Parabel : "Wenn Herr K. einen Mencschen liebte"

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Wenn Herr K. einen Menschen liebte
"Was tun Sie", wurde Herr K. gefragt, "wenn Sie einen Menschen lieben?" "Ich mache einen Entwurf von ihm", sagte Herr K., "und sorge, daß er ihm ähnlich wird." "Wer? Der Entwurf?" "Nein", sagte Herr K., "Der Mensch."

Herr K., das ist Herr Keuner, wobei die Assoziation zu einer Dialektaussprache von Keiner möglich ist. Fast 90 Geschichten sind heute um Herrn Keuner bekannt, die Brecht in 30 Jahren verfasst, jedoch gar nicht alle veröffentlicht hat, lauter kurze Prosastücke ähnlich Fabeln, Parabeln, Anekdoten mit teils oft sehr philosophischem Inhalt, die durch exemplarische Situationen rund um Herrn Keuner oder Herrn K. ein mögliches Verhalten des Menschen in einer Welt aufzeigt, die sich innerhalb einiger weniger Jahrzehnte doch sehr verändert hat. Aus einer minimalen Handlung - bei dir z.B. ist's ja bloß ein kurzer Dialog - wird dann eine Moral abgeleitet, die in deiner Geschichte ja so offensichtlich ist, dass sie nicht weiter ausgeführt zu werden braucht.

Jochen Vogt schreibt im Buch: "Das Buch der 1000 Bücher"

" Parallel zu den Lehrstücken versuchte Brecht ein kurzes Prosa-Modell zu entwickeln, mit dessen Hilfe Fragen des Verhaltens im politisch-sozialen Kontext sowie Probleme der Erkenntnistheorie abgehandelt werden können. Dazu benutzte er die Kunstfigur des Herrn Keuner, dessen Name als süddeutsche Form von "keiner", aber auch als Anspielung auf das griech. koinos (das Allgemeine betreffend = das Politische) verstanden werden kann.
Brecht bezeichnete ihn auch als "den Denkenden" und ließ ihn in seinen Beispielgeschichten einerseits als Handlungsfigur auftreten, die sich zu einer überraschenden Situation oder Frage verhalten muss und dabei verschiedene Möglichkeiten abwägt oder erprobt, andererseits aber auch als Lehrerfigur, die ihre aus Erfahrung gewonnenen Erkenntnisse als Lebensweisheit weitergibt. Damit greift Brecht alte, insbesondere fernöstliche Traditionen auf, die er mit Motiven des Behaviourismus und der marxistischen Theorie verbindet."

http://www.susannealbers.de/03philosophie-literatur-Brecht1.html