Frage zum Wartburgfest

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Die Einladung zum Wartburgfest 1817 nannte Gedenkfeiern und die erste Zusammenkunft deutscher Studenten als Zwecke. Zum geplanten Verlauf gehörten gottesdienstliche Feier, Siegesfeuer und fröhliches Gelage. Die Erinnerung war auf die Gegenwart und Zukunft bezogen. Gedacht war an einen Gedankenaustausch und einen Beitrag zu einer universitätsübergreifenden Einheit der deutschen Studenten.

Einige Ansprachen waren im Voraus geplant (z. B. zu Luther und der Reformation).

Darstellungen in Büchern enthalten nähere Angaben z. B.:

Peter Brandt, Das studentische Wartburgfest vom 18./19. Oktober 1817: In: Dieter Düding, Peter Friedemanna, Paul Münch (Herausgeber), Öffentliche Festkultur : politische Feste in Deutschland von der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg, Originalausgabe. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1988 (Rowohlts Enzyklopädie : Kulturen und Ideen ; 462), S. 89 - 112.

Die symbolischen Verbrennungen (Makulaturenbündel mit aufgeschriebenen Schriftentiteln, ein preußischer Ulanenschnürleib, ein kurhessischer Militärzopf und ein österreichischer Korporalstock) waren kein Teil des offiziellen Festprogramms. Sie gehen auf altdeutsche Burschenturner unter Führung des Theologiestudenten Hans Ferdinand Maßmann (dem „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn nahestehend) zurück und fanden auf dem Wartenberg statt.

Joachim Burkhard Richter, Hans Ferdinand Maßmann : altdeutscher Patriotismus im 19. Jahrhundert. Berlin ; New York: de Gruyter, 1992 (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker ; N.F., 100 = 224), S. 71:

„Das Wartburgfest am 18. und 19. Oktober 1817 ist für den damals zwanzigjährigen Maßmann zum Schicksal geworden. Diese Feststellung könnte auch umgekehrt formuliert werden. Denn die von Maßmann inszenierte Bücherverbrennung wurde für die Zeitgenossen zum Inbegriff des Wartburgfestes, obwohl sie nicht zum offiziellen Festprogramm gehörte.“

S. 71 – 72: „Die Idee des Festes entsprach ganz der Entwicklung des deutschtümlichen Burschenschaftsgeistes. Die Feiern des 300jährigen Reformationsjubiläums und der Leipziger Schlacht wurden kombiniert und zum Anlaß genommen, die einzelnen Burschenschaften zu einer Beratung zusammenbringen. Die Identität von Burschengeist und Protestantismus war wieder augenfällig: die katholischen Hochschulen wurden von den ausrichtenden Jenaern gar nicht erst eingeladen. Ebenso ideologiekonform war es auch, daß die teilnehmenden Universitäten aufgefordert wurden, Festgedichte einzuschicken, die in einem Heftchen Lieder zu singen von Deutschlands Burschen auf der Wartburg zusammengefaßt wurden.

Wenn die Veranstaltung solchermaßen wie eine Fortsetzung des Maßmannschen Buschenliedes mit anderen Mitteln erschien, dann war dies jedoch nicht repräsentativ für den allgemeinen Bewußtseinsstand. Denn die große Masse der mehr als 500 Teilnehmer kam auf der Wartburg erstmals intensiv mit dem burschenschaftlichen Patriotismus in Berührung. In manchen Städten existierten Burschenschaften und Landsmannschaften feindselig nebeneinander und versuchten bei dieser Gelegenheit eine erste Annäherung.“

S. 75 Anm. 186. „Maßmann hat in späteren Verhören behauptet, daß der Verbrennungsgedanke spontan beim Fest entstanden sei. Vermutlich war dies eine Schutzbehauptung.“

S. 78: „Von der spätabendlichen Veranstaltung bekamen nur die, die in unmittelbarer Nähe des Feuers standen, genauer mit, was vor sich ging; zudem stürmte es heftig, was viele Teilnehmer zur Rückkehr in die Stadt bewogen hatte. Erst durch die Festbeschreibung wurde die Bücherverbrennung zum politischen Skandal.“

Aus: http://www.lsg.musin.de/geschichte/geschichte/lkg/wartburgfest.htm

 

Das Hauptanliegen des Wartburgfestes umriss der Jenaer Student Heinrich Hermann Riemann in seiner Rede:

„Zu Beginn(...) ist es nötig, dass wir uns verständigen über
den Zweck unserer Zusammenkunft, der nach meiner
Ansicht dieser ist und kein anderer sein kann:
Dass wir gemeinschaftlich das Bild der Vergangenheit uns
vor die Seele rufen, um aus ihr Kraft zu schöpfen für die
lebendige Tat in der Gegenwart; dass wir gemeinschaftlich
uns beraten über unser Tun und Treiben, unsere Ansichten
austauschen, das Burschenleben in seiner Reinheit uns
anschaulicher zu machen suchen; und endlich, dass wir
unserem Volke zeigen wollen, was es von seiner Jugend zu hoffen hat."