Haustür klingeln abstellen?

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Die andere Möglichkeit wäre, das Problem mit deinem Bruder zu klären. Warum kontrolliert er dich?

MarcoAH 
Fragesteller
 17.05.2015, 20:43

Das ist eine Kontrollsucht (ein Stalker eben). Er ist der ältere und in seinem Gehirn ist "ich muss auf meinen kleineren Bruder aufpassen" , "Er darf sich nicht weiterbilden" und so weiter. Er hat irgendwie den Bezug zur Realität verloren. Auch dass sich Zeiten ändern, will nicht in seinen Kopf rein. Um das ganz kurz auszuführen. Dabei ist er 43, ich bin fast drei Jahre jünger.

Ich möchte mich von ihm abkapseln. Nicht, weil es mein Bruder ist, sondern wegen dieser stellenweise unerträglichen Kontrollsucht und seinem Verhalten, wie er sich mir gegenüber benimmt. In den letzten Wochen ist seine Kontrollsucht wieder unerträglich geworden.

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MarcoAH 
Fragesteller
 17.05.2015, 20:45
@MarcoAH

Es bringt überhaupt nichts, mit meinem Bruder irgendwas zu klären. Er verspricht mir, dass er das nie mehr sagt, mich nie mehr beleidigt, weniger als eine halbe Stunde später beleidigt er mich wieder. Die einzige Möglichkeit ist (außer ihn anzuzeigen), mich von ihm fernzuhalten.

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elli8000  18.05.2015, 14:21
@MarcoAH

Ok, das ist schlimm. Ich dachte er muss sich irgendwie Sorgen, um dich machen, weil du dein Leben nicht im Griff hast. Aber wenn es an ihm liegt, dann musst du wirklich konsequent sein. Er sollte mal einen Psychologen aufsuchen, das muss ja irgendwo herkommen, dieses Verhalten. Können deine Eltern da evtl. vermitteln oder sind sie genauso?

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MarcoAH 
Fragesteller
 18.05.2015, 22:14
@elli8000

Meine Mutter ist leider auch so, nur ist sie eher die passive. Mein Bruder führt quasi diese Handlungen aus.

Mein Bruder denkt, dass er mich beschützen muss, weil ich (in seinen Augen) das Leben nicht im Griff habe, ist aber nicht so. Ich denke, es geht um Macht bei ihm.

Ich versuche es immer und immer wieder. Gerade jetzt, wo es beruflich bei mir krieselt (suche einen festen Job, leider finde ich nur wochenweise angebote) und wo ich eine Freundin hatte (die Angst, dass ich jetzt meinen eigenen Weg gehe, da ich eine Beziehung führte), ist leider sehr tief bei meiner Familie. Dass ich seit zwei Wochen wieder single bin, das erwähnte ich nicht bei meiner Familie.

Ich finde einfach, die übertriebene Sorgen krankhaft. Wenn ich in einer Disco bin, er ist auch da, macht er sogar Fotos, wenn ich mit einer Frau tanze. Einmal bekam ich mit, dass wir in derselben Disco waren, er wusste es, ich saß mit einer Freundin versteckt an der Bar, dass mein Bruder durch die ganze Disco ist und jemand suchte (war eindeutig zu erkennen). Als er uns sah, schaute er uns an und ging weg. Nur um zwei Dinge zu nennen. Was soll ich davon halten?

Das Gespräch mit meinen Eltern führte ich bereits einige male. Meine Mutter will sich da nicht reinhängen.

Das Verhalten kommt aus der frühesten Kindheit. Als mein Bruder als erstgeborener auf die Welt kam, hat er die ganze Liebe von unserer Mutter. Als ich zweieinhalb Jahre später das Licht der Welt erblickte, schenkte unsere Mutter mir mehr Liebe als meinem Bruder. Meinem Bruder wurde eingetrichtert, er solle auf mich aufpassen. Und heute, vier Jahrzehnte später, sind diese Gedanken noch aktiv. Er wird sich nicht ändern. Daher ist das beste, ich nehme Abstand von ihm. Vor allem prägt dieses Verhalten mein Leben. Ich verstand das erst vor etwa 2-3 Jahren durch eine gute Freundin. Ich stand mittendrin und wusste überhaupt nicht, wie mir geschieht (wenn ich nur dieses Leben kenne). Diese Freundin, die Psychologie und Germanistik studierte, erklärte mir die Situation genau. Dieses Umdenken ging nicht von heute auf morgen. Das hat mehrere Monate gedauert, bis ich es überhaupt verstand.

Der zweite Punkt war, dass meine Eltern (eher meine Mutter) in einer damaligen Sekte großgeworden sind. Die Kirche hat sich heute sehr stark zum positiven gewandelt, aber vor Jahrzehnten war die Kirche gegen alle Veränderungen (kein Auto, keinen Fernseher). Die Kirche konnte das auf Dauer nicht verhindern. Das nächste, was die Kirche wollte, nicht nach 22 Uhr auf den Straßen sein, sonst erkennt dich der Herr nicht, wenn er kommt. Und weisst du, was die Menschenkinder dann mit dir machen, wenn du hier bleibst? Es ist sehr viel mit Angst gespielt worden. Darum hat meine Mutter Angst vor Veränderungen, will nicht, dass ich mich Weiterbilde (wollte die Kirche ja damals auch nicht), soll nicht zu spät daheim sein und so weiter.

Ich hoffe, du konntest die Hauptprobleme erkenne, dass es schier sinnlos ist, dass ich mit meinem Bruder oder meiner Mutter darüber rede. Abkapseln (so wie es meine Schwester gemacht hat), ist hier der einzige Weg, so sehe ich das. Es tut mir nur leid um meinen Vater. Er leidet selbst unter der Situation. Wenn es nach ihm ginge, wäre ich schon viel früher von meinen Eltern ausgezogen. Er würde mich mein Leben leben lassen und wenn ich Probleme hätte, würde er mir helfen.

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elli8000  18.05.2015, 23:52
@MarcoAH

Ich verstehe die Situation jetzt noch besser. Das ist echt heftig alles. Dein Bruder kommt da alleine nicht raus, er braucht professionelle Hilfe. Es ist ja viel in der Kindheit schiefgelaufen und jetzt hat er Verlustangst. Und deine Mutter lebt irgendwie in einer anderen Welt. Schade, dass dein Vater sich nicht durchsetzen konnte, das beide sich Hilfe holen. Ich nehme an, dass deine Mutter denkt, sie hätte gar kein Problem. Das ist sehr schwierig. Es würde ihnen wahrscheinlich das Herz brechen, wenn du verschwindest. Und für deinen Vater wäre es besonders schlimm. Aber bevor du erstickst und dich nicht weiterentwickeln kannst, solltest du Abstand nehmen. Evtl. wegziehen, aber dich in regelmäßigen Abständen wenigstens telefonisch melden. Auf jeden Fall bei deinem Vater! Die Hoffnung wäre, das die beiden aufwachen und verstehen, wie es dir damit geht. Über so eine Entscheidung, solltest du aber noch paar mal schlafen.

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MarcoAH 
Fragesteller
 19.05.2015, 06:14
@elli8000

Das ist eine schwere Entscheidung meinerseits. Ich kenne die Gegend, wo ich wohne, sehr gut, lebe quasi mein ganzes Leben hier, meine Freunde wohne alle (bis auf einen in Bayern) in meiner nähe.

Dass was in der Kindheit schiefgelaufen ist, konnte ich anfangs überhaupt nicht verstehen. Ich dachte immer, das kann nicht sein. Wenn ich kein anderes Leben kenne, wie soll ich wissen, dass einiges schiefläuft. Heute weiss ich, dass es wirklich so ist wie du beschrieben. Das Umdenken hat wirklich seine Zeit gebraucht. Die Freundin, die mir die Augen geöffnet hat, erklärte es mir immer wieder.

Letztes Jahr um die Weihnachtszeit hat sich darum bemüht, welchen Glauben ich habe und wie das damit zusammenhängt. Durch Zufall lernte sie im Internet jemanden kennen, dem es ähnlich erging wie mir. Es stellte sich heraus, dass er den selben Glauben hat wie ich. Er ist etwa in meinem Alter, bei ihm war es ähnlich wie bei mir. Nur, er zog weg und brach den Kontakt zu seinen Eltern ab. Dass die Eltern uns ähnlich behandelten, da kam ich erst zu der Einsicht, dass das mit der Kirche zu tun hat.

Wenn du über mehrere Jahre nur von deiner Mutter und deinem Bruder hörst, wie böse die anderen Menschen sind, dass die beiden nicht verstehen können, warum meine Schwester den Kontakt zu unserer Familie abgebrochen hat (meine Mutter und mein Brruder meinen, der Mann von meiner Schwester ist arrogant und will mit unserer Familie nichts mehr zu tun haben), dann nimmst du das, ohne zu Hinterfragen, automatisch an. Heute weiss ich, dass meine Schwester das einzig richtige machte: Frühzeitig ein eigenes Leben leben.

Leider hast du recht. Meine Mutter lebt in einer eigenen Welt. Gespräche mit ihr drehen sich nur im Kreis. Auch versuchte ich, ihr eine positivere Denkweise anzueignen. Ohne Erfolg. Meinem Bruder habe ich mehrmals angedroht, wenn er weitermacht, werde ich den Kontakt zu ihm abbrechen. Ich schränkte den Kontakt meinerseits sehr ein, aber er kommt ab und an wieder. Wenn ich ihn im Zug sehe, z.B. Meine Überlegung war gestern, mir eine andere Handynummer zuzulegen, die Klingel auszustellen (das zweite gestaltet sich als schwierig).

Wenn dieses Chaos so weitergeht, kann ich mich überhaupt nicht entwickeln. Wenn ich eine Weiterbildung anstrebe, egal welche, was ich da zu hören bekomme. Wenn ich ein normales Gespräch führe, führt das zu nichts, da immer und immer und immer weiter geredet wird. Und wenn ich mich durchsetze, mein Bruder versucht es auf eine andere Art und Weise, mir ein schlechtes Gewissen zu machen oder mir einzureden, dass es falsch ist, meine Mutter ist beleidigt. Sie redet mehrere Wochen nichts mehr mit mir. Dann bin ich der böse.

Mein Vater ist auch, genau wie ich, eher der ruhige. Durchsetzen im Normalfall, ist für uns schwierig. Nur wenn es hart auf hart kommt, setze ich mich schon durch.

Dass beide sich professionelle Hilfe holen, da bin ich mir fast ganz sicher, dass die das nicht machen. Dazu ist leider der Karren zu sehr eingefahren. Sie kennen nur das Leben "Kontrolle". Ich denke nicht, dass die beiden irgendwie aufwachen.

Ich werde mir das mit durch den Kopf gehen lassen, ob es wirklich sinnvoller ist, woanders hinzuziehen.

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elli8000  19.05.2015, 22:49
@MarcoAH

Ja, vielleicht kannst du für dich selbst, auch eine Beratungsstelle aufsuchen, einfach um ein bisschen Unterstützung zu bekommen. Evtl. auch bei der Entscheidungsfindung. Wenn ich das so lese, dann hoffe ich, das dein Bruder es auch schafft da auszubrechen. Vielleicht folgt er dir igendwann. Er denkt halt, was deine Mutter macht / denkt ist das einzig richtige. Deine Mutter zu überzeugen ist wahrscheinlich fast unmöglich. Handelt es sich um die Zeugen Jehovas? Wenn du das hier nicht schreiben möchstest, dann ist das auch ok. Hat dein Vater einen anderen Glauben?

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MarcoAH 
Fragesteller
 20.05.2015, 07:51
@elli8000

Der Glaube war wohl in früheren Jahren noch strenger als die Zeugen Jehovas. Ich bin in der Neuapostolischen Kirche (NAK) reingeboren worden. Die Kirche war nicht nur gegen Veränderungen, auch Kino, Disco, tanzen, Fasching war tabu. Als wir klein waren, durften wir laut Kirche noch nicht einmal Kinderkarrussell fahren. Alles, was mit der Welt zu tun hat. Auch gab es die 10-Uhr-Regel. Das heißt, wenn ein Gotteskind (so nannten wir uns, die gläubigen der NAK untereinander), nach 22 Uhr noch auf den Straßen waren, wurde immer wieder gesagt, dass, wenn Jesus auf die Erde zurückkommt, er uns nicht mit in den Himmel nimmt. Ich will nicht wissen, was dann die Weltmenschen (so nannte die Kirche die Menschen, die keine NAKs waren) mit dir machen. Meine Mutter sagte früher sehr oft, heute immer noch ein wenig:"Komm nicht zu spät heim". In früheren Jahrzehnten (bis von 20 Jahren), mussten wir voll und ganz für die Kirche da sein. Montags abends Gesangsstunde, Dienstags abends Weinbergsarbeit (entspricht das von Tüt zu Tür gehen bei den Zeugen Jehovas), Mittwochs abends Gottesdienst, Donnerstags Übung für die Musikinstrumente, Freitags einmal im Monat Jugendgesangsstunde und Sonntags zweimal (um 10 und um 16 Uhr) jeweils 1-1,5 Stunden. Da habe ich, neben der Schule, nicht wirklich viel Zeit gehabt. Die Kirche hat sich zwar in den letzten 20 Jahren zum positiven verändert, aber das ist bei meiner Mutter noch hängengeblieben. Ich denke, es spielt immer noch eine ganz große und enorme Angst eine Rolle.

Jetzt bin ich bestimmt eininhalb Wochen nicht mehr bei meinen Eltern gewesen (versuche, von einmal in der Woche den Besuch bei meinen Eltern auf alle zwei Wochen einmal zu beschränken. Jetzt werde ich jeden Tag von meinen Eltern angerufen. Wie soll ich mich frei entwickeln können, wenn ich ständig angerufen werde? Kann mir auch vorstellen, dass ich, ohne dass ich das überhaupt mitkriege, kontrolliert werde. Meine Mutter sagte einmal zu mir, dass sie alles rauskriegt.

Ich denke, meinem Bruder ist das nicht bewusst oder ihm will das nicht bewusst werden. Er ist in dieser Rolle genauso gefangen, wie ich es einst war. Nur mit dem Unterschied, dass ich es über die Zeit gemerkt habe, was hier läuft. Mein Bruder ist in dieser Rolle sehr festgfahren. Er erzählt wirklich alles der Mutter. Er ruft sie sehr oft an. Wenn ich da rauskommen will, mein Bruder wird mir da, so wie es momentan für mich aussieht, nicht folgen. Bei meiner Mutter, sie hat ihr eigenes Weltbild, sehe ich da derzeit keine Chance. Ich hoffe, dass beide irgendwann die Einsicht erlangen.

Mein Vater war ursprünglich evangelisch. Er nahm den Glauben von meiner Mutter an, eigentlich mehr oder weniger das Leben. Er macht das, und das merkte ich schon sehr oft, was meine Mutter will. Er spricht ihre Gedanken aus, obwohl er etwas ganz anderes will. Er sagte mal sinngemäß zu mir, wenn er das nicht macht, ist "die Hölle" daheim vorprogrammiert.

Das mit der Beratungsstelle, daran dachte ich bisher noch gar nicht. Ich musste es mir über einige Jare bewusst werden lassen. Weisst du zufälligerweise, an welche Beratungsstelle ich mich wenden kann? Ich versuche nichts ungenutzt zu lassen. Ein großes Problem an dieser Sache ist, dass ich zum bevorzugten Mobbingopfer werde. Wie soll ich mich frei entfalten können, wie soll ich eine Familie gründen können, wenn ich meine Familie im Nacken habe, die mein Leben kontrollieren wollen?

Als ich vor kurzem eine Freundin hatte, war es mir einfach nicht möglich, dies zu meiner Familie zu sagen. Meine Mutter fand das durch Zufall raus. Ich wurde ständig ausgefragt, wer sie ist, woher sie kommt und so weiter. Mein Bruder ist sehr neidisch, wenn ich eine Freundin habe. Er wünscht sich nicht, dass ich eine Freundin habe. Er geht auch stellenweise aktiv dagegen vor. So wie es für mich aussieht, eine Folge von dieser Sache. Mein Bruder wurde von klein auf als Beschützer bestimmt. Wie soll ich denn jetzt eine Freundin haben? Er denkt wahrscheinlich, dann ist seine Rolle als Beschützer dahin. Außerdem will er sich über mir sehen. Daher will er nicht, dass ich mich weiterbilde. Alles als Ergebnis, in welche Rolle er von meiner Mutter bekam. Die Auswirkungen von dem Verhalten spüre ich deutlich.

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elli8000  20.05.2015, 16:14
@MarcoAH

Danke für die ausführlich Information. In dem Fall, musst jetzt wirklich an dich selbst denken! Ich habe gerade festgestellt, das es gar nicht so einfach ist, eine passende Beratungsstelle zu finden. Es muss eine sein, die sich genau mit dem Thema befasst. Ein Selbsthilfegruppe könnte ich mir da auch vorstellen, dann kannst du dich mit Menschen austauschen, denen es genauso geht. Dann wird es vielleicht leichter für dich. Ich habe z.B. das hier gefunden:

http://netzwerk-sekteninfo.de/mitglieder.htm#sektenausstieg

Da gibt es ganz unten eine Telefonnummer, bei der du Mittwochs anrufen kannst. Ein Gespräch könnte dir schon mal weiterhelfen. Evt. können sie dir eine Selbsthilfegruppe oder Beratungsstelle für Aussteiger in deiner Nähe nenen. Ansonsten müsstest du mal nach einer Adresse googeln.

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MarcoAH 
Fragesteller
 21.05.2015, 11:29
@elli8000

Danke für die Info und der Mühe, die du dir gemacht hast. Ich werde mich an eine Beratungsstelle wenden. Alleine halte ich den Druck nicht aus. Die Freundin, die mir die Augen geöffnet hat, hat, obwohl ich es nicht angesprochen habe, gesagt, ob das der Fall ist: Sie meinte, ob meine Mutter mich entmündigen lassen will. Ich war echt sprachlos. Genau das sagte meine Mutter mehrere male zu mir. Es passt einfach alles zusammen. Die Entmündigung nennt meine Mutter Liebe. Die Freundin sagte, dass das nicht so einfach geht, mich zu entmündigen. Sie hat mir drei Punkte angesprochen. Erst wenn alle Punkte zutreffen, kann sie einen Antrag stellen auf Entmündigung. Aber sie wird da nicht durchkommen. Alleine der Punkt, dass ich studiert habe und den Fachwirt gemacht habe. Da war ja meine Mutter und mein Bruder schwer dagegen. Heute bin ich unendlich froh, dass ich beides gemscht habe, denn eine Entmündigung zu erwirken fällt dadurch viel schwerer. Das war mir zu dem damaligen Zeitpunkt nicht klar gewesen. Als ich damals studierte, wandte ich mich soweit es ging von meinem Bruder ab. Regelmäßige Sätze wie "Das schaffst du ja sowieso nicht" wären wöchentlich mehrmals gefallen. Das erlebte ich in früheren Jahren. Auch, wozu mein Bruder fähig ist: Als ich auf dem zweiten Bildungsweg mein Abitur nachholen wollte, sagte er genau so Sätze zu mir. Wenn du das ständig hörst und vergeblich dagegen redest und er macht immer weiter, dann wirst du automatisch so, den Kontakt so weit wie möglich zu deinem eigenen Bruder einschränken. Dann kommen dann so Sachen, wie, dass er morgens um sieben Uhr bei mir klingelt. Das einzige, was dabei hilft, ist, wirklich die Keule rauszuholen und ihn zu ermahnen. Egal was, das kostet sehr viel Energie. Energie, was ich an anderer STelle sehr gut benötigt hätte. Um fotzufahren, was sich in der Schule noch ereignet hat: Er kannte leider jemanden aus meiner Klasse. Er fragte sie, welche Noten ich hatte. In einem Fach, Mathe, sagte mein Bruder zu mir, dass ich in Mathe keine 6 Punkte, sondern nur 5 Punkte bekomme (das war kurz vor der Notenausgabe). Ich dachte nur, woher soll er das wissen? Tatsache ist, dass das stimmte. Ich bekam wirklich nur 5 Punkte. Wie kann sein, dass mein Bruder, der nie auf dieser Schule war, eher meine eigene Note wusste als ich selbst? Es ging doch um mich. Durch diesen Punkt erreichte ich den Abschluss zum Fachabi nicht. Als ich wirklich miserable Laune hatte und meinem Bruder gesagt habe, dass ich mit ihm nichts mehr zu tun haben will, sagte er, jeder kann doch mal einen Fehler machen. Es kam auch raus, dass er mir sagte, dass die Mitschülerin wegen der Mathenote mit der Lehrerin geredet hat, dass ich schlechter benotet werden soll. Ich erlebte noch ganz andere dinger in der Abendschule. Die Wurzeln, so weiss ich heute, warum es mir sehr schwer ergeht, ist meine eigene Familie. Beim Studium wollte er genauso vorgehen. Mein Bruder freut sich sehr, wenn ich meine Ziele, meine Weiterbildungen nicht schaffe. Das kommt leider von meiner Mutter her.

Als ich vor 15 Jahren eine Vollzeitweiterbildung machte, um einen besseren Job zu bekommen, fing meine Mutter wirklich jeden Tag davon an, meine Entscheidung zu kritisieren. Ich bekam jeden Tag Vorwürfe zu hören.

Der einzige aus der Familie, der meine Ziele unterstützt, wäre mein Vater. Er kann sich da leider nicht durchsetzen. Er sagte, was in der Schule passierte, ich solle das Gerichtlich einklagen. Meine Mutter sagte wortwörtlich zu mir:"Sag schon, die (Schüler und Lehrer) haben was gegen mich". Vielleicht kannst du nachvollziehen, dass ich, als ich in der Arbeit gemobbt wurde, nichts meinen Eltern sagte? Ich traue mich ja gar nicht, das anzusprechen.

Eine andere Sache ist, dass ich lieber viel Geld ausgebe, bevor das meine Mutter mitbekommt. Beispiel: Ich war damals Ende 20 (vor etwa 12 oder 13 Jahren). Ich brauchte neue Zähne. Es gab einige Varianten zur Auswahl. Von Zahnersatz bis zu Implantaten. Meine Mutter sagte, wir nehmen die billigste Variante. Ich sagte, wir können uns doch wenigstens das andere anschauen, wegen dem Preis und wie das funktioniert. Die Antwort war NEIN. Wir nehmen die billigste Variante. Da ich mich überhaupt nicht durchsetzen konnte (wie auch), stimmte ich zu. Ich war mit der Lösung der Zähne überhaupt nicht einverstanden, es störte mich ungemein, lies ich mich (mittlerweile wohnte ich alleine) 2-3 Jahre danach Implantate legen. Natürlich geheim. Fuhr mit einem Taxi vom Zahnarzt heim. Schwieg darüber. Ich hätte diesen Betrag von der Steuer absetzen können. Aus Angst vor jahrerlanger und regelmäßiger Vorwürfe, schwieg ich und setzte nichts ab.

Ich könnte diese Liste fortführen, was ich für Probleme bekomme, wenn ich was sage oder mache, was meine Mutter nicht will. Und wenn ich mich durchsetze und lauter werde, redet meine Mutter monatelang nichts mehr mit mir und verläßt sogar den Raum, wenn ich eintrete.

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elli8000  21.05.2015, 22:23
@MarcoAH

Danke für den Stern :)

Das Ganze liest sich, langsam wie ein Thriller! Du könntest tatsächlich ein Buch darüber schreiben. Fast möchte ich dir schon raten, nicht nur wegzuziehen, sondern dich ins Ausland abzusetzen. Du brauchst wirklich Unterstützung und es ist eine gute Idee, dich an eine Beratungstelle zu wenden.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft auf deinem Weg und bin froh, dass du diesen Kreis durchbrichst! :)

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MarcoAH 
Fragesteller
 22.05.2015, 11:57
@elli8000

Gerne. :-)

Warhscheinlich geht das, was ich erlebt habe und derzeit immer noch erlebe, ganz wenigen Menschen so. Als ich gestern von der Innenstadt zu meinem Auto lief (etwa 10-15 Minuten), da sah ich, als ich vom Parkplatz herausfuhr, meinen Bruder (auch aus Richtung Innenstadt kommend). Ich fragte mich, ob es zufall war, dass er vielleicht 100 Meter hinter mir lief oder ob das wieder eine Art Kontrolle war, dass er mich zufälligerweise an von weiterem Abstand sah und mir folgte? Er parkt normalerweise wo ganz anders.

Das mit dem Ausland hört sich super an. Diese Überlegung stellte ich schon mehrfach an. Aber wohin? Durch meine Bekannte, die mir die Augen öffnete, bekam ich ein wenig Abstand. Wir fuhren zusammen dreimal in die Niderlande, zweimal nach Frankreich, einmal nach Belgien, einmal nach Bern und einmal nach London. Und einige male in andere Gebiete Deutschlands. Da lernte ich erst Freiheit. Ich fahre auch gerne alleine weg. Da merkte ich, was wirklich Freiheit ist. Seit 2010 mache ich das. Meine Eltern, besonders meine Mutter kann in dieser Zeit überhaupt nicht schlafen. Sie würde am liebsten mitkommen. Daher sage ich lieber nichts (dass ich letztes Jahr in London war, hat sie nur durch Zufall mitbekommen). Ich machte den Fehler, als ich vor einigen Jahren nach San Marino (eine Enklave, also ein Staat in Italien) wollte, was denkst du, was mir ein schlechtes Gewissen gemacht wurde. Ich fuhr nicht nach San Marino, was ich heute sehr bedauere.

Wegen Ausland machte ich mir Gedanken. Das einzige Land, was für mich in Frage kommt, wo ich mich auch wohlfühle, ist die Schweiz. Auch kommt für mich wahrscheinlich Australien, Neu Seeland und evtl. die vier Skandinavischen Länder in Frage, in allererster Linie Norwegen. Ersteinmal die Sprache und die Kultur zu erlernen. Da ist die Schweiz am allerbesten geeignet. Oder die neuen Bundesländer. Da fahre ich ungemein gerne hin. Das ist für mich ein richtiger Traum.

Viele Grüße.

Marco

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MarcoAH 
Fragesteller
 22.05.2015, 12:01
@MarcoAH

Erwähnte nicht, als ich in Wiesbaden einen drittel meines STudiums absolvierte und das Studium stellenweise bis abends um 9 ging (mein Fahrtweg mit dem Zug und mit öffentlichen Verkehrsmitteln betrug 2-3 Stunden), sagte meine Mutter zu meinem Bruder, was ist, wenn ich nicht mehr heimfinde. So Gedanken werden sich gemacht. Diese Angst kommt mit großer Wahrscheinlichkeit von der Kirche. Da wurde auch viel mit der Angst gespielt.

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elli8000  22.05.2015, 16:49
@MarcoAH

Das mit der Schweiz hört sich gut an. Evtl. wird es dort auch beim Thema Arbeit besser. Du schaffst das schon. Schritt für Schritt. Erstmal die Beratungsstelle und dann weitersehen.

Viele Grüße

Elli

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Baue einfach einen Schalter dazwischen,trenne einfach eine Ader,die zu Klingel geht auf und löte einen kleinen Schalter dazwischen.

Im Sicherungskasten ist meist der Klingeltrafo untergebracht. Sekundärseitig liegen ca. 8 Volt AC an. Dort könnte man einen leicht zugänglichen Schalter einbauen.

LG