Musikanalyse zu "Mut" aus Franz Schuberts "winterreise"?
Aktuell analysiere ich in Musik besagtes Stück und leider gehört auch der inhalt dazu, ich kann folgende zeilen der Letzten Strophe einfach nicht interpretieren weil es einfach ein Gegensatz in sich ist, eventuell kann mir da ja jemand von euch weiter helfen
Lustig in die Welt hinein
Gegen Wind und Wetter !
Will kein Gott auf Erden sein,
Sind wir selber Götter !
Anmerkung zu "Winterreise" :
Mit seinem Liederzyklus "Winterreise" gelang Schubert eine Darstellung des existenziellen Schmerzes des Menschen. Im Verlauf des Zyklus wird der Hörer immer mehr zum Begleiter des Wanderers, der zentralen Figur der Winterreise. Dieser zieht nach einem Liebeserlebnis aus eigener Entscheidung ohne Ziel und Hoffnung hinaus in die Winternacht.
Wäre echt super wenn jemand da einen Einfall hätte.
1 Antwort
Eines meiner Lieblingslieder in der Winterreise.
Vers 1: Das lyrische Ich, auf dem bisherigen Weg tief getroffen von Enttäuschungen und von Melancholie und Verbitterung bedroht, bricht in einen trotzigen Ruf aus. Der rabenschwarzen Stimmung wird ein Appell an sich selbst entgegengeschleudert, sich nicht passiv dieser Stimmung hinzugeben, sondern die riskante Fahrt mitten ins Leben zu wagen.
Vers 2: Widrigkeiten, Widerstände werden nicht verdrängt, sondern mutig angenommen.
Vers 3: Die bisherigen Erlebnisse haben das lyrische Ich zweifeln lassen an der Existenz eines gütigen, väterlichen Gottes. Vielleicht gibt es ihn, aber er wirkt nicht auf Erden, ist dem Menschen abgewandt.
Vers 4: Nun der wahrhaft provokative, tollkühne Höhepunkt: Das lyrische Ich ruft angesichts eines abwesenden Gottes herausfordern in die Welt hinaus, dass der Mensch in seiner Not, in seiner Einsamkeit nun selbst sein Gott sein müsse und könne. Er kreist dann nicht mehr um Gott, er ist sein eigenes Zentrum, zieht sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Sinnlosigkeit, Begrenztheit und Angst.
Das sind Gedanken, die später bei Nietzsche wiederkehren.