Habt ihr auch schlechte Erfahrungen mit euren Azubis gemacht?

9 Antworten

Da ich aktuell in die 12. Klasse eines Berudskollegs gehe, kann ich dir meine Sicht gerne mal erzählen.

Wie du schon gesagt hast, nimmt das Sozialverhalten ab und die fachlichen Fähigkeiten nehmen genauso ab. Das kann ich absolut bestätigen. Viele meine Mitschüler sehe nicht die Chancen, die sie hier haben und machen einfach das, worauf sie Lust haben. Jedoch sind nicht alle so. Es gibt auch ein paar, die von den oben genannten Punkten ausgeschlossen werden können.

Ich bekomme aber auch mit, dass die Schüler der unteren Stufen genauso sind wie meine Kameraden.

Ich würde nicht sagen, dass es an eurem Auswahlprogramm liegt. Möglicherweise muss man die erwartungen tiefer schrauben, da die Erwartungen an die Schüler in den Schulen auch höher lag, aber grundsätzlich liegt es nicht an euch.

Die Ursache für das Problem ist relativ schnell gefunden. Das Problem ist, dass die Schüler keinen Respekt beigebracht bekommen. Zudem ist es den Lehrern egal, wer am Unterricht teilnimmt und wer nicht. Zum Schluss kommt das größte Problem. Und das ist, dass die Lehrer die Schüler einfach in die nächste Klassenstufe durchwinken, trotz kaum bzw schlecht erbrachter Leistungen.

VG

Mein Lehrling ist 34 und kann mich nicht beklagen..

die Jugend war schon immer größtenteils faul aber es wird nicht besser , das ist richtig.

Gibt halt selten mal ein paar Ausnahmen.

In unserer modernen Gesellschaft, die der Philosophie der "Vieleosophie" anhängt, und zwar schlicht nach dem Motto: Möglichst wenig Anstrengung für optimalen "Gewinn", sehen viele junge Menschen den Sinn hinter Anstrengung nicht mehr.

Sie bekommen von den Eltern "Alles hinten reingschoben" wenn sie nur lange genug jammern und nörgeln, ohne dafür eine adäquate Gegenleistung erbringen zu müssen. Diese Selbstverständlichkeit des jederzeit alles im Überfluss verfügbar zu haben, zieht sich durch alle Lebensbereiche. Auch durch den Leistungsbereitschaft zu zeigen, um etwas lernen zu dürfen.

Lernen ist heute auch ein Allgemeingut und "nichts" wert, weil es nichts kostet. Müssten die Azubis für ihre Ausbildung bezahlen, sähe das vermutlich ganz anders aus. Dann wäre der Anreiz möglichst viel für ihr Geld zu bekommen gegeben. Aber so? So werden sie für ihr (noch) Nichtskönnen entlohnt und jammern, dass das was sie an Geld bekommen zu wenig sei...

In manchen handwerklichen Berufen sieht das noch etwas anders aus. In kleinen und Kleinstbetrieben gibt es auch heute noch Chefs, die ihre Azubis ausnutzen als billige Arbeitskräfte.

Mein Bruder hatte einen Abiturienten als Azubi (GaLaBau), der seine eigene Leistung völlig falsch einschätzte. Buchwissen ist nicht gleich handwerkliches Können, und seinem Meister zu erzählen, wie er es besser machen muss, ist da auch eher kontraproduktiv.

Das Ende vom Lied- super schulische Leistungen, handwerklich eine Niete. Mein Bruder schrieb ihm ein Zeugnis, das seine Leistungen reell darstellte und das war gerade einmal ausreichend. Die Eltern des Azubis drohten mit Klage (beides Akademiker) wegen der schlechten Bewertung. Also schrieb er dem jungen Mann ein Einserzeugnis und meinte nur: Soll ich mich auf eine gerichtliche Auseinandersetzung einlassen, die mich nur Zeit und Nerven kostet? Wenn ihn jemand einstellt, wird der schon ganz schnell merken, dass der Junge noch nicht einmal ein paar Pflastersteine gerade setzen kann. Das was die heute bei der Gesellenprüfung machen müssen, war bei mir damals Zwischenprüfungsniveau...

Auch mag mein Bruder nicht mehr für Akademiker (am schlimmsten Lehrer und Rechtsanwälte) arbeiten, weil die ein paar Bücher zum Thema gelesen haben und dann kommen um ihm sein Handwerk zu erklären, bzw. auf eine bestimmte Art der Ausführung bestehen, um dann hinterher zu klagen, weil sie keine Ahnung haben, dass solche Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Neigungswinkel usw. einen z.T. sehr großen Einfluss darauf haben wie vorzugehen ist. Fällt die TRockenmauer dann zusammen, ist mein Bruder schuld...

Aber sie haben ja darüber gelesen, und Bücherwissen ist nunmal besser, als jahrzehntelange praktische Erfahrung. Er hat beschlossen in Zukunft nicht mehr auszubilden, weil es mehr Ärger und Frust, als Nutzen bringt.

Viele junge Menschen mögen sich auch nicht mehr "die Hände schmutzig machen". Sich körperlich anstrengen, früh aufstehen oder andere unangenehme Begleiterscheinung die so eine Ausbildung mit sich bringt, in Kauf nehmen.

Wir haben/hatten in der Zeit in der ich jetzt in diesem Betrieb (Bäckerei/Konditorei) arbeite 3 Azubis, und einen, der es gerne geworden wäre.

Einer hat das Handwerk in Theorie und Praxis beherrscht und eine wirklich gute Prüfung abgelegt, ist aber, wegen einer körperlichen Einschränkung für den Beruf verloren. Eine Azubine wurde zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres schwanger und darf nicht mehr arbeiten (Gesetze halt), die wird es auch hinkriegen. Pfiffig genug ist sie jedenfalls. Und unser neuer Lehrling muss erst einmal zeigen, ob die Arbeitszeiten und die körperliche Belastung auf Dauer nicht zu hart sind.

Der, der gerne eine Ausbildung gemacht hätte, gehörte ebenfalls zu der Sorte, die ihre eigene Leistung völlig falsch einschätzen. Ein Jahr Berufsvorbereitung und hat zum Schluss immer noch die gleichen Fragen gestellt wie am Anfang, obwohl sich die Arbeiten im Wochenrythmus wiederholten und immer gleich abliefen. Und früh aufstehen fiel ihm sehr schwer, war er krank, meldete er sich nicht ab...und weitere Kleinigkeiten. Er hielt sich selbst aber für gut geeignet für den Beruf.

Aber ein Rezept mit einem einfachen Dreisatz umrechnen, das konnten sie alle nicht...

Das ist kein neuer Trend, aber was passiert das viele für wenig Geld nicht mehr arbeiten wollen. Freizeit ist mittlerweile mehr wert als Geld und das sind die Probleme der Betriebe. Alles wird teurer aber das Gehalt dazu steigt nicht wie der Preis der Milch. Und dann bleibt natürlich nicht mehr viel übrig. Aber Achtung auch die Ausbildung selbst ist in vielen Bereichen nicht mehr so wie gefordert, den oft werden Azubis als billige Arbeitskraft genutzt statt denen ordentlich etwas beizubringen. Und hier darf man nicht vergessen das diese Leute die Fachkräfte von morgen sind.

Ich muss in meiner Abteilung auch Werksstudenten, die ich nicht ausgesucht habe, übernehmen. Und bei uns kommen immer mal für einige Wochen Azubis vorbei. Der Trend geht dahin, dass die Leute bequemer geworden sind, und dass Leistung nicht mehr automatisch kommt. Die Mobiltelefone, auf die ständig, auch bei Meetings und Diskussionen geschaut wird, sehe ich als lästig an.

Wie andere schon schreiben: Es gibt weiterhin gute und erstklassige Leute, allerdings ist in der Breite ein Abfallen des allgemeinen Könnens der Generation Z zu sehen. Wir sind eine große Firma mit gewissen Ansprüchen, so dass das untere Drittel gar nicht durchkommt, trotzdem kann ich die Beobachtung vom Fragesteller bestätigen.