bl‘s (boys love) oder normale kdramen (oder halt andere dramen)?

1 Antwort

Die Mischung macht's.

Ich finde BL-Dramen und Filme unterhaltsam, weil hier andere Arten von Storys und Personenkonstellationen möglich sind als in den "normalen" Dramen. Wenn man viele Serien anschaut, dann ist das mal eine Abwechslung vom Gewohnten. Gerade in den Asia-Dramen sind die weiblichen Hauptrollen selten wirklich starke Charaktere, bzw selbst als stark angelegte Rollen finden meisten früher oder später einen Mann der ihnen sagt was sie zu tun haben (es gibt Ausnahmen). Damit muss man sich arrangieren, finde ich nun nicht schlimm in dem Sinne, manchmal allerdings etwas nervig und unlogisch vom Story-Aufbau. Letzteres ärgert mich mehr. Da bieten die BL-Settings mehr Charaktere auf Augenhöhe, das finde ich mitunter nett anzuschauen, keine screeching Weibchen dabei. Außerdem ist die ganze Problematik der gesellschaftlichen Akzeptanz (bzw deren Mangel) mit drin und kann interessante Rahmenbedingungen schaffen. Außerdem wird dadurch mehr Druck auf die Charaktere ausgeübt und die Romanzen müssen mehr Widerstand überwinden. BL sind (wie auch Manga mit ähnlichen Handlungen) für ein überwiegend weibliches, heterosexuelles Publikum gemacht, sie dienen nun in dem Sinne nicht der homosexuellen Befreiung. Trotzdem wird in eine Problematik eingeführt, mit der die meisten der Leser/ Viewer selbst wenig direkte Erfahrungen haben. Die Serie Fujoshi, Ukkari Gei ni Kokuru ist da sehr sehenswert (aber selbst kein BL). Bisher sind die Serien noch nicht der absolute Mainstream und vielen fehlt das Geld um wirklich großartig zu sein, aber die Qualität ist in den letzten Jahren gestiegen.

Hin und wieder würde ich den "normalen" Dramen mehr Mut wünschen auch die BL-Plots mitzuverwenden. Mr Queen hat mich da arg enttäuscht, obwohl die Serie für mich bis Episode 19 zu den unterhaltsamsten seit langen gehörte. Aber da fehlte ihnen dann scheint's doch der Mut am Schluss, sehr bedauerlich.

Trotzdem liebe ich auch die "normalen" Asia-Dramen sehr. Seit dem Moment als ich zufällig auf ein K-Drama gestoßen bin und es mehr aus Langeweile angefangen habe anzuschauen bin ich bezaubert von dem Erzählstil und den so anderen Storylines. Da die Geschichten aus einem anderen Kulturkreis stammen, greifen sie auf andere Erzähltraditionen zurück. Auch die filmische Umsetzung mit weniger Dialogen und viel mehr Mimik und impliziten Grundströmungen gefällt mir persönlich sehr. Außerdem finde ich es gut, dass die Dramen in der Regel auf eine Staffel konzipiert sind. Viele US-Serien lassen sich gerne die Möglichkeit einer Fortsetzung offen und neigen zu nicht zu Ende geführten Handlungssträngen, das finde ich störend. Netflix beginnt das mit Asia-Serien auch zu machen, ich hasse das. Im Allgemeinen machen die Schauspieler ihre Sache gut (auch hier gibt es natürlich Ausnahmen), die Musik ist mitunter wirklich gut gewählt/ komponiert. Und dann sind die Enden nicht immer ganz so schwarz-weiß wie bei den US-Serien. Natürlich, meistens gibt es schon ein Happy End, aber nicht immer und nicht immer so allumfassend. Im Gegensatz dazu erscheinen mir US-Serien inzwischen eindimensional und vorhersehbar. Hier sind die Charaktere in der Tendenz festgelegter und es wird untersucht wie dieser Charakter bei Widerstand auf seine Erfahrungen und Wesenszüge zurückgreift und ihn überwindet, weniger wie die Situation den Charakter formt. Auch sind bei den K-Dramen Gut und Böse oft (aber natürlich nicht immer) weniger klar getrennt. Natürlich gibt es da immer Ausnahmen bei denen das anders läuft, es lassen sich immer Beispiele für anderes finden, aber so erscheint es mir in der Tendenz.