Bei mir scheint es so spät „klick zu machen“, seid ich schon mal nach langer Zeit im Nachhinein froh gewesen über eine Trennung?
Hallo liebe Community :)
Meine Frage klingt verwirrend, lasst es mich erklären.
Ich bin seit langer Zeit von jemandem getrennt (über drei Jahre) und damals war ich unglaublich traurig. Ich konnte alles nicht verstehen und vieles hat für mich keinen Sinn ergeben. Ich hatte so viele Fragezeichen und Selbstzweifel.
Natürlich habe ich das reflektiert als ich älter wurde und jedes Mal, wenn mir das wieder einfällt, dann erkenne ich etwas neues. Also ich erkenne, dass ich in dieser oder jener Situation damals ausgenutzt oder manipuliert wurde. Ich sehe bestimmtes Verhalten als übergriffig. Ich bin regelrecht schockiert, dass ich das damals (ich war 20) nicht so gesehen habe. Mir sind über die Jahre nach der Trennung immer wieder Situationen eingefallen und dann hat es „Klick gemacht“ und ich habe einen ganz anderen Blick auf die Situation bekommen und quasi „Klarheit“.
Ich bin traurig, dass mein 20 jähriges Ich so einen Mist erlebt hat und mit sich machen lassen hat, und es nicht mal gesehen hat.
Natürlich bin ich auch heilfroh, dass es nicht geklappt hat damals und ich da rausgekommen bin. Aber wie verarbeite ich die neu gewonnen Erkenntnisse?
Mir ist zB neulich eine Situation eingefallen, in der der Typ sexuell übergriffig war. Damals habe ich mich aber schlecht gefühlt weil ich dachte der Arme hat sich Hoffnung gemacht (auf Sex) und ich weise ihn so gemein zurück.
(Er hat mich zB gegen meinen Willen angefangen auszuziehen, er war da sehr geschickt und stärker als ich und hat mein Nein übergangen)
Oder ich bin zB auch überzeugt, dass er mich betrogen hat. Er hatte heimlich zwei Handys, hat immer schlecht über seine „Mitbewohnerin“ geredet und unsere Beziehung ihr gegenüber verschwiegen. Damals dachte ich einfach diese „Freundin“ bzw Mitbewohnerin wäre wirklich so schlecht und er verschweigt ihr das nur weil alles noch so frisch ist mit uns. Jetzt denke ich mir hmm, der mochte sie und wahrscheinlich hatten die was miteinander.
Vielleicht versteht ihr nach den Beispielen was ich meine.
4 Antworten
Ja so ist. Ich bin jetzt auch seit kurzem getrennt und diese klick Momente kommen täglich. Selbst mit 37 :-)
Verstehe ich sehr gut.
Ich habe früher sehr ähnlich gedacht, das ist auch noch etwas, das du lernen musst und auch wirst. Wir alle treffen Entscheidungen, für die wir uns später schämen, die uns schlecht fühlen lassen oder durch die wir an uns zweifeln, aber genau das ist der definierende Faktor, der dich in Zukunft Grenzen setzen lässt, reifen lässt. Was du erlebt hast, ist nicht dein Feind, es ist eine Lektion. Dein Ziel sollte sein, aus etwas daraus zu lernen, dich zu entwickeln. Die Erfahrung nicht nur als etwas Negatives sehen. Es war eine Erfahrung und jetzt ist es eine Möglichkeit, etwas zu lernen, etwas besser zu machen in Zukunft. In Zukunft setzt du Grenzen, lässt du es nicht dazu kommen. Und wenn du je wieder in so eine Situation kommst und Grenzen setzt und somit einen weiteren Tiefschlag verhinderst, wirst du einen "aha" Moment haben und dankbar für diese Erfahrung von früher sein. Früher sagte mal jemand zu mir: Wie hast du das alles überlebt, psychisch. Als ich der Person von meiner Vergangenheit erzählt habe und es ist eigentlich simpel, jeder trifft eine Entscheidung. Entweder man lässt sich von etwas brechen, sich davon definieren, oder man nimmt es, als seine Motivation stärker zu werden, daran zu wachsen und es hinter sich zu lassen.
Nicht zurückblicken, was früher war, nach vorne schauen. Und halt draus lernen, wenn wieder eine ähnliche Situation kommt, dass man dann klüger handelt.
Ja, bin froh über alle meine Trennungen. Auch wenn es immer schwer war aber im nachhinein war es bei allen das Beste so!