Muss ein muslimischer Arzt, der operieren muss, fasten?

Habilzupot  04.04.2023, 00:28

Gute Frage

Jeshua30 
Fragesteller
 04.04.2023, 00:31

Danke!

5 Antworten

Religiöses Fasten ist niemals dafür gedacht, Menschen in Gefahr zu bringen. Weder die fastende Person, noch Personen, die von dieser Person irgendwie abhängig sind. Es geht dabei vielmehr um innere Einkehr und bewussten Verzicht, um das, was man hat, wieder mehr zu schätzen. Das gilt auch für Muslime. Somit ist kein Muslim dazu gezwungen, zu fasten, wenn dadurch Lebensgefahr für sich selbst oder andere entsteht.

ABER: ganz viele Ärzte und Ärztinnen im Krankenhausbereich machen ohnehin eine Art erzwungenes Intervallfasten! Einfach deshalb, weil man im OP bzw. am Patienten natürlich nicht nebenher essen darf, aus hygienischen Gründen. Und weil so eine OP nicht immer planbar genau zur Essenszeit endet. Und weil durch den massiven Fachkräftemangel in diesem Bereich ohnehin auf eine Art gearbeitet wird, bei denen bereits ein halbwegs pünktlicher Feierabend ein fast unerreichbarer Luxus ist, von Pausen ganz zu schweigen...

Wenn du dir also um die Leistungsfähigkeit von muslimischen Chirurgen im Ramadan Sorgen machst, dann solltest du ganz grundsätzlich Sorgen haben, sobald im Krankenhaus eine OP oder sonstige Behandlung für dich ansteht, weil die Chance enorm groß ist, dass auch das nicht-muslimische medizinische Personal seit vielen Stunden keine Chance mehr hatte, in Ruhe etwas zu essen oder zu trinken!

Vp1512  21.03.2024, 15:56

Total gut geschrieben, hätte keiner besser erklären können oder die Feststellung machen können! Danke dafür, Ramadan Mubarak🌹

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Das muss er. Während einer OP kann er ja auch ohnehin nicht essen. Ärzte müssen auch ohne Fasten viele Stunden oft ohne Essen auskommen.

Und es ist nicht wahr, dass man vom Fasten immer unkonzentriert und schwach ist. Dann recherchiere mal. Ich habe mal gelesen, dass man durch das Fasten sogar besser lernen kann. Und dazu braucht man ja auch eine sehr gute Konzentration.

Viele nichtmuslimische Ärzte sind aber oft völlig übermüdet und müssen trotzdem operieren wegen Fachkräfte-Mangel in dem Bereich. Übermüdete Ärzte sind ein noch schlimmerer Risikofaktor.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid
Jeshua30 
Fragesteller
 04.04.2023, 11:15

Langfristig ja. Aber Kurzfristig könnte ihm Energie fehlen, die er zur Operation benötigt.

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Bezüglich dem Fasten

Wenn es ihm nicht möglich ist, seine Arbeit in die Nacht zu verlegen, dann muss er seinen Jahresurlaub während des Ramadan oder zumindest während eines Teils davon nehmen, wenn ihm das möglich ist, und diese Zeit dem Fasten widmen.

Wenn das nicht möglich ist und er keine andere Arbeit finden kann, bei der er tagsüber im Ramadan fasten kann, und es ihm schaden würde, wenn er seine Arbeit aufgäbe, dann ist es ihm erlaubt, das Fasten an den Tagen zu brechen, an denen das Fasten erhebliche Schwierigkeiten verursacht, aber er sollte das Fasten nicht nur aus Angst vor Schwierigkeiten brechen; dann sollte er die Tage, an denen er nicht gefastet hat, während seiner wöchentlichen Pause oder an anderen Tagen, an denen er es nachholen kann, nachholen, unter der Bedingung, dass er die Tage, an denen er nicht gefastet hat, vor Beginn des Ramadan im folgenden Jahr nachholt.

Sharh Muntaha al-Iraadaat (1/478): Wenn die Arbeit eines Menschen schwer ist und er Schaden erleidet, wenn er sie aufgibt, und er Angst vor körperlichem Schaden hat, dann kann er das Fasten brechen und es später nachholen. Dies wurde von al-Aajurri überliefert. Zitat Ende.

https://islamqa.info/en/answers/141646/a-surgeon-loses-concentration-because-of-fasting-is-it-permissible-for-him-to-break-the-fast

Rido89  17.04.2023, 05:37

Wer soll al-Aajurri sein?

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Wenn man das Fasten richtig macht, kriegt man auch (fast) kein Hunger- und Durstgefühl. Der Arzt wird schon wissen, ob er mit dem Fasten aussetzen muss, um seine Patienten nicht zu gefährden.