Gründe für Hitlers doppeldeutige politik?

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Von Experte Udavu bestätigt

Bezogen auf die Außenpolitik der Nationalsozialisten basierte diese auf einen Stufenplan, dieser peilte als Erstes die Revision des Versailler Vertrages an, dann die Rückgewinnung der entrissenen Gebiete. Darüber hinaus strebte man in den ersten Jahren nach Abkommen und Bündnispartner um Kriegsbedrohungen abwenden zu können (z.B. das deutsch-britische-Flottenabkommen, deutsch-polnischer Nichtangriffspakt).

Diese erste Phase bekam ihren Wendepunkt Anfang November 1937. Hitler beruft eine Konferenz in der Reichskanzlei ein, welche eigentlich den Kernpunkt "Verteilung von Rohstoffen" haben soll. Hitler nutz hier erstmals dieses Treffen um seine Kriegspläne im Kreise der Teilnehmer, bestehend aus hohem Militär und wichtigen Ministerien darzulegen. Ab diesem Zeitpunkt sind für ihn die notwendigen Weichen gestellt, denn er selbst befürchtete das ihm die Zeit davonlaufen würde, auch aufgrund dessen, das er seine eigene Lebenserwartung nicht sonderlich hoch einschätzte und er, wenn er denn selbst das Schicksal Deutschlands in die Hände nehmen würde, in den nächsten fünf bis zehn Jahren handeln müsste. Mit seinem dort vorgelegten Plan will er klarmachen, dass er seine Politik nun auf einen Kriegskurs wechseln würde. In seiner Erklärung bei dieser Konferenz spricht Hitler ganz deutlich über die "Raumnot" des deutschen Volkes, was zwingend einer schnellen Teritoriumerweiterung bedarf. Welche gezielt mit der Annexion der Tschechei und Österreichs geschehen soll, unter den günstigsten Voraussetzungen bereits im Jahr 1938. Den Anwesenden wird jetzt klar das der Führer soeben eine dramatische Wende der bisherigen Außenpolitik angekündigt hat und das Steuer auf Expansionskurs steht und somit ihre bedingungslose Gefolgschaft gefordert wird. Seine geäußerten Pläne gegenüber der Tschechei und Österreich lassen auch Bedenken aufkommen die angesprochen aber von Hitler umgehend erstickt werden.

Innenpolitisch bestand die Vorgabe aus der Forderung des Zusammenschlusses aller Deutschen auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu einem Groß-Deutschland. Der Gleichberechtigung des deutschen Volkes gegenüber den anderen Nationen, Aufhebung der Friedensverträge von Versailles und St. Germain. Der Forderung nach Land und Boden (Kolonien) zur Ernährung des Volkes und Ansiedlung des Bevölkerungsüberschusses. Zudem mit dem bekannten Inhalt: "Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein!"

Weiter wurde eingefordert, das nur Staatsbürger das Recht über Führung und Gesetze des Staates zustehen dürfe. Das jedes öffentliche Amt, gleichgültig welcher Art, gleich ob in Reich, Land oder Gemeinde, nur durch Staatsbürger bekleidet werden dürfen. Es folgte eine Kampfansage an die korrupten öffentlichen Beamten. Jede weitere Einwanderung Nicht-Deutscher sei zudem zu verhindern. Es wurde gefordert, dass alle Nicht-Deutschen, die seit dem 2. August 1914 in Deutschland eingewandert waren, sofort zum Verlassen des Reiches gezwungen werden. Die Verstaatlichung aller bisher bereits vergesellschafteten Betriebe wurde eingefordert, zudem eine großzügige Versorgung der Arbeiterklasse und die Schaffung eines gesunden Mittelstandes. Es folgte eine Kampfansage an alle die dem Allgemeinwohl Schaden zufügen. Kampfansage an die "Lügen" von Presse und Politik und der Zerschlagung dieser. Es folgte zum Schluss die Einforderung einer starken Zentralgewalt für das Reich.

Diese Ziele verkündete Hitler am 24. Februar 1920 im Rahmen einer Massenversammlung im Münchener Hofbräuhaus.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Hitler wollte wahrscheinlich seine wahren Absichten so lange wie möglich verschleiern.

Ob es "Mein Kampf" im Ausland zu kaufen gab, bezweifle ich.

Wer das Buch wirklich gelesen hatte, konnte sich einen Reim daraus machen.

Aus dem Grund versuchte zum Beispiel Otto Frank, sich so schnell wie möglich eine sichere Existenz im Ausland zu schaffen. Er entschied sich leider für das falsche Land.

Dafür kann nur der Hitler Stalinpakt herangezogen werden, ein Bündnis, womit Hitler eine Stillhaltetaktik erreichte, um bei seinem Ueberfall auf Polen nicht gleich in einen Zweifrontenkrieg zu geraten, denn es ist ja klar gewesen das Polen einen Beistandspakt mit Frankreich und auch England hatte.

https://www.studysmarter.de/schule/geschichte/nationalsozialismus/hitler-stalin-pakt/

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Eigentlich ist sie das gar nicht.

Es gibt Menschen, die sehr extreme Persönlichkeiten. Die sich Ziele setzen und sie um jeden Preis zu erreichen suchen. Hört sich erst einmal gut an. Eine Mutter die alles für ihr Kind tut hört sich auch gut. Aber eine Einwohnerschaft einer ganzen Kleinstadt auslöschen, wenn es dem Wohl des Kindes hilft? "Alles tun" ist leicht gesagt. Nur wenige sind so verrückt, das wirklich durchzuziehen.

Es gibt wenige 'Gute' die so extrem sind. Ghandi wollte die Unabhängigkeit Indiens ohne Gewalt erreichen. Wenn man genug auf ihn Einschlug oder auf Wehrlose, dann würde das mit gewaltlos auf seiner Seite nicht lange halten. Dachte man. Bei den Engländern.

Hitler hat in "Mein Kampf" 3 Ziele angesetzt: Die Auslöschung (mindestens der Macht) des Judentums in Europa, Lebensraum im Osten und die Auslöschung des Kommunismus (in Moskau). Es hat nur kaum jemand gelesen und kaum jemand käme auf die Idee, dass für diese Ziele auch viele Millionen Menschenleben opfern würde.

Die industrielle Tötung von Juden wurde auch Priorität eingeräumt als man alle Kräfte für die Verteidigung benötigt hätte als es nicht mehr gut lief im Osten. Lebensraum in Osten bedeutete natürlich Eroberungen in Osteuropa. Und er griff Moskau an als man im Westen im Krieg mit England war. Verrückt? Nein, es war Teil des Ziels, also musste es umgesetzt werden. Egal was es kostet!!!

Lügen und Verträge, die man sowieso brechen wollte, sind nur eines der Mittel. Der Hitler-Stalin-Pakt diente Hitler nicht nur dazu, Polen zu erobern (2. Ziel), sondern auch eine lange Grenze mit den UDSSR zu schaffen um ihn dort zu überrennen.

Frankreich war nie Ziel, aber als sie ihrer Beistandsverpflichtung nachkamen (es gibt Quellen die darauf hinweisen, dass man glaube Frankreich und England würden das nicht tun) war eine Eroberung Frankreich, was im ersten Weltkrieg nicht gelang, sicherlich eine große Genugtuung.

Kurz wollte Hitler alles, was im 1 Weltkrieg misslang, wiedergutmachen. Der Kommunismus konnte mit deutscher Hilfe in Moskau gewinnen (man wollte - erfolgreich - einen Frieden im Osten. Gelang auch aber zu spät). D verlor Gebiete im Osten - mindestens die wollte er wiederhaben. Und die Juden waren für ihn sowieso an allem Schuld.

Außerdem sah er es als Fehler der Geschichte, dass Österreich nicht Teil Deutschlands wurde.

Auch Putin ist ein extremer Charakter mit unbedingter Zielsetzung. Sein Ziel hat er schon vor langem formuliert: Die alte Macht Russlands wiederherstellen. Das wurde wie als generelle Zielsetzung wieder stärker zu werden unterschätzt. Die alte Macht heißt über alle Staaten der "GUS" als ein Staat zu herrschen und über weitere Länder in Europa (analog des Warschauer Pakts) zu kontrollieren. Belarus hat er schon längst in der Tasche, die Ukraine sollte folgen. Wenn dann die größten Staaten Teil eines neuen Staates wären kämen auch die restlichen dran.

Ich glaube die Doppeldeutigkeit besteht darin, dass sie dem was gesagt wurde glauben wollten - und niemand glaubte, dass er wirklich(!) alle Juden umbringen würde, einen großen Krieg in Osteuropa lostritt und dann auch noch (trotz Krieg im Westen) das mächtige Russland angreifen würde. Die Doppeldeutigkeit kam also eher von Interpretationen von außen.

Seine vermeintliche Genialität hatte ihn hinters Licht geführt.