Ringparabel Szene 3 Auftritt 6 und 7?

2 Antworten

Der Sultan, der natürlich davon ausgeht, dass seine Religion die einzig wahre ist, will den weisen Nathan in Verlegenheit bringen: wird er behaupten, seine, also die jüdische Religion sei die richtige? Wird er zugeben, dass es die Religion Saladins ist?

Nathen ist tatsächlich überrascht, weil er darauf gefasst war, der Sultan will Geld von ihm.

Diese Hinweise sind wichtig, weil sie zeigen, dass die Parabel nicht künstlich in das Stück als dessen Wahrheit "inokuliert" wird, sondern Teil des Ganzen ist.

Von seiner Überraschung erholt, nimmt Nathan die Sache nicht so ernst und will sich damit begnügen, dem Sultan "ein Märchen" zu erzählen. Das ist also eine Taktik, die den Sultan fast zum Kind macht.

Da aber der Sultan nicht überzeugt ist, muss Nathan eine Fortsetzung erfinden, und das ist der interessantere Teil, der oft übergangen wird: Nathan wird zum zweiten Mal überrascht, aber jetzt kann es sich nicht mehr mit dem Märchen begnügen, das er ja schon erzählt hat. Er muss also einen reflexiv-argumentierenden Kommentar improvisieren und kommt dabei endlich zu dem Kern der Sache: als endliche Wesen sind die Menschen auf Vorurteile angewiesen, deshalb glauben alle an die Überlegenheit der eigenen Religion, die von den Eltern vorgeführt wird.

Nathan zeigt nun, dass alle Religionen aus diesem Grund gleich wahr (oder unwahr) sind, und das es einzig und allein auf das konkrete Verhalten der Menschen ankommt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Nathan erzählt die Ringparabel, weil ihm der Sultan die Frage gestellt hat, welches die wahre Religion sei. Um diese Frage zu beantworten, erzählt Nathan das „Geschichtchen“, das die Ringparabel darstellt. In dem Gleichnis besitzt ein Mann einen Ring.