Loewe HiFi sound project TA6000 Klassifizierung?

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Hallo xxMikrofonxx,

Es handelt sich um einen Receiver aus dem Jahr 1978. Damals wurden Endstufen in Verstärkern und Receiver immer in Class A/B betrieben. Ein kleiner A-Anteil in Form eines Ruhestroms von 30 bis 100 mA wurde unter  optischer Kontrolle mit Hilfe eines Oszilloskop so eingestellt, dass die Übernahmeverzerrung beim Null-Durchgang bei angelegtem Sinus von 1kHz gerade verschwunden waren.

Ist der Ruhestrom zu klein eingestellt, entsteht beim Nulldurchgang der
Sinuskurve in einer Gegentaktendstufe kurzzeitig eine Verzerrung im
Signal. Der Endstufentransistor, der gerade eine sinusförmige Halbwelle
verarbeitet und demnach leitend ist, sperrt beim Nulldurchgang und der
andere Endstufentransistor, der die andere Halbwelle verarbeiten soll
und bisher gesperrt war, übernimmt also diese Halbwelle und bleibt so
lange leitend, bis das Signal wieder durch Null geht und die Polarität
erneut wechselt.

Ohne den Ruhestrom, der den A-betrieb kennzeichnet, würden von kurz vor bis kurz nach dem Nulldurchgang beide Endstufentransistoren gesperrt sein und es würde eine Art Lücke im Signal auftreten. Der Ruhestrom wird nun gerade eben so groß eingestellt, dass beide Transistoren beim Nulldurchgang noch leitend sind und das Signal komplett übertragen werden kann. Erst wenn der zweite Endstufentransistor leitend geworden ist und seine Halbwelle korrekt ab 0 Volt übernommen hat, sperrt der erste, dann wieder umgekehrt, also hin und her...im Gegentakt.

Außerhalb dieses Ruhebereichs, indem der Ruhestrom durch beide Transistoren fließt, die Ausgangsspannung aber gerade bei 0 Volt liegt, also im Leistungsbereich, arbeitet die Endstufe im Class B-betrieb.

Die moderne und immer wichtiger werdende Betriebsklasse D (geschaltete Endstufe, Class D) wurde damals noch nicht gebaut. Die Klassen C, F usw. spielen im HiFi-Bereich keine Rolle.

Du kannst das auch ganz leicht nachmessen. Die Endstufentransistoren haben in der Emitter-Leitung immer einen Widerstand, der höher belastbar sein muss und vom Wert her sehr klein dimensioniert ist, meistens unter einem Ohm.
Der Ruhestrom fließt durch diesen Widerstand und es entsteht ein Spannungsabfall an dem Widerstand.
Messe diese Spannung am Widerstand ohne Signal, also bei kurzgeschlossenen Eingang. Der Ruhestrom I in A berechnet sich aus dem Quotienten der gemessenen Spannung U in Volt und dem Wert des Widerstandes in Ohm.
Wenn du also 20 mV an einem Widerstand von 0,47 Ohm messen würdest, würde ein Ruhestrom von ca 42,5 mA fließen.

Grüße, Dalko