Ist Helmut Schmidt ein „Neoliberaler“?

Das Ergebnis basiert auf 20 Abstimmungen

Nein 90%
Ja 10%

7 Antworten

Ersteinmal exestiert so etwas wie ein Homogener Neoliberalismus überhaupt nicht, genauso wenig wie ein alleiniger Kapitalismus.

Den Begriff Neoliberalismus gebrauchte zum ersten Mal der Ökonom und Sozialwissenschaftler Alexander Rüstow im Jahr 1938 beim Walter Lippmann Colloquium in Paris. Dort trafen sich liberale Ökonomen aller Richtungen, um zu diskutieren, welche Lehren aus der unbefriedigenden wirtschaftlichen Entwicklung in den 1920er Jahren und vor allem aus der verheerenden Weltwirtschaftskrise für die künftige Wirtschaftspolitik gezogen werden sollten. Die klassischen Liberalen folgten (wie Adam Smith) der These, der Staat solle sich auf eine Nachtwächterrolle zurückziehen; er sorgt also für Sicherheit, für eine Rechtsordnung und betreibt die Außenpolitik, mehr aber nicht. Davon setzten sich die andere Seite bewusst ab: Sie plädierten für einen starken Staat. Dieser soll vor allem einen ausreichenden wirtschaftlichen Wettbewerb sichern, also die Bildung von Kartellen untersagen und dafür sorgen, dass kein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung erlangt.

Kurz um, was folgte ist; es gibt nicht denn einen Neoliberalismus! Neoliberalismus ist nicht homogen. Eine speziell deutsche Form des Neoliberalismus ist der Ordoliberalismus, auch Freiburger Schule genannt. Er legt in seinen Schriften besonderen Wert auf die Wettbewerbstheorie und einen Staat, der stark genug ist, auch gegen die Lobby der Wirtschaft den Wettbewerb zwischen den Unternehmen zu sichern. Also das Gegenteil dessen was widerum Adam Smith predigte.

Eine andere Richtung des Neoliberalismus verkörpert der amerikanische Nobelpreisträger Milton Friedman. Für ihn steht die Geldpolitik der Notenbanken im Mittelpunkt. Die Notenbanken sollen, so Friedman in vielen seiner Arbeiten, die Geldmenge jedes Jahr nur in dem Umfang erweitern, wie sich die Produktionsmöglichkeiten der jeweiligen Volkswirtschaft erhöhen. So soll die Inflation unter Kontrolle bleiben. Da Friedman an der Universität Chicago gelehrt hat, wird diese Richtung auch Chicagoer Schule genannt. Und weil der Schwerpunkt der Betrachtung auf der Geldmengensteuerung liegt, wird diese Richtung auch Monetarismus genannt; ihre Vertreter sind die Monetaristen. Spätestens ab hier werden wir genug Neoliberale finden, die nicht Mal wissen das sie es sind!

Alles zusammen was man als Neoliberalismus bezeichnet wir oftmals auch als Marktradikalismus bezeichnet, oder Raubtier-Kapitalismus. Das alles sind Begriffe, die weniger in der Wissenschaft, sondern eher in der politischen Diskussion gebraucht wird. Und nur da hat dieses Schlagwort auch etwas verloren, denn die meisten Politiker haben wahrscheinlich in ihrem Leben sich noch nie mit Ökonomischen Thesen auseinander gesetzt.

Zu deiner Frage ob Schmidt ein Neoliberaler war? Er war Realpolitiker durch und durch und weniger von Idiologie und Visionen getrieben, sowie lern und anpassungsfähig aufgrund dessen und das eben um längen besser als die Leute die ihm heute alles möglich nachsagen. Da ist es logisch das Schmidt nicht einer Ideologischen Linie folgte, wenn er diese als Falsch ansah.

„Sie haben einem uralten Mann zugehört. Sie müssen ihn nicht unbedingt ernst nehmen.“

Helmut Schmidt

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dr. oec. publ. (Volkswirtschaft)

Je nachdem, wie man "neoliberal" verwendet. Er hatte klassische wirtschaftsliberale Züge und viele seiner Aussagen klingen heute mehr nach FDP als nach SPD. Generell würde ich ihn aber als vernünftigen Menschen bezeichnen. Man tut sich häufig schwer mit Begriffen wie "rechts", "links", "neoliberal", "sozialdemokratisch", ..., weil sie durch die vielen politischen Akteure und die Gesellschaft generell sehr subjektiv definiert werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Nein

Nein er war sicher kein Neiliberaler, nicht mal annähernd.

Woher ich das weiß:Hobby – Aktiv in der Lokalpolitik. Lange politisch Interessiert
Nein

Er war Popperianer und stand damit dem liberalen denken und Demokratieverständniss wie auch dem Ordoliberalismus nahe, allerdings ist der Vater des Ordoliberalismus (Eucken) andererseits auch ein geistiger Vater der Sozialen Marktwirtschafft.

Das heißt wenn man mit Ordoliberalen Theorien Argumentiert, kann man Neoliberal sein aber genauso sozialer Marktwirtschaftler - das sind kleine Details die sich da unterschieden aber eben eine große Wirkung haben können.