Muss man hier gendern?

4 Antworten

In Firmen oder Behörden kann die Führung von den Mitarbeitenden eine einheitliche Sprache (corporate language") nach außen verlangen, also auch z. B. zu gendern oder eben nicht zu gendern. In allen anderen Fällen kannst du gendern, musst aber nicht.

Meine Meinung zum Thema, allgemein:

1) Die Diskussion ist wichtig.

Ohne Diskussion oder Anhören derselben hätte ich mir keine Meinung bilden können. Meine Minimalforderung an alle hier Antwortenden: Wer hier seine Meinung schreibt, sollte mindestens eine (seriöse) Abhandlung über das Pro und eine über das Contra des Gendern gelesen haben. Ohne Information kann ich mir keine Meinung bilden. Ohne Information ist meine Antwort keine Meinung, sondern ein Vorurteil. Ich habe mir Diskussionen angehört und vieles über Pro und Contra gelesen. Das Ergebnis für mich: Ich gendere nicht.

2) Warum ich nicht gendere.

Ich halte Schrift mit Sternchen, Schrägstrichen, Doppelpunkten und großen Mittel-I für schwer lesbar, vor allem auch vortragbar. Und darauf kommt es mir an: Ich muss mir beim Lesen eines Textes vorstellen können, jenen auch laut zu lesen oder vor Publikum vorzutragen. Dass ich dabei nicht "Patienten-Sternchen-innen" lese, ist klar. Aber auch "Patienten-(Pause)-innen machte den Vortrag schwerfällig. Ich benutze lieber eine geschlechtergerechte Sprache durch Beidnennung, "Patienten und Patientinnen", das kann ich flüssig lesen oder vortragen, ergo schreibe ich auch so. Unter Umständen hilft der Plural, mit "Patienten" sind alle, gleich welchen Geschlechts, gemeint, wenn aus dem Kontext klar ist, dass keine Unterscheidung gemeint ist. Ersatzweise kann ich, wenn es passt, von "Betroffenen" reden, dann ist es einfacher. Der oder die Betroffene, die Betroffenen = alle. Ich habe gelernt, die Beid- oder Allnennung konsequent anzuwenden. Habe ich vor der Diskussion z. B. geschrieben "wenn jemand meint, er müsste ...", so schreibe ich jetzt "wenn jemand meint, er oder sie oder es müsste ..." Und ich spreche genauso. Ich spreche, wie ich schreibe, und ich schreibe, wie ich spreche. Sprache und Schrift sind für mich immer eine Einheit. Ich weiß, dass (vor allem) das Sternchen andeuten soll, dass es außer männlich und weiblich noch andere Geschlechter gibt. Dies verstehe und respektiere ich, aber es reicht für mich nicht aus, um meine Sprache und mein Schreiben nur wegen dieser kleinen Symbolik umständlich und schwerfällig zu machen.

3) Stört es mich, wenn andere gendern?

Hier zu lesende Kritik an den Öff-re-Sendeanstalten, gar „übertrieben“ zu gendern, kann ich als regelmäßige „Tagesschau“-Zuschauerin nicht bestätigen, obwohl ich seit der kontroversen Diskussion sehr darauf achte. Nein, ARD und ZDF gendern nicht, höchstens mal ein Gast beim Interview, aber dafür können die Redakteure nichts. Bei manchen Fachtexten und teilweise auch bei behördlichen Schreiben setzen dagegen meine unter 2) beschriebenen Vorbehalte ein. Die Sternchen machen die Texte für mich schwerer lesbar. Im Alltag begegne ich Gendern kaum.

4) Toleranz bitte!

Viele äußern sich zu diesem (wie auch zu manchen anderen interessanten Diskussionsthemen) erschreckend intolerant. Zu meinem Bedauern gerade auch eine Vielzahl derjenigen, die Gendern, so wie ich, nicht anwenden mögen. Liebe Meinungsbrüder und Meinungsschwestern! Tut doch etwas, was ihr selbst (für euch zurecht) nicht anwenden mögt, nicht deswegen als „Quatsch“ oder „Schwachsinn“ ab, oder gar „gehört verboten“ usw. Schaut mal, angenommen, ihr mögt keinen Spinat. Sagtet ihr dann auch „Spinat ist Quatsch“ oder „ist Schwachsinn“ oder „gehört verboten“? Sicher nein. Na also.


counmibe 
Fragesteller
 02.10.2022, 10:50

Es stimmt nicht, dass ARD und ZDF nicht gendern. Und natürlich gehört Spinat verboten. Der hat nämlich nur deswegen den Ruf gesund zu sein, weil sich ein Naturwissenschaft bei der Berechnung des Nährwertes um eine Zehnerpotenz vertan hat.

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Bananengrete  12.08.2023, 21:24
@counmibe

Spinat ist aber sehr lecker und mit einem Zehntel des falsch berechneten Eisengehalts auch noch hochgradig wertvoll!

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SchakKlusoh  02.10.2022, 11:52
Meine Minimalforderung an alle hier Antwortenden:

Niemand hat das Recht anderen Menschen Bedingungen für ein "Mitspracherecht" aufzuerlegen. Das ist elitäres Gehabe.

Ohne Information ist meine Antwort keine Meinung, sondern ein Vorurteil.

Dito.

Mein Ansatz ist ganz einfach: Ich möchte, daß alle Bezeichnungen unabhängig vom Geschlecht sind. Ich finde es falsch, daß betont wird, daß es unterschiedliche (2 bis unendlich) Geschlechter gibt.

Dass ich dabei nicht "Patienten-Sternchen-innen" lese, ist klar. Aber auch "Patienten-(Pause)-innen machte den Vortrag schwerfällig.

Das Beispiel ist falsch. In den ÖR-Medien uaaO. wird Patient[Pause]innen gesagt.

Nein, ARD und ZDF gendern nicht,

Da ich mich für Deutschland interessiere, habe ich seit langer Zeit gerne die Nachrichtensendung, auch die Länder-Sendungen geschaut. Ich sehe auch ab und zu Reportagen in den Mediatheken und ARTE gehört natürlich auch dazu.

Es wird gegendert. Sehr oft mit der Verlaufsform - manchmal wird es sogar lächerlich. In einem Beitrag über ein Ortsfest bei dem Gummienten auf einem Bach ausgesetzt wurden, berichtete die Reporterin (!), daß die >>Entenkaufenden<< einen Preis gewinnen konnten.

Viele äußern sich zu diesem ..... erschreckend intolerant.

Das trifft wahrscheinlich auch auf mich zu. Das liegt an mehreren Punkten.

  • Die Themen für Gleichberechtigung sind mittlerweile so gut wie erschöpft.
  • Marginalien werden aufgeblasen, um Forschungsgelder, Maßnahmen und Arbeitsstellen zu begründen.
  • Ideologen erstellen Studien mit ideologischem Ergebnis. Viele Studienergebnisse sind Banalitäten oder können auch anders interpretiert werden.
  • Eine Minderheit will eine Mehrheit zu etwas zwingen, das in fast allen Fällen einen Mehraufwand ohne Nutzen bedeutet.

Ich finde das sind gute Gründe um sich zu verweigern.

Sagtet ihr dann auch „Spinat ist Quatsch“ oder „ist Schwachsinn“ oder „gehört verboten“?

Das ist ein ganz schlechtes Beispiel. Spinat ist ein Gegenstand, Gendern ist eine Ideologie (oder eine Maßnahme oder eine Meinung). Ideologien und Maßnahmen und Meinungen können Quatsch sein.

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Von Experte RayAnderson bestätigt

Man muß nirgendwo gendern.

Es kommt natürlich darauf an, ob Du

  • das ideologische Gendern (Innen, *innen, :innen, /in, R, ix ...)
  • das höfliche Gendern (Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sehr geehrter Kunde und Kundin)
  • umschreibendes Gendern (abiturablegende Person, Ampelfigur ...)
  • das Spaßgendern (Bürgerinnenmeister, Kämmerin, Leutinnen, Studier-Ende ...)

meinst.

Ich finde, daß man Spaßgendern einfach manchmal machen muß ;-9


counmibe 
Fragesteller
 02.10.2022, 10:45

Hast du noch mehr Beispiele für das Spaßgendern?

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Bananengrete  12.08.2023, 21:20
@counmibe

Ich hab eine Rüdin und meine Nachbarschaftin eine Neffin, einen Katzer und eine Katerin. Als Kindin hatte ich ein ¡Kaninchen! Das hatte leider Flöhinnen.

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RayAnderson  07.10.2022, 17:23

EIGENTLICH... müsste es heißen "Liebe Kolleginnen und männliche Kollegen".

Anderenfalls hätten wir hier eine weibliche Doppelnennung.

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Nein, das muss man überhaupt nicht!

Hier versuchen wieder mal Überkorrekte uns zu ihre Auffassung aufzustülpen!

VW In der gleichen Liga wie es mit Meger, Sigeuner oder Indianer der Fall ist.

( und Rechtschreibung kann ich, aber dann wird es nicht gepostet)


Bananengrete  12.08.2023, 22:04

"Schaumkuss und Schaumküssin", "nach ungarischer Art" und "amerikanische Ureinwohner und Ureinwohnerinnen" ("natives") … Aber "Indianer" fand ich immer unpassend, nachdem der Fehler so lange schon bekannt ist! In der englischen Sprache ist das besonders verwirrend. Aber da gibt es auch das Problem, "austrian" und "australian" zu unterscheiden, was vielen "nativ english" schwer fällt.

Farbige untereinander dürfen sich "N…r" nennen, aber ich darf nicht den vom Latein abgeleiteten Ausdruck ("nigroid") verwenden, der ursprünglich das Volk um den "schwarzen Fluss" in Westafrika benennt, weil er zufällig auch deren Hautfarbe trifft.

Man kann sich auch empfindlich anstellen.

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Man muss gar nichts ausser sterben irgendwann.


counmibe 
Fragesteller
 02.10.2022, 10:45

Steuern zahlen muss man nicht?

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