Hilfe, habe ich ein Autistisches Kind?
Das ist eine lange Geschichte, ich versuche, sie kurz zu halten.
Wir wollten unbedingt ein Kind. Aber mein Mann kann sich nicht fortpflanzen und ein Arzt war und ist uns einfach zu teuer... also haben wir jemanden gefragt, ob er für uns spenden könnte.
Wir kannten diese Person ca. 1 Jahr bevor wir es versucht haben. Wir haben uns auch gut verstanden.
Ich habe ihn mehrmals gefragt, ob es irgendwelche Krankheiten, Erbkrankheiten oder ähnliches in der Familie gibt. Er hat das immer verneint.
Naja, wir haben es versucht und es hat gleich beim ersten Mal geklappt.
Und jetzt habe ich erfahren, dass der Spender ein Kind hat, das eine Autismus-Spektrum-Störung hat.
Auch so kam vieles heraus, wo er uns angelogen hat.
Jetzt die Frage aller Fragen... wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass meine Tochter das hat?
Auf welche Anzeichen muss ich achten?
Was sind gute Anzeichen?
Was sind "schlechte" Anzeichen?
Für mich ist das völlig neu und ich kenne mich wirklich nicht aus.
Vielen Dank im Voraus... ich bin wirklich verzweifelt und mache mir viele Sorgen.
Unsere Tochter ist 4 Monate alt und lacht auch ganz viel. Das drehen üben wir gerade.
4 Antworten
Habt ihr ganz speziell nach neurologischen Entwicklungsstörungen/Behinderungen gefragt, oder nur nach Erbkrankheiten?
Hättet ihr nur nach Erbkrankheiten gefragt, hätte ich euch auch nichts von meinem Autismus gesagt. Denn Autismus ist nicht einmal im Entferntesten eine Krankheit.
Wichtig ist zu wissen, dass es große Unterschiede zwischen Behinderungen und Krankheiten gibt.
Noch dazu habe ich die Befürchtung, ihr hättet euch gegen diesen Spender entschieden, wenn ihr gewusst hättet, dass er Autist ist, da ihr zu viel Angst hättet, dass eurer Kind es dann auch bekommen könnte. Das finde ich sehr traurig, da man entweder jedes Kind haben wollen würde oder gar keins. Kinderkriegen ist schließlich kein Wunschkonzert. Und Autismus ist nichts Schlimmes.
Euer Tochter ist ja noch sehr jung. Meistens zeigen sich die ersten Anzeichen von Autismus erst ab ungefähr dem 3. Lebensjahr. Ich würde sagen, ihr macht euch erstmal keine Sorgen und schaut, dass ihr - wenn sie ungefähr 3-5 ist - einen Kinderneurologen oder wahlweise auch Kinderpsychiater mit Fachrichtung Autismus (sehr wichtig!) aufsucht.
Mögliche Anzeichen können sein:
- Reagiert nicht auf den eigenen Namen, wirkt wie "weggetreten"
- Hat motorische Schwierigkeiten (z.B. Laufen, gerade Sitzen etc.)
- Fängt deutlich später oder deutlich früher als andere Babys/Kinder an, zu sprechen
- Ist eventuell pingelig (hypersensibel) was Essen angeht, und/oder isst das Essen nur in einer bestimmten Reihenfolge und/oder, nur wenn es auf eine bestimnte Art und Weise zubereitet wurde und/oder isst manches Essen aufgrund der Farbe nicht
- Hyper- oder auch Hyposensibilität zu äußeren Reizen. Also sowas wie: Essen, Windeln wechseln, reagiert sehr empfindlich auf Duschgel/Shampoo o.Ä, Lärm (eventuell ist sie selber sehr laut, hält sich aber die Ohren zu und versucht zu fliehen/weint/o.Ä. wenn jemand anderes laut ist), Hitze, Kälte, Hunger, Durst, Harndrang, Gerüche, Berührungen ...
- Betreibt Stimmig. Beispielsweise: Drehen, Wippen, Summen, Wörter immer und immer wieder wiederholen (Echolalie), mit den Händen flattern, herumrennen, auf und ab gehen, schaukeln, uvm.
- Kann eventuell nicht richtig realisieren, wenn sie auf die Toilette muss, wenn sie Hunger oder Durst hat etc. Also sie bemerkt die Signale des Körpers eventuell nicht
- Ist sehr bedacht, dass alles nach ihrem Plan läuft, mag keine plötzlichen Abweichungen, kontrolliert vielleicht gerne, braucht Routine, um zu funktionieren etc.
- Im Kindergarten kann es sein, dass sie Probleme hat, mit anderen Kindern zu spielen. Das kann verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel weil es zu laut ist und weil sie Angst vor den vielen, herumtobenden Kindern hat (War bei mir damals so)
- Es kann sein, dass sie Meltdowns ( https://www.autism.org.uk/advice-and-guidance/topics/behaviour/meltdowns/all-audiences ) und/oder Shutdowns ( https://www.autismparentingmagazine.com/manage-autism-shutdown/ ) hat. Diese können verschiedene Ursachen haben. Meistens geschehen sie aufgrund von Reizüberflutung oder weil etwas Ungeplantes geschieht. Es kann z.B. sein, dass sie schnell müde wird, wenn ihr mit ihr einkaufen geht, da Einkaufsläden quasi Sensory Hell für viele von uns Autisten sind. Womöglich fängt sie schnell an, zu meckern, oder weint schnell, oder ihr Stimming wird deutlich heftiger. Also es gibt definitiv Voranzeichen. Das Sinnvollste wäre es: Herauszufinden, wo ihre sensorischen Grenzen liegen und diese zu akzeptieren und sollte es mal nicht möglich sein, dann herausfinden, wie ihr ihr am besten helfen könnt, dies zu überstehen. Meltdowns/Shutdowns sind tatsächlich sehr kräfteraubend für uns.
Aber ich würde erstmal abwarten und Tee trinken, wie man so schön sagt.
Und wenn sie tatsächlich Autistin sein sollte, dann ist das eben so. Ihr könnt viel von ihr lernen. Seht es als eine Bereicherung an, denn Autismus bedeutet nicht nur die Dinge, die ich oben aufgelistet habe. Es ist ein anderes Gehirn, sozusagen. (Wortwörtlich.) Eine andere Neurologie. Das heißt, dass wir die Welt anders wahrnehmen etc. pp. und mehrere Perspektiven auf die Welt sind doch immer wichtig. Es wäre sehr langweilig, wenn es nur neurotypische Menschen gäbe.
Ich habe ihn mehrmals gefragt, ob es irgendwelche Krankheiten, Erbkrankheiten oder ähnliches in der Familie gibt. Er hat das immer verneint.
Genetik ist nicht die alleinige Ursache für Autismus. Umweltfaktoren während der pränatalen Phase, wie beispielsweise Infektionen während der Schwangerschaft oder Umweltgifte, könnten auch eine Rolle bei der Entwicklung von Autismus spielen. Die Wechselwirkung zwischen genetischen und Umweltfaktoren wird als wichtiger Faktor bei der Entstehung von Autismus betrachtet.
Insgesamt ist Autismus keine einfache Erbkrankheit, sondern ein komplexes Zusammenspiel von genetischen und Umweltfaktoren, die die Entwicklung dieser Störung beeinflussen können.
Schlechte Anzeichen für deine Fähigkeiten als Elternteil sind wenn du dich auf irgendwelche dahergelaufenen, anonymen Leute auf GuteFrage verlässt. Frag deinen Kinderarzt.
Es kann jedoch doch möglich sein, dass jemand Erfahrung hat. Natürlich werden wir uns schlau machen, aber man kann doch auch mal schauen ob jemand selbst auch die Erfahrung hat oder sich auch auskennt. Dafür ist doch die Seite da.. um sich auszutauschen.. fragen zu stellen etc.
Auch wenn dein Mann der Vater wäre, könnte euer Kind Neurodivers sein.
Auch wenn es nicht ASS hat könnte es eine Erkrankung oder Behinderung haben.
Klar kannst du jetzt vor Sorge laut schreien.
Musst du aber nicht.
Da dir nichts aufgefallen ist bevor du davon wußtest, ist dir bislang nichts aufgefallen.
Und selbst wenn dir irgendwann irgendwas auffällt:
Es ist euer Kind! Nehmt es so wie es ist!
Fertig.
Natürlich hat jemand Erfahrung.
Dein Kind würde sich zum Beispiel nicht gerne auf den Arm nehmen lassen oder dann den später den Kopf immer von dir wegdrehen.
Aber das ist nur ein Beispiel weil nicht alle ASS Babys gleich reagieren.
Also gehe erstmal davon aus, dass alles gut ist.
Natürlich nehmen wir unser Kind wie es ist. Dennoch macht man sich jetzt Gedanken. Ich denke es ist auch völlig normal, dass man sich Gedanken um sein Kind macht. Und ich weiß auch nicht alles und vielleicht hat sich jemand Erfahrung.