Habt ihr der Untertan in der Schule behandelt?

1 Antwort

Es nützt dir, fürchte ich, nur wenig, den Inhalt und anderes im Zusammenhang mit dem Roman (als wiki-Kopie) zur Kenntnis zu nehmen.

Es gibt sooo viele für eine Analyse geeignete Textstellen, dass ich keine hervorzuheben wage, mit der ich dich möglicherweise auf eine falsche Spur führe.

Nur ungern zitiere ich wiki, was ich jetzt ausnahmsweise mache. Vermutlich hast du es selbst schon getan...

ALLES, was mit der zentralen Figur zusammenhängt, ist wesentlich. Ich habe es immer als hilfreich erachtet, den Schülern einer Kurzbiografie über Heinrich Mann zu empfehlen: Je mehr man über einen Autor UND DESSEN EPOCHE weiß. desto leichter eine entsprechende Analyse !!

Der Roman erzählt von Diederich Heßling als Beispiel für einen bestimmten Typ Mensch in der Gesellschaft des deutschen Kaiserreichs. Heßling ist obrigkeitshörig, feige und ohne Zivilcourage. Er ist ein Mitläufer und Konformist. Heinrich Mann erzählt mit ironischer Distanz Heßlings Lebensgeschichte von dessen Kindheit bis hin zur Sicherung seiner Stellung in der wilhelminischen Gesellschaft. Er wird dargestellt als unsicherer junger Mann, Student, Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung, Stammtischagitator, Fabrikbesitzer, Kontrahent des Proletariats, Beherrscher der Familie, lokalpolitischer Intrigant und Verehrer des deutschen Kaisers Wilhelm II. An einer Kette solcher Episoden, denen Zitate aus Kaiserreden als Leitfaden dienen, wird Heßlings Aufstieg zu Einfluss und Macht dargestellt, wobei sich seine Persönlichkeit einerseits als Tyrann gegen Schwächere auslebt, andererseits als Untertan, der sich freudig höheren politischen Gewalten unterordnet.

Heßling identifiziert sich mit den Weltmachtambitionen der radikalen Nationalisten, die den kommenden Weltkrieg herbeiwünschen. Während einer Rede zur Einweihung eines kaiserlichen Denkmals, in der sich Heßling selbst als Bürger der Zeit beschreibt, wird die Ordnung durch ein apokalyptisch anmutendes Gewitter aufgelöst. Als kritischen Gegensatz zu Heßling lässt Heinrich Mann als Darstellung des verkümmernden Liberalismus den Vater eines Freundes, den 1848er-Revolutionär Buck, im Angesicht Heßlings sterben.

Intention

Der Untertan persifliert die wilhelminische Epoche und analysiert die Situation der damaligen Zeit. Heinrich Mann diagnostizierte die nationalistische Politik sowie die Machtverhältnisse seiner Epoche unter der Regierung Wilhelms II. In diesem Zusammenhang lässt Mann den alten Buck sagen:

„Wenn die Katastrophe, der sie auszuweichen denken, vorüber sein wird, sei gewiss, die Menschheit wird das, worauf die erste Revolution folgte, nicht scham- und vernunftloser nennen, als die Zustände, die die unseren waren.“ [1]

Damit nahm Mann den bald folgenden Weltkrieg vorweg und verglich die wilhelminische Ära mit jener des Vormärz.

Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte (1911 bis 1918)

Erste Aufzeichnungen zum Projekt Der Untertan entstanden schon in den Jahren 1906/07. Das Manuskript, mit dessen Niederschrift Heinrich Mann Ende 1911 begann, wurde einen Monat vor Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 abgeschlossen. Bereits Ende 1911 wurde im Simplicissimus ein Auszug unter dem Titel Lebensfrühling abgedruckt, es folgte im Frühjahr 1912 ein weiterer unter dem Titel Die Neuteutonen.[2] Der Roman erschien von Januar 1914 bis kurz nach Kriegsbeginn als Vorabdruck in Fortsetzungen in der Zeitschrift Zeit im Bild (bei Kriegsbeginn Abbruch auf Drängen der Redaktion) und als Buchausgabe erst im Dezember 1918 bei Kurt Wolff (1.–7. Tausend: Einbandgestaltung: Emil Preetorius) in Leipzig. Auf der Rückseite des Titelblatts dieser Ausgabe findet sich der Vermerk: „Der Roman wurde abgeschlossen Anfang Juli 1914“.

Im Dezember 1918 wurde Der Untertan von Kurt Wolff in die Reihe Der Neue Roman aufgenommen; diese Ausgabe trägt auf der Vorderseite des Umschlags die Aufschrift: „Heinrich Mann / Der Untertan / Das Deutschland Wilhelms II. / Von einem, der es früher als andere durchschaut hat. Im Juli 1914 beendet, darf der Roman 1918 endlich erscheinen.“

Heinrich Mann beschreibt in diesem Werk sehr deutlich, aus welchen Einstellungen heraus Deutschland in den Nationalismus und letztendlich in den verhängnisvollen Ersten Weltkrieg getrieben wurde.

Kritik

Während Thomas Mann seinem Bruder „ruchlosen Ästhetizismus“ vorwarf, lobte Kurt Tucholsky das Buch als „Herbarium des deutschen Mannes“. Die Debatte um die Repräsentativität des Untertans als Sinnbild des wilhelminischen Reiches erhielt in den 1980er Jahren Auftrieb, als Hans-Ulrich Wehler (unterstützt von Ossip K. Flechtheim) die These formulierte, dass „kein Historiker [die Rolle des meinungsbildenden akademischen Bürgertums bei der Verbreitung eines so radikalen, antidemokratischen Nationalismus im Deutschen Kaiserreich] so eindringlich beschreiben konnte“ wie Heinrich Mann, während Eberhard Straub ihn als eine Karikatur beschrieb, „der den Staatsbürger und den Rechts-, Kultur- und Sozialstaat seiner Gegenwart nicht begriff“.[3] Die Idee, der Reichstagsabgeordnete Diederich Hahn könnte Pate zu Diederich Heßling gestanden haben, erwies sich als nicht belegt.[4] Auch die im Berliner Heinrich-Mann-Archiv lagernden Notizbücher des Dichters zu dessen Der-Untertan-Manuskripten enthalten dazu nichts. Die Literaturwissenschaftlerin Ariane Martin (Universität Mainz) geht davon aus, der Autor dürfte bei seiner Romanfigur etymologisch „Theoderich“ gemeint haben, den starken typisch deutschen Mann, den „hässlichen“ Deutschen.[5]

Rezeption

Der Untertan gehörte in der DDR zur schulischen Pflichtlektüre.[6]

Der Roman wurde in die ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher und in die ZEIT-Schülerbibliothek aufgenommen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

nanaa001 
Fragesteller
 02.10.2022, 13:49

Danke für Ihre Antwort. Ich habe das Buch mehrmals gelesen, verstanden und vieles zum Thema Autorität, Kaiserreich, Sozialisation usw. erarbeitet. Da viel Unterricht ausgefallen ist und meine schriftliche Note gut sein muss, wollte ich nochmal fragen, da ich mir unsicher bin bezüglich der Klausur. Ich habe noch eine Frage, kann das sein, dass wir eine andere Person als Diederich charakterisieren müssen? Kommt das auf die Figuren an, die in der Textstelle vorkommen?

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paulklaus  02.10.2022, 14:02
@nanaa001

Genau wegen dieser Frage habe ich mich mit Vorschlägen zurückgehalten.

Auch wenn Heßling der eigentliche Protagonist ist, können andere Figuren charakterisiert / analysiert werden

ODER

keine Person, sondern Epochen-Vergleich (mit Vormärz)

ODER

generell Persiflage / Ironie / Sarkasmus in diesem Werk

ODER ODER ODER ...!

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paulklaus  02.10.2022, 14:05
@paulklaus

PS: Schreibe NIE "das Buch" (= Gegenstand), sondern "Werk" (allgemein) oder noch besser "Roman" (genre) !!

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