Frage an die Schwerhörigen?

4 Antworten

Zur Welt gekommen mit Schwerhörigkeit. Kommt bei Spina Bifida gehäuft vor. Hörgeräte von frühen Kindheit an.

Mit Hörgeräten normal hörend.

2008 mit Stammhirnblutung dann Hörsturz. Seitdem Höhen fast komplett weg, Zischlaute wie f oder sch, s, verstehe ich schlecht, verstehe aber über den Zusammenhang. Manche Arien kann ich nicht mehr hören.

Ohne Hörgeräte nehme ich nur noch wenig wahr. Ich habe ein bisschen Lippenlesen gelernt.

Die Schwerhörigkeit schränkt mich aber nicht ein.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

In geringerem Maß schon von Geburt an. Beim sonst normalen Sprechenlernen fiel auf, dass ich manches immer wieder falsch sagte. Doch es gab in den 60ern auch bei Kindern erst bei größeren Schäden ein Hörgerät. "Sprechen Sie deutlich mit ihm!" sagte der Arzt meiner Mutter, als sie meine Ohren untersuchen ließ.

Schwerwiegend dann die ständigen eitrigen Mittelohrentzündungen, die ich vor und während der Grundschulzeit bekam. 1971 wurde ich eingeschult und musste bald doch ein Hörgerät bekommen, obwohl ich ganz vorn saß. Da ich links bereits einen dauerhaften Trommelfelldefekt hatte erhielt ich eins fürs rechte Ohr. Seither höre ich einohrig rechts. Die linke Seite ist wahrnehmungsunempfindlich und wurde nach mehreren erfolglosen Operationen völlig gehörlos. Das rechte Ohr erkrankte auch immer mal wieder bis nach der Pubertät und verschlechterte sich. Danach wurde ich davon verschont. Das linke Ohr war da schon taub. Als junger Mann war ich daher schon sehr hochgradig schwerhörig und bin trotz Hörgerät am hörenden Ohr ziemlich behindert, obwohl mir das Gerät den Hörsinn ziemlich wahrnehmbar macht. Doch ist mein Hören eigentlich ein dauerndes Lauschen, da vieles schwer unterscheidbar ist. Woher etwas kommt, höre ich sowieso nicht, wenn ich's nicht sehe. Auch bei deutlichem und lautem Sprechen muss ich mich auf das, was - extrem verstärkt - in mein Ohr kommt, sehr konzentrieren, da ich viele Laute (Konsonanten) kaum oder gar nicht unterscheiden kann. Lippenlesen hilft, löst das Problem aber auch nur teilweise. Der Rest ist Kombinieren aus dem Zusammenhang - vielleicht falsch oder gar nicht verstehen und nachfragen. "Schrecklich, der arme Kerl", denken sicher viele. Für mich ist das, was vom "normalen" Hören wahrscheinlich weit entfernt ist der Normalzustand. Fällt mir immer auf, wenn ich Gruppen sehe, die fröhlich im Getümmel ganz selbstverständlich sich ihre Wort-Bälle zuwerfen und ich nicht das geringste verstehen würde. Doch stört mich das schon lange nicht mehr, ich weiß, dass mein Hörsinn beschränkt ist und möchte es auch nicht mehr anders, denn es gehört zu meiner Persönlichkeit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Janeinjanein749 
Fragesteller
 11.07.2021, 17:04

Sehr interessant. Wissen Sie den Grund für Ihre Hörprobleme?

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harthoer  11.07.2021, 17:15
@Janeinjanein749

Die Mittelohreiterungen haben einerseits die Gehörknöchelchen geschädigt und sich auch aufs Innenohr ausgewirkt, links bis zur völligen Innenohrtaubheit nach damals insgesamt 6 Versuchen die Knöchelchen durch künstliche zu ersetzen. Heute wird sowas wahrscheinlich besser gemacht, aber ich habe von Ohr-OPs die Schnauze restlos voll.

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Februar 1987, vorletzte Stunde des Lehrgangs Gasschweißen:

Durchknaller beim Rohrschweißen. Stand auch noch direkt an der Wand.

1 Woche am Tropf in der Klinik.

Gerade heute neuer Versuch mit einem anderen Hörgerät, da meine Frau nicht mehr so laut schreien kann.

Als man mir gesagt hat, ich soll den Fernseher nicht so laut machen und ich es nicht als Laut empfand.