Frage an die Generation X?

5 Antworten

Ich bin 78 geboren und habe entsprechend noch die DDR miterlebt, in der es bekanntlich gängig war das beide Elternteile arbeiteten.

Schlüsselkind war ich nur bedingt.

Während der ersten Klasse ging's nach der Schule noch in den Hort bis meine Mutter Feierabend hatte.

Anschließend wechselte meine Mutter auf Teilzeit und ich hatte alsbald Nachmittags mit meinen AGs (Sport), Chor und Musikschule zu tun, sodass ich an 3 von 5 Tagen dann sogar später als meine Mutter nach Hause kam. An Aktivitätsfreien Tagen, dackelte ich nach der Schule meistens zur Arbeitsstelle meiner Mutter, die nur ein paar Straßen weiter war und hielt mich dort dann die noch 30-60 Minuten auf, bis sie dann auch Feierabend machte.

Im Gebäude gab es eine Spielzeugreparatur und die Dame, die dafür zuständig war, konnte mich entsprechend mit all dem Spielzeug wunderbar bei Laune halten, bis es dann gemeinsam mit meiner Mutter heimwärts ging.

Einzig zu Ferienzeiten ließ es sich nicht umgehen, dass ich und meine Schwester längerfristig allein zu Hause verblieben. Die Großeltern wohnten zwar um die Ecke, aber waren seinerzeit auch noch zu jung für die Rente - also ebenfalls berufstätig.

Meine Mutter kochte dann idR was vor, dass wir nur noch erwärmen mussten und manchmal schaute eine ältere Nachbarin zwischendrin nach uns. In den Sommerferien verbrachten wir ohnehin den ganzen Tag am See.

Ob das irgendwie zur Selbstständigkeit geführt hat, kann ich nicht sagen. Ich denke, das basiert eher auf der Erziehung im Allgemeinen.

Bin ich zynisch? Eigentlich nicht sonderlich. Ebenso wenig nihilistisch.

Mit Autoritäten habe ich ebenfalls kein Problem.

So oft war ich trotz berufstätiger Eltern gar nicht mir selbst überlassen oder zumindest habe ich es nicht so empfunden.

Ich bin ein ziemlich introvertierter Mensch - kann also Zeit allein auch gut genießen.

Allerdings hat das wiederum ziemlich sicher nichts mit der Erziehung o. den einstigen Umständen zu tun, denn meine Schwester ist das komplette Gegenteil.

Generell finde ich immer schwierig Rückschlüsse ziehen zu wollen, weil ich denke, dass auch jedes Kind sehr individuell ist und anders reagiert bzw. mit Umständen klar kommt und umgeht.

Zu mir: Ich bin 1975 in Niedersachsen geboren.

Ein großer Unterschied unserer Generation im Vergleich zur heutigen Generation junger Menschen ist, dass unsere Eltern meistens nicht beide berufstätig waren.

In Westdeutschland war es die Regel, dass die Frau nach der Geburt des ersten Kindes ihre Stelle kündigte und etliche Jahre vor allem im Haushalt arbeitete, vielleicht noch einen Minijob dazu. Das Kita- und Schulsystem war kaum darauf eingerichtet, beiden Eltern eine Berufstätigkeit zu ermöglichen.

Schlüsselkinder (also Kinder, deren Mutter nicht zu Hause war und die nach der Schule allein zu Hause waren) waren die Ausnahme. Ich glaube, ich kannte keines.

Eigenständig und unabhängig sind aber auch die Kinder geworden, deren Mutter Hausfrauen waren. Dazu trug bei, dass es noch kein Handy gab. Wenn man unterwegs war, musste man selbst klarkommen, konnte aber auch nicht ständig von den Eltern dirigiert und überwacht werden. Ab aufs Fahrrad und los! Für alle Fälle hatte man vielleicht ein paar Groschen für die Telefonzelle dabei.

Zynismus, Nihilismus und Ablehnung von Autorität waren mir in meiner Kindheit (und sind mir bis heute) fremd. Ein christliches Umfeld in Familie, Schule und Freizeit spielte damals für viele Kinder eine große Rolle.

Hi,

Bin 84 geboren, komm alleine klar aber bin kein Einzelkämpfer. Ich bin auch Gerne einfach Malocher und ordne mich entsprechend den Chef und weiteren Vorgesetzen unter, es gibt mir Sicherheit. Als Nihilist sehe ich mich nicht auch wenn ich die Sinnigkeit von einigen Gefügen tatsächlich hinterfrage und mich entweder dafür dort dagegen entscheide. Bin erst spät geboren und ab Pubertät muss ich sagen gab es bereits PC, Spielkonsole und auch Handy auch wenn man hier deutlich mehr Geduld brauchte war alles schon da 😅🤷‍♀️

Und klar meine Eltern waren arbeiten ich bin bei meinen Grosseltern aufgewachsen bis Ende der Grundschule war ich mehr da als bei meinen Eltern, dadurch war die Beziehung zu meinen Grosseltern wesentlich inniger als die zu meinen Eltern was echt schade ist , so wirklich eine tiefe Verbindung gibt es nicht. Das Verhältnis ist daher auch nicht so tolle wir verstehen uns häufig gegenseitig einfach nicht.

Was ich in Erinnerung habe ist auch das trimmen auf Leistung, noch heute meine ich das ich nur Aufmerksamkeit bekomme von meinen Eltern wenn ich was erreicht habe.

Und ich weiss nicht ob ich die einzige bin aber bei mir kommt Generation Praktikum hin , die Ablehnung war damals sehr hoch es wurde kaum ausgebildet so hab ich im Leben bestimmt schon um die 12-15 Praktika absolviert ich war quasi echt überall 😂 die Absagen füllten damals die Ordner, denn entweder war man zu überqualifiziert, zu jung oder wurde nach 10 min probearbeiten unterbrochen mit den Worten sie sind für den Job nicht geeignet, egal ob man eingearbeitet wurde oder nicht 😂

Das hat mich vielleicht auch was zynisch gemacht .ich erwarte von Betrieben wo ich arbeite nix 😂 weil meine Erfahrung sagt das jeder Misthaufen stinkt...

Nein, ich war kein Schlüsselkind.

Ja, bisweilen bin ich zynisch/Nein, nixht nihilistisch.

Nein, ich lehne Autorität nicht per se ab.

Nein, waren wir nicht.

Nein, meine Mutter war daheim für uns Kinder, damals ging so was noch.

Eine Selbst-Bewertung, was das aus mir gemacht hat, werde ich hier nicht abgeben, sie wäre vermutlich untreffend und somit wertlos.

Jahrgang 73, meine Mutter war zu Hause bis sie starb, da war ich 12. Dann wohnte ich bei meiner Oma und Tante und war nie Schlüsselkind. Erst ab der 7./8. Klasse bin ich nachmittags in die leere Wohnung und mit meinem Vater wieder Abends zur Oma zum Abendessen und ich schlief dort. Erst mit der 8./9. Klasse schlief ich wieder daheim.

Ich wuchs also viele Jahre zusammen mit meinen drei Cousinen auf und war nie mir selbst überlassen.

Eigenständig und unabhängig bin ich dennoch geworden. Zynisch und nihilistisch nicht. Und ich lehne auch keine Autorität ab - wäre auch doof, denn ich arbeite in einem Betrieb mit extrem großen Hierarchiegefälle.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung