Film von Ferdinand v. Schirach, wie realistisch ist das?
Ich habe beide Filme gesehen und bin grundsätzlich mit dem Ergebnis einverstanden.
Was mich aber umtreibt:
Würde es denn in der Realität überhaupt zum Prozess kommen, wenn die Indizienlage so dermaßen dünn ist, dass nur das erzwungene Geständnis vorhanden ist?
5 Antworten
Wahrscheinlich nicht, denn ein erzwungenes Geständnis zählt nicht.
Die Staatsanwaltschaft muss aber vorher wissen, was sie zu bieten hat.
Eben 🤷♀️ Ein Geständnis allein finde ich persönlich ziemlich dünn.
Ein Staatsanwalt kann mal einen Prozess verlieren, das ist kein großes Problem. Aber zerlegt zu werden wie eine Weihnachtsgans, ist nicht unbedingt förderlich für die Karriere.
Daher wird sich ein Staatsanwalt kaum auf nichts weiteres als ein Geständnis verlassen, das jederzeit widerrufen werden kann - selbst wenn er nicht um dessen Zustandekommen weiß.
Den Stern gibts für die Kommis von Havenari.
Ich bin auch der Meinung, dass es auf jeden Fall zu einer Verhandlung gekommen wäre.
Wichtig zu erwähnen wäre außerdem noch, dass Ferdinand von Schirach selbst lange Zeit bevor er angefangen hat als Schriftsteller zu arbeiten, als Strafverteidiger aktiv war. Demnach orientieren sich seine Bücher auch auf seine eigenen Erfahrungen damit.
Mit den besten Grüßen
SANY3000
Die Anklage (im Falle v.Metzler) lautete auf Mord.
Es würde in jedem Fall zu einer Verhandlung kommen. Mordsachen werden nicht außergerichtlich abgehandelt.
"Er hat wahrscheinlich seinen Nachbarn umgebracht und ist wegen fehlender Beweise mit einer gebührenpflichtigen Verwarnung über 20 Euro davongekommen".
Schirach bezieht sich von der Thematik her zwar auf den Fall Metzler, dennoch ist die Konstellation völlig anders. Gegen Gäfgen gab es meines Wissens Beweise, dass er der Täter ist. Daschner hatte damals Folter angedroht, um den Aufenthaltsort herauszufinden, das ist die einzige Übereinstimmmung.
Na dann endet der Prozess wahrscheinlich mit einem Freispruch.
Es ist ein Film.
Das kommt im Film ja erst im Prozess heraus.