Ist es ok, wenn ich mir nach dem Abitur 2 Jahre lang eine Auszeit gönne und arbeite um Geld zu verdienen?
Hi Leute, ich hab dieses Jahr mein Abitur gemacht und ich würde gerne studieren. In meiner Heimatstadt kann ich wahrscheinlich nicht studieren, da der NC mega hoch ist und ich garantiert nicht reinkommen werde. Das heißt für mich, dass ich in eine andere Stadt ziehen muss. Vielleicht muss ich sogar im Ausland (Österreich oder so) studieren. Nun sind wir finanziell gesehen nicht besonders stark.. und ich weiß einfach nicht, wie ich sonst mein Studium finanzieren soll. Ich hab mir überlegt 2 Jahre lang zu arbeiten (2 Jahre ein FSJ, BFD) um ein bisschen an Geld zu kommen. Ist es nicht schlimm, wenn man sich 2 Jahre lang eine Auszeit nimmt, um ein bisschen Kohle ranzuschaffen? Zudem will ich mich auch sozial engagieren, damit ich eventuell ein Stipendium bekomme.. aber das ist eher unwahrscheinlich aufgrund meiner Noten -.- . Na ja, ich muss leider hart durchkämpfen und bekomme eben nicht alles von meinen Eltern geschenkt wie andere.. Und was haltet ihr davon? SOollte ich es so machen oder lieber nicht?
7 Antworten
Wahrscheinlich it der NC an allen Unis hoch, ist für sehr gefrage Studiengänge überall so. Glaubst Du, in zwei Jahren wäre es anders? Bewirb Dich bei mehreren Unis, damit Du auf die Warteliste kommst. Evtl. klappt das ja im nächsten Jahr. 2 Jahre Auszeit ist schon lang, 1 Jahr wäre O.K. Man verliert den Elan zum Lernen nach so langer Zeit. Könntest Du Bafög bekommen?. Aber es ist Deine Entscheidung. Noch etwas, wenn Du arbeiten gehst, fällt das Kindergeld weg.
Prinzipiell finde ich die Idee nicht verkehrt.
Allerdings kommen mir spontan 2 Fragen in den Sinn:
1. Wenn du seitens Deiner Eltern keine finanzielle Unterstützung erwarten kannst, was ist dann mit BaföG?
2. Bevor Du Dich in die Berufstätigkeit stürzt, informiere Dich genau, was das bezüglich
- Krankenversicherung und Versicherungen allgemein
- Steuerpflicht
- Kindergeld
- Versicherungen im späteren Studium
macht.
Nach der Schule ist dieser Übergang meines Wissens fließend und unproblematisch, d.h. bis zu einer Altersgrenze (27?) bleibt man bei den Eltern mitversichert (wenn ohne eigenes Einkommen).
Wenn Dein Studium nach einer Berufstätigkeit beginnt, in der Du selbst versicherungspflichtig warst, weiß ich nicht, ob Du dann unproblematisch wieder über Deine Eltern versichert sein wirst und ich weiß auch nicht, wie die Sache mit dem Kindergeld läuft.
Das sind lauter Punkte, die ich an Deiner Stelle vor einer Entscheidung prüfen würde, denn wegfallendes Kindergeld und zusätzliche Versicherungsbeiträge könnten Dich ggf. sogar schlechter stellen bei einem späteren Studienbeginn.
Lücken im Lebenslauf sind nicht gerade förderlich.
Ich finde es großartig, dir zwei Jahre Zeit zu nehmen, um sinnvolle Dinge zu tun. Studium ist nur eine von vielen Möglichkeiten, sein Leben gut und sinnvoll zu verbringen. Du wirst sehr viel lernen, dich weiterentwickeln und tolle Erfahrungen mitnehmen, die dir auch im Studium nutzen werden. Und soziales Engagement macht sich auch im Lebenslauf gut.
Allerdings kann man mit FSJ/BFD nur wenig Geld verdienen. Du kannst versuchen, eine Art Teilzeitstelle zu finden und nebenbei zu jobben. Du könntest aber auch einen Vollzeitjob übernehmen und dich nebenbei ehrenamtlich engagieren. Oder du machst ein FSJ und beginnst danach eine Ausbildung oder ein duales Studium, sodass du direkt nebenher Geld verdienen kannst. Im Falle einer Ausbildung kannst du zu einem späteren Zeitpunkt immer noch ein berufsbegleitendes Studium anschließen.
Tipps zur Studienfinanzierung: Wenn deine Eltern nicht viel verdienen, hast du sicher bafög-Anspruch. Der Höchstsatz liegt bei 670 Euro, damit kommt man in vielen Städten schon mal ganz gut voran. Wenn du bei deinen Eltern wohnst, ist es weniger, aber dafür sparst du dir Mietkosten und in vielen Städten gibt es ein Semesterticket, sodass du kein Extrageld fürs Pendeln einrechnen musst. Wenn zu Hause wohnen keine Option ist, kannst du auch in den Osten der Republik ziehen. In MV, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sind die Mieten und allgemeinen Lebenshaltungskosten tendentiell niedriger und es gibt viele gute Unis. Einige Studienfächer, gerade MINT-Fächer, sind sehr zeitaufwendig, aber in den Geistes- und Sozialwissenschaften kann man oft neben dem Studium noch Jobben. Außerdem kannst du auch schauen, ob du einen Teilzeit-Bachelor findest. Stipendienprogramme musst du mal recherchieren. Soweit ich weiß, gibt es auch Programme, die gute Noten nicht so stark gewichten, sondern mehr auf Bedürftigkeit und soziales Engagement achten.
Ich denke solange du in den 2 Jahren was machst und auch wirklich arbeitest und das auch später bei einem Bewerbungsgespräch nachweisen kannst ist das in Ordnung. Schwierig wird es nur wenn man für längere Zeit nichts macht, das macht sich überhupt nicht gut im Lebenslauf.