4 bin, Klavier 🎹

Ich spiele zwar nicht Klavier sondern klassische Gitarre, aber ich denke, die Wege schwierige Stellen zu beherrschen sind ähnlich.

Ich übe erst einmal den ganzen Kontext. Und dann langsam die schwierige Stelle. Täglich mehrmals und intensiv üben, ist klar:

Zunächst langsam mit Hinsehen, dann schneller werden mit Hinsehen, bis ich sie irgendwann auch blind spielen kann. Das motorische Gedächtnis hilft dabei.