Gewaltloser und passiver Widerstand?

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Für mein Verständnis ist passiver Widerstand auch immer gewaltlos (man tut einfach nichts). Während man z. B. auch verbal, also aktiv und trotzdem gewaltlos, Widerstand leisten kann. Flucht ist unter Umständen auch Widerstand und tut keinem Weh

Passiv ist immer gewaltlos während gewaltlos nicht passiv sein muss. Man kann auch aktiv gewaltlos sein.

Raver70 
Fragesteller
 22.03.2011, 21:38

inwiefern aktiv gewaltlos

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Annemaus85  22.03.2011, 21:51
@Raver70

Passiver Widerstand ist für mich ne Sitzblockade. Eine Demonstration mit Parolen und Schildchen ist für mich ein aktiver Widerstand.

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Nein. Es ist nicht dasselbe. Es wird nur von Menschen, die nicht wissen, wovon sie reden, durcheinander gebracht.

Passiven Widerstand gibt es als Idee seit dem 19. Jahrhundert.

Ein typisches Beispiel für die Anwendung ist der Ruhrkampf der 20er Jahre. Damals war das Ruhrgebiet von Frankreich besetzt, quasi als "Pfand" für die in Versailles "vereinbarten" Entschädigungszahlungen Deutschlands.

Die deutsche Reichsregierung konnte nichts gewaltsames dagegen tun. Das wäre ja ein neuer Weltkrieg gewesen, der aber gerade verloren war. Die Forderungen erfüllen konnte und wollte Deutschland nach seiner einschätzung aber nicht.

Man beschloss daher einen Streik: die Franzosen wollten die geförderte Kohle als Entschädigungen mitnehmen. Wenn keine gefördert würde, liefe die Besetzung ins Leere.

Es wurde für beide Seiten ein Fiasko: Frankreich musste für teures Geld französische Bergarbeiter einführen. Deutschland musste Irrsinnssummen an Arbeitslosengeld für die streijenden deutschen Arbeiter zahlen. Damit begann die berüchtigte Inflation der 20er Jahre.

 

Das klassischste Beispiel für den Gewaltfreien Widerstand ist der indische Freiheitskampf unter Gandhis spiritueller Führung.

Gandhi betonte immer, dass man nicht passiven Widerstand leiste. Passiv wäre gewesen, zu sagen: "wir sind zu schwach, um die Briten mit Gewalt hinauszuwerfen".

Er sagte aber umgekehrt, dass die Inder viel stärker seien als die Briten: 350 Millionen gegen 100.000!

Die Inder könnten die Briten mit Gewalt hinauswerfen, wenn sie wollten.

Aber Gandhi wollte keine Gewalt anwenden aus religiöser Überzeugung, aus Liebe zum Nächsten, zu dessen Leben und Wohlergehen.

Gandhi machte das immer wieder - glaubhaft - deutlich. Auch wenn man seiner Bewegung ausreichend Waffen geliefert hätte - er hätte sie gar nicht angenommen.

Die deutsche Regierung hätte, wenn sie ausreichend gerüstet gewesen wäre, die Franzosen gewaltsam bekämpft. Nichts viel anderes war ja der 2 Weltkrieg als Rache für den verlorenen Ersten.

 

Dieser Unterschied ist extrem erheblich. Auch für die Wirkung des Kampfes.

Wenn der Schwächere nur so lange keine Gewalt anwendet, wie er das nicht Erfolg versprechend kann - was wird er wohl tun, sobald er kann? Und wie sind die Kräfteverhältnisse, wenn der Stärkere dem Schwächeren nachgibt?

Richtig: weniger eindeutig. Der Schwächere wird stärker.

Im wahrhaftig gewalftreien Kampf weiss der Stärkere sehr bald: wenn er nachgibt, riskiert er nichts. Unterdrückung und Unrecht werden beendet. Aber er muss niemals fürchten, dass "der Spiess umgedreht" wird und er bald unten liegt, wenn er den Unterdrückten nach oben kommen lässt.

Naja, so ungefähr das auf Europäisch und Alltäglich ausgedrückt.

Du kannst das in bedeutenderen Worten bei Gandhi in seiner Autobiographie "Geschichte meiner Experimente mit der Wahrheit" nachlesen. Ein unglaublich weises und grossartiges Buch.

inhaltlich identisch,passiv klingt nur gebildeter, aber deutsch ist ein schöne sprache, meine ich

hi compaq

Das ist schon was anderes. Gewaltlos kann auch aktiv sein.