Ist der Mensch von Natur aus gut oder böse?

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Hallo Laura,

die Thematik ist nicht ganz so einfach, denn die Begriffe "gut" oder "böse" sind je nach Sichtweise relativ. Ein absolutes Maß wäre praktisch. Und wir dürfen durchaus schauen, was der Mensch von sich aus sein kann.

Lass mich das alles mal losgelöst von einer historischen Meinungsbildung betrachten.

Über ein philosophisches Modell - der Kürze wegen hier noch ohne die Herleitung - bekommen wir ein absolutes Maß hin: gleichermaßen für alle Fülle und größtmöglicher Freiheitsgrad sowie die Einheit aller. Wir dürfen dazu kurz Liebe in universaler Begriffsbildung sagen.

So mag sich aus einer gewachsenen Wahrnehmung eine Situation, in der z.B. zu Gunsten anderer für eine Person oder Personengruppe Freiheitsgrad oder Fülle vermindert, nicht zugestanden ist, nicht beachtet wird, Einheit zerbricht oder nicht zustandekommt, als "böse" oder "schlecht" darstellen. Im Gegensatz dazu mag Liebe (hier den kurzen Begriff verwendet) als "gut" wahrgenommen sein.

Bleiben wir im absoluten Maß und bei dem kurzen Begriff - und fragen uns, ob ein Menschen von Grund auf liebt oder nicht.

Wir können beobachten, dass Liebe nicht sehr häufig beobachtet wird. Dazu können wir auf unsere Menschheitsgeschichte und Archaik zurückblicken, wo es für ein Individuum oder eine Gruppe bedeutend gewesen wäre, für sich alleine Fülle und Freiheitsgrad zu schaffen, der ein Überleben und Fortbestehen gesichert hätte.

In einem gewissen Umfeld, in dem viele zu Fülle und Freiheitsgrad beitragen, hätte auch Liebe dies bewirkt.

Vielleicht ist da evolutionär die Roulette-Kugel in die eine oder andere Richtung einfach gefallen - und Nicht-Liebe wurde umso prominenter. Sie hätte auch den Vorteil, dass sie kaum jemanden braucht - außer denen, die dann benutzt oder ausgenutzt würden.

Wäre jetzt ein Mensch intrinsisch nicht-lieb, nur weil die Kugel da so gefallen sein mag - und mit Bewusstsein der Liebe gegenüber auch der Liebe offen? Oder ist der Mensch eher lieb - und folgt dann in großer Mehrheit dieser so gefallenen Kugel.

Einige Glaubensinhalte kennen Letzteres - so z.B. Eva und Adam mit dem Sündenfall.

Ich gehe heute auch von Letzterem aus - und so darf ich diese eingangs angesprochene Modellbildung kurz anreißen.

Sie gründet sich auf die Frage nach der eigenen Identität, die nicht mehr mit Mitteln der Raumzeit zu beantworten ist. Damit vermutet sich plausibel ein Anteil von uns "jenseits" Raum und Zeit - und damit etwas Raumzeitloses.

Wenn wir das in Eigenschaften beschreiben wollen, ergibt sich aus der Raumlosigkeit die Einheit, aus der Zeitlosigkeit, dass nur etwas von - und ich sage jetzt - der Liebe ausgehen kann und sie erreichen darf. Die letztgenannte Eigenschaft - oder sagen wir Methode - kannte schon Leibnitz in seinem Monadenmodell.

Diese Methoden sind sehr abstrakt und zunächst noch nicht mit Inhalt befüllt. Wir schauen uns zunächst an, warum das nur in der gesagte Weise plausibel ist und gehen kann. Nehmen wir an, es ginge auch, etwas zu fordern. Dann müsste ein Prozess stattfinden, der das Fordern bewirkt. Doch unter Zeitlosigkeit gibt es auch keinen Prozess.

Dieses Modell der Liebe jenseits der Raumzeit ist universal: immer und überall gültig und anwendbar. Stellen wir es neben unsere raumzeitlose Identität, mag es uns so intrinsisch wie unsere Identität erscheinen. Aber wir können die Identität nicht als weitere Eigenschaft in dieses Modell integriere - und brauchen es auch nicht.

So mag sich die Waage für die Menschheit in Richtung Liebe neigen - auch wenn wir hier keine weiteren Anhaltspunkte finden, dass dies notwendigerweise so sein müsste.

Mir persönlich ist der Ansatz aber wegen der Universalität alleine schon sehr sympatisch. Vielleicht war er auch dem Verfasser der Geschichte von Eva und Adam zumindest intuitiv sehr nahe.

Fahren wir also alles zusammen: der Mensch könnte in sich gut sein, wäre aber Durch Umstände und vielleicht auch Zufälle eher böse.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:Hobby
EarthCitizen20  24.01.2021, 11:39

Hallo Laura,

hab vielen herzlichen Dank für den Stern. Ich freue mich sehr, wenn ich Dir habe helfen können.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

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"Von Natur aus" tun Tiere, zu denen auch der Mensch zählt, einfach das, was nötig ist, um zu überleben und die Art zu erhalten.

Die Vorstellung von dem Guten und dem Bösen kommt erst viel später in's Spiel. Was gemeinhin als gut und böse gilt, ändert sich zudem mehr oder weniger, wenn man nur die zeitlichen oder räumlichen Koordinaten ändert.

"Auch Hobbes vertritt diesen moralischen Relativismus und überträgt seine erkenntnistheoretische These, mittels menschlicher Wahrnehmung sei keine gesicherte Erkenntnis über die Welt möglich, auf das Feld der Ethik. So heißt es etwa in den Elements of Law (Chapter 7), jedermann nenne „das, was ihm gefällt und Vergnügen bereitet, gut, und das, was ihm missfällt, schlecht“. Entsprechend ihrer unterschiedlichen körperlichen Beschaffenheit unterschieden sich die Menschen auch in ihrer Auffassung von Gut und Böse. Ein ἀγαθὸν ἁπλῶς, ein schlechthin Gutes, gebe es deshalb nicht."

https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Hobbes#Ethik

„Die Menschen sind böse; eine traurige und fortdauernde Erfahrung erübrigt den Beweis; jedoch, der Mensch ist von Natur aus gut, ich glaube, es nachgewiesen zu haben; […] Man bewundere die menschliche Gesellschaft, soviel man will, es wird deshalb nicht weniger wahr sein, dass sie die Menschen notwendigerweise dazu bringt, sich in dem Maße zu hassen, in dem ihre Interessen sich kreuzen, außerdem sich wechselseitig scheinbare Dienste zu erweisen und in Wirklichkeit sich alle vorstellbaren Übel zuzufügen.“
— Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen (Reclam, 1998, S. 115 ff., Anmerkung IX)

https://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Jacques_Rousseau#Menschenbild

So etwas wie "Gut" oder "Böse" gibt es gar nicht. Das sind menschengemachte Konstrukte und, vor allem, völlig subjektiv.

Jeder definiert etwas anderes als "Gut" oder als "Böse"

Und selbst, wenn du Gut und Böse für dich persönlich definiert hast, kann man die Frage immernoch nicht beantworten, denn jeder Mensch ist anders. Manch ein Mensch hat, aus deiner Sicht, eine gute Natur. Ein anderer eine böse. Auf die Masse lässt sich das nicht beziehen. Und, wenn man einen Durchschnitt bilden wolle, um ein Gesamtbild zu erhalten, wäre dies weder Gut, noch Böse, sondern in der Mitte.

Dieses Schwarz-Weiß-Denken ist einfach nicht realistisch. Es gibt unglaublich viele Graustufen. Nicht nur das, es gibt auch unglaublich viele Farben; und dunkler und heller. Aber nicht vergleichbar.

Es ist unmöglich, diese Frage zu beantworten.

die Frage auf die beiden Philosophen Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau beziehen.

Nö. Denk selbst. Is besser.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich philosophiere einfach gerne rum :)

Wer sozial im Einklang mit seiner Natur leben kann ist intellektuell und sozial leistungsfähiger als jmd der gegen Vergewaltigungsgedanken kämpfen muss weil naturgemäße Frauen ihm entlaufen.

Erster der im Einklang mit seiner Natur leben kann kann sich besser sozial vernetzen. Und dennoch kann er später sozial unverträglich werden ..trotz des evolutionären Vorteils

Der Mensch ist gut und böse zugleich. Die gute Seite ist seine geringe Reaktive Aggression und die Böse, zumindest tendenziell, seine Aktive Aggression.