Predigt zu Lk 9,23-27?

2 Antworten

Hallo summertime32

Du sagst uns nicht, wie lang Deine Predigt werden soll, denn solltest Du über den gesamten Bericht aus der vorgegeben Quelle referieren wollen, könnten das Stunden (oder viele Seiten) werden.

Damit dennoch  Deine Zuhörer (oder Leser)  nicht überfordert werden, schlage ich vor, den Kontext hinzuzunehmen,  im Gegenzug die Verse 23 bis 26 nur kurz zu erörtern und den Vers 27 dann wieder  ausführlich zu erläutern.

Warum?

Weil  Bibelkritiker den Vers 27 gern als Paradebeispiel dafür anführen, dass sich die Vorhersagen Jesu doch nicht erfüllen -  und dann daraus  schlussfolgern, dass Prophezeiungen der Bibel keinen Wert haben.  Wenn es nun Dir gelingen sollte, Deinen Lesern zu erklären und zu belegen,  dass  genau das Gegenteil  der Fall  ist, dann hast Du ihnen einen wirklichen christlichen Dienst erwiesen  -  und darum geht es Dir  vermutlich – oder? 

Soweit es den Kontext betrifft, bildet er den Hintergrund, der dem Bild Zusammenhang und damit die bestmögliche Wirkung verleiht.

Und noch etwas vorab: Einleitend  solltest Du darauf hinweisen, dass der Bericht, außer in Deiner Quelle  (Lukas 9:23-27)  auch in den  Parallel-Berichten  von  Matthäus  (16:25-28) und Markus (8:34– 9:1)  nachzulesen ist. Alle drei zitiere ich Dir (zum Abgleichen)  am Schluss meiner Antwort aus verschiedenen Übersetzungen.

Und nun das eigentliche Thema:

Der Kontext beginnt (in Lukas 9) damit, dass Jesus seine Jünger in den  Predigtdienst aussendet, um das „Königreich Gottes zu predigen“. Er gibt ihnen genaue Anweisungen und  „darauf zogen sie aus  und gingen durch das Gebiet von Dorf zu Dorf“  (Vers 6).  „Und als die Apostel zurückkehrten . . .“
erstatteten sie  (Vers 10) Bericht.  Danach ziehen sie weiter nach Bethsaida (am Galiläischen Meer) und eine immer größer werdende Volksmenge folgt ihnen   -  „und Jesus begann erneut (Vers 11) zu ihnen über das Königreich Gottes zu sprechen“.  

Gleich anschließend  veranschaulicht er, was Gottes Herrschaft in diesem Königreich u.a. zu bewirken vermag: Es wir für alle genügend Nahrung da sein   (siehe auch Psalm 72:16;  85:11, 12; 104:15; Jeremia 31:12)  In seiner Vorschau versorgt Jesus  deshalb   -   durch ein Wunder  -   eine über 5.000-köpfige  Besuchermenge  mit Brot und Fisch. 

Danach erkundigt er sich in kleiner Runde, was die Öffentlichkeit über ihn (Jesus) denkt (Vers 18) und kündigt seinen entsetzten Jüngern an (Vers 22), dass es nicht mehr lange dauern wird, bis er von den Schriftgelehrten verworfen und getötet, aber „am dritten Tag auferweckt werden wird“. Etwa ein Jahr später geschieht das dann genau so.

Erst angesichts dieser Ereignisse, die uns u.a.  bewusst machen, was es bedeuten kann, ein wirklicher Christ zu sein,  erhält  die Passage, aus der Du eine Predigt machen möchtest, den Hintergrund, der sie verständlich macht.

„Wenn [also] jemand mein Jünger sein will . . .“ so  fährt Jesus folgerichtig  fort, dann könnte es ihm so ähnlich ergehen.  Wer es  allerdings gern bequemer hätte, wird das Ziel nie erreichen,  denn  (Vers 23, 24)  wörtlich: „Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich selbst verleugnen [seine eigenen Interessen zurückstellen], sein Kreuz täglich auf sich nehmen [die damit verbundenen Belastungen ertragen] und mir nachfolgen. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“  (Kursive Einschübe von mir).

Und nun die besonders interessante Passage im Vers 27:

Um seinen treuen Gefährten trotz dieser bedrohlichen Aussichten Mut zu machen, kündigt er im besagten Vers 27 eine ganz besonders  glaubensstärkendes Ereignis an:  „Glaubt mir: Einige von denen, die hier stehen, werden nicht sterben, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.“  (Neue Genfer Übersetzung)

Der Parallelbericht im Markusevangelium schildert diese Ermunterung noch eindrucksvoller: „Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige von denen, die hier stehen, die den Tod überhaupt nicht schmecken werden, bis sie zuerst das Königreich Gottes, schon in Macht gekommen, sehen.“ (Markus 9:1)

Hat sich diese Prophezeiung erfüllt oder hat sie sich nicht erfüllt?

„Einige von denen“,  die bei ihm standen waren Petrus und Jakobus und dessen Bruder Johannes.  Alle diese,  „die den Tod  [eigentlich] überhaupt nicht schmecken sollten, bis sie zuerst das Königreich Gottes hätten kommen sehen“,  sind inzwischen gestorben.  Und deshalb   -  wie schon erwähnt  - führen Bibelkritiker diesen Text des gern als Beleg dafür an,  dass Jesus  hier etwas prophezeit habe,  was sich nicht erfüllt hätte.

Weit gefehlt  -  wie immer.

Wenn man nämlich den Bericht in Markus 9:2-5 weiter verfolgt,  dann erfährt man dort: 


Abundumzu  17.07.2016, 20:46

. . . in Markus 9:2-5  erfährt man folgendes:

„. . . Demzufolge  [der Voraussage wegen] nahm Jesus sechs Tage später Petrus und Jakobus und Johannes mit und brachte sie für sich allein auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihnen umgestaltet, und seine äußeren Kleider wurden hellglänzend, sehr weiß, wie sie kein Kleiderreiniger auf der Erde so weiß machen könnte. Auch erschien ihnen Elia mit Moses, und sie unterhielten sich mit Jesus. Und Petrus ergriff das Wort und sagte zu Jesus: „Rabbi, es ist schön, dass wir hier sind, so lasst uns drei Zelte errichten, eins für dich und eins für Moses und eins für Elia.“ 

Der temperamentvollen Petrus brachte den realistischen Eindruck,  den sie in dieser Vorschau  von dem „Königreich Gottes, schon in Macht“   gewonnen hatten, als erster  auf den Punkt:  „ . . . lasst uns drei Zelte errichten . . .“  -  und die Dramatik steigerte sich noch, als sie dann auch noch eine Stimme aus einer Wolke vernahmen: „Dieser ist mein Sohn, der geliebte, hört auf ihn.“

An dieser Stelle solltest Du Deinen Zuhörern erklären, dass die Ereignisse bei dieser  "Verklärung Jesu" keinesfalls,  wie manche annehmen,  eine Art  „Auferstehungs-Kostprobe“   für  die Jahrhunderte  zuvor  verstorbenen  Propheten  Mose und Elia gewesen ist.  Jesus selbst erklärt  (in Matthäus 17:9)  „ . . . Und als sie vom Berg hinab stiegen, gebot ihnen Jesus und sprach: „Erzählt niemandem von der Vision, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist.“

Was sie erlebt hatten war also eine Vision.  Eine Vision von Gott im Wachzustand.  Ein Weg um Botschaften zu übermitteln,  wie er  in der Bibel häufiger geschildert wird.  (Beispielsweise Abraham in 1.Mose 15:1 oder Nathan in  1.Chronika 17:1-15 oder Saulus in der Apostelgeschichte 9:1-19 u. v. a. m.).

Etwa 30 Jahre später erinnert sich der Apostel Petrus an dieses glaubensstärkende Erlebnis  und schreibt in seinem 2ten Brief  (Kapitel 1:16-19) auszugsweise

„Nein, nicht dadurch, dass wir kunstvoll ersonnenen unwahren Geschichten folgten, machten wir euch mit der Macht und Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus bekannt, sondern dadurch, dass wir Augenzeugen seiner herrlichen Größe wurden.  Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und  Herrlichkeit,  als von der großartigen Herrlichkeit Worte wie diese an ihn ergingen: „Dieser ist mein Sohn, mein geliebter, an dem ich selbst Wohlgefallen gefunden habe.“   Ja, diese Worte hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren.  Demzufolge haben wir das prophetische Wort umso fester; und ihr tut gut daran, ihm Aufmerksamkeit zu schenken als einer Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und ein Tagesstern aufgeht, in eurem Herzen.“

Petrus hat also diese Vision nie vergessen.

Zum Schluss noch diese interessante Facette: 

Bekanntlich hatten die  Pharisäer zuvor von Jesus gefordert, durch ein Zeichen zu beweisen, dass er der von Gott erwählte König sei, der in den Schriften verheißen werde. Sie erhielten kein Zeichen. Aber den vertrautesten seiner Jünger  wurde gestattet ein Zeichen, nämlich Jesu Umgestaltung,  zu sehen.  Außerdem und gleichzeitig eine eindrucksvolle Bestätigung der Königreichs-Verheißungen seines Vaters.

Und einmal mehr bestätigte sich auch, was Jesus  festgelegt hatte:  „. . . Euch [seinen loyalen Nachfolgern]  ist es gewährt, die heiligen  Geheimnisse des Königreiches der Himmel zu verstehen, jenen Leuten aber ist es nicht gewährt. . .“  (Matthäus 13:11)

„Jene  Leute  aber“, das waren die,  die zwar Ohren hatten aber trotzdem nicht hörten  -  weil sie nicht hören wollten.  Und das hat sich noch  immer nicht geändert.

Resümee:  Der von Dir besonders herausgestellte Vers 27  (bzw. in Matthäus 16:28 oder in Markus 9:1), den Bibelkritiker  -  wie eingangs erwähnt  -  gern präsentieren, erweist sich als ebenso zuverlässig, wie der übrige Inhalt der Bibel auch.  Vorausgesetzt, man wendet die Sorgfalt an, die von der Bibel eingefordert wird, wenn man sie verstehen möchte.

In Sprüche 2:4, 5 wird dieser biblische „Schlüssel zum Verständnis“  so beschrieben:  „ . . . WENN  du danach fortwährend wie nach Silber suchst und du wie nach verborgenen Schätzen ständig danach forschst, DANN  wirst du  . . .  die wahre Erkenntnis Gottes finden . . .“

Vielleicht helfen Dir diese Anregungen ein Stück weiter.

Viel Freud und viel Erfolg bei Deinen Vorbereitungen.

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PS:  Und anhängend  folgen die Parallelberichte aus Matthäus,
Markus und Lukas:

 

5
Abundumzu  17.07.2016, 20:52
@Abundumzu

Matthäus 16:25-28   „Darauf sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen. Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen.“  (Einheitsübersetzung)

Markus 8:34 – 9:1   „Dann rief Jesus die ganze Menschenmenge hinzu und sagte: »Wer mir folgen will, muss  sich und seine Wünsche aufgeben, sein Kreuz auf sich nehmen und auf meinem Weg hinter mir hergehen.  Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren. Aber wer sein Leben wegen mir und wegen der Guten Nachricht verliert, wird es retten. Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber zuletzt sein Leben verliert?  Womit will er es dann zurückkaufen?  Die Menschen dieser schuldbeladenen Generation wollen von Gott nichts wissen. Wenn jemand nicht den Mut hat, sich vor ihnen zu mir und meiner Botschaft zu bekennen, dann wird auch der Menschensohn keinen Mut haben, sich zu ihm zu bekennen, wenn er in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln kommt!«  Und er fügte hinzu: »Ich versichere euch: Einige von euch, die jetzt hier stehen, werden noch zu ihren Lebzeiten sehen, wie Gottes Herrschaft  machtvoll aufgerichtet wird.«   (Gute Nachricht Bibel)

 Lukas 9:23-27   „Nun wandte sich Jesus an alle und sagte: »Wenn jemand mein Jünger sein will, muss er sich selbst verleugnen, sein Kreuz täglich auf sich nehmen und mir nachfolgen.  Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.  Was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, wenn er dabei sich selbst ins Verderben stürzt oder unheilbar Schaden nimmt? Denn wer nicht zu mir und meinen Worten steht, zu dem wird auch der Menschensohn nicht stehen, wenn er in seiner Herrlichkeit und in der Herrlichkeit seines Vaters und der heiligen Engel kommt. Glaubt mir: Einige von denen, die hier stehen, werden nicht sterben, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.“  (Neue Genfer Übersetzung)

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4
summertime321 
Fragesteller
 18.07.2016, 11:41
@Sturmwolke

Das ist wirklich super! Vielen Dank!

Mein Pfarrer hat mir noch mal geschrieben...es soll nur ein kurzer Impuls zu V. 25 sein: 

Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, sich selbst aber verlöre oder einbüßte? 

Vielleicht habt ihr dazu noch Ideen.. :)

1
Abundumzu  18.07.2016, 13:11
@summertime321

Lieber  summertime32,

auch der Vers 25 erhält erst einen Sinn, wenn man ihn im Zusammenhang mit dem Kontext betrachtet:

Jesus beschreibt mit diesen Worten einen Weg der Opferbereitschaft.  Was das bedeutete, zeigte er durch sein eigenes Beispiel. Einmal sagte er: „Ich suche nicht meinen eigenen Willen, sondern den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat“ (Johannes 5:30). 

Jesus ging also diesen Weg der Opferbereitschaft, um völlig den Willen Jehovas, seines himmlischen Vaters,  zu tun, und diesen Weg empfahl Jesus auch seinen Nachfolgern. Wie in meiner Antwort schon erwähnt, sagte er ihnen (uns) auch sie sollten bereit sein, sich selbst zu „verleugnen“, was bedeutete, dass sie ihre eigenen Wünsche zurückstellen und vor allem darauf bedacht sein sollten, den Willen Gottes zu tun.  

Jeder Mensch, der in seinem Leben andere Prioritäten setzt,  etwa nach dem Motto: "Zuerst kommen meine Interessen  -  und wenn dann noch Zeit ist, ziehe ich eventuell auch Gottes Interessen in Betracht, erhält die Antwort aus Deinem Ver 25:  ". . .In der Tat, welchen Nutzen hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder Schaden erleidet?"

Ergebnis laut Vers 26:  "Denn wer nicht zu mir und meinen Worten steht, zu dem wird auch der Menschensohn [Christus Jesus] nicht stehen . . ."

Ein solches Leben der Opferbereitschaft ist natürlich nicht immer leicht. Es kostet etwas, zum Beispiel Zeit und Mühe. Manchmal mag es sogar bedeuten, dass jemand durch die Verfolger der Diener Gottes das Leben verliert. Doch Jesus zeigte ja auch, dass der, der Gottes Willen tut, „seine Seele“ oder sein Leben rettet. Inwiefern? Insofern, als er Jehovas Wohlgefallen erlangt und von ihm schließlich den Lohn empfängt, den er allen verheißen hat, die ihm dienen, denn immerhin ist er  -  wie verheißen  -  „denen, die ihn ernstlich suchen, ein Belohner“ (Hebräer 11:6).  

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5

Mein Browser hat eine Suchfunktion. Da habe ich jetzt einfach mal Deine Bibelstelle einkopiert. Und schon wurde ich fündig. Ein Ergebnis stelle ich Dir einfach mal ein. 

http://www.predigt-online.de/prewo/frame_waehlt_jesus.htm

Es ist, natürlich, nicht das einzige.