Pissoir gratis - WC kostenpflichtig. Gesellschaftliche Widersprüche?

6 Antworten

Uns Menschen geht es in Deutschland aber wirklich gut wenn wir sowas diskutieren 😄

SvenjaXanten 
Fragesteller
 06.07.2020, 11:01

Ich finde, es geht hier um eine Grundsatzfrage.

Zum einen gibt es Frauen, die auf öffentlichen Toiletten nicht in der "Skifahrerstellung" pinkeln wollen und sich dafür lieber auf jeden x-beliebigen Lokus setzen. Die zahlen hier natürlich 50 Cent für ihre Vorliebe, denn ein Recht aufs Hinsetzen gibt es nunmal nicht. Zum anderen gibt es aber auch Männer, die das verallgemeinern und ALLE Frauen als motorische Sitzpinklerinnen abstempeln und deshalb die Urinalzelle (auf Unisex-Toiletten befinden sich auch Urinale in Zellen) als "ihr Reich" betrachten.

Unisex-Toiletten = Gleichberechtigung in der Theorie, aber die Praxis sieht leider noch etwas anders aus - denn in manchen Köpfen ist noch nicht angekommen, dass die Urinalzelle keine Herrentoilette und die WC-Zelle keine Damentoilette ist, sondern die eine fürs kleine und die andere frürs große Geschäft (und für Behinderte) bestimmt ist. Deshalb ist es eine Grundsatzdiskussion, die auch über die Grenzen Hamburgs hinweg interessant ist, denn solche Einrichtungen gibt es zunehmend auch in anderen Städten. Die "gemauerten" öffentlichen Tois - getrennt nach Männlein und Weiblein - verschwinden dafür wegen zu hoher Kosten. Außerdem grenzen sie das "dritte Geschlecht" aus.

0

Wo isr das Problem, bei einer Unisextoilette ? Da können, Männlein und Weiblein , kostenlos in das Urinal "machen" oder für 50 Cent sich setzen .

Der Hersteller (Heringbau) nennt diese Einrichtungen "Next-Generation-WC" und will damit wohl zum Ausdruck bringen, dass die Geschlechtertrennung keine Zukunft haben soll. Warum auch? Man kommt mit weniger Speicherplatz aus und Dinge wie Waschbecken und Vorräume müssen nicht doppelt vorhanden sein. Außerdem gibt es ja neuerdings 3 statt 2 Geschlechter. Also sind die Damen- und Herrentoiletten nicht mehr zeitgemäß, zumal die Trennung ohnehin nicht konsequent durchgehalten werden konnte (z.B. bei Eltern mit Kleinkindern). Aber gerade die ältere Generation hapert damit und pocht auf Beibehaltung der Geschlechtertrennung. Das Resultat sind dass eben Äußerungen wie "was hast Du als Frau auf unserem Klo zu suchen?", "wieso müssen wir Frauen bezahlen und ihr Männer nicht?" oder "war doch schon seit 100 Jahren so". Hier ist ein Umdeckungsprozess nötig. Es besteht auch kein sachlicher Grund für die Geschlechtertrennung. Die Urinale kann man ja auch in Kabinen verbannen, was auch manchem Mann recht wäre.

In Castrop-Rauxel hat man so ein Ding in knallroter Farbe direkt neben einem Holocaust-Mahnmal aufgestellt. Dass die Bevölkerung hiergegen aufmuckt, ist schon eher zu verstehen.

Und wo ist der Unterschied zwischen einem Urinal und einem WC? Doch nur, dass das Urinal kleiner ist, einen dünneren Abfluss hat und vor allem höher hängt, damit der Harnstrahl kürzer ist und nicht seitlich wegspritzen kann. Das ist ja gerade auf Damentoiletten das Dilemma. Die setzen sich nämlich auch nicht hin, sondern strullen in der sog. "Skispringerhaltung" und manchmal mit zu großem Abstand zur WC-Schüssel. Deshalb sind Damentoiletten ja auch versiffter als Herrentoiletten. Würden die Damen auch Urinale benutzen können, wäre das sicher eine Verbesserung der Hygiene. Aber auf Unisex-Toiletten haben sie die Gelegenheit dazu - und die TE hat es auch richtig gemacht (zumal hier auch noch Geld im Spiel war). Die dummen Sprüche sollte sie getrost ignorieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
SvenjaXanten 
Fragesteller
 09.07.2020, 11:08

So sehe ich es auch. Hier fehlt ein Umdenkungsprozeß. Und mit Urinalen habe ich auch kein Problem. Ob ich nu über einem stehenden Bottich den Skifahrer mache oder über einem hängenden Becken, bleibt sich ja wohl gleich.

In Holland und Belgien gibt es im öffentlichen Raum überhaupt kein richtiges Klo, sondern nur Pissoirs. Die heißen dort "Urinoir". Da habe ich mich schon öfter drin erleichtert. Die Holländer und Belgier können sich aber auch besser benehmen. Da würde nie einem Mann einfallen, sich neben eine Frau zu stellen (oder umgekehrt) oder sie zu begaffen. Die warten alle schön draußen bis frei ist. Wenn Du in Deutschland an einem offenen Pissoir nicht eine draußen Schmiere stellen würdest, müßtest Du ja Angst haben, fotografiert zu werden und das Bild dann im Playboy oder im Internet wiederzufinden.

0

Verallgemeinern kannst du...

Wende dich an eine Hamburger Zeitung und frage mal ganz provokant, warum Frauen für die Kabine löhnen müssen und Männer umsonst ans Urinal können.... (ohne deinen Exkurs,auch Frauen blablabla)

Die sollen das mal öffentlich thematisieren. Dann sieht man ja wie der Großteil der BETROFFENEN Bevölkerung dazu steht.

SvenjaXanten 
Fragesteller
 05.07.2020, 13:42

Ein rechtliches Problem ist ja nicht gegeben. Für die Kabine müssen Männer genauso bezahlen und Frauen gelangen auch umsonst ans Urinal. Das Problem ist doch das gesellschaftliche, nicht das rechtliche.

Aber der Lokalpresse könnte man das auch mal stecken.

0