Als konfessionsloser Erzieher bei Kirche arbeiten?
Hallo, ich bin Erzieher im letzten Ausbildungsjahr und suche derzeit nach Stellen ab Sommer. Ich gehöre keiner Religionsgemeinschaft an, aber viele Einrichtung setzen eine Kirchenmitgliedschaft voraus. Wenn ich mich nicht irre, ist aber diese Auslese vor gar nicht allzu langer Zeit (2-3 Jahre) gesetzlich verboten worden.
- Frage: Ist das richtig oder hab ich da was falsch verstanden?
Und was ist, wenn ich mich einfach trotzdem da bewerbe und nichts zu meiner Konfession angebe? Dürfen die mir aus dem Grund kündigen, wenn die das irgendwann rausfinden? Prüfen die das überhaupt, ob ich Mitglied bin?
Der Kirche beizutreten kommt für mich nicht infrage, da ich mich mit der Institution nicht identifizieren kann. Zudem bin ich weder religiös, noch gläubig. Ich brauche aber dringend eine Stelle und leider ist die Kirche in den meisten Fällen der Träger.
4 Antworten
Wenn Mitgliedschaft Voraussetzung ist und Du es verheimlichst, wäre das ein Kündigungsgrund, ja. Ob die Beschränkung freilich zulässig ist oder nicht, hängt von der Einrichtung ab. An Deiner Stelle würde ich da mal nach Gerichtsurteilen googlen, damit Du ein Gefühl dafür kriegst, wie da entschieden wird. Es gibt da nicht nur schwarz und weiß.
Du wirst kein Gerichtsurteil finden wo eine Erzieherin Glück hatte und ihre Stelle behalten/antreten durfte.
Was Du nicht sagst. https://www.zeit.de/arbeit/2018-10/bundesarbeitsgericht-kirche-mitgliedschaft-religionszugehoerigkeit-jobbewerber-arbeitsrecht
Aus den von archmage verlinkten Artikeln:
Die im entschiedenen Fall abgelehnte Bewerberin aber wäre laut Gericht in ein Team von anderen Arbeitnehmern eingebunden gewesen und hätte so das Ethos der Einrichtung gar nicht infrage stellen können. In solchen Fällen darf nach diesem Urteil die Religion keine Rolle spielen.
Hast du den Artikel selber gelesen?
„Bei Erzieherinnen zum Beispiel: Hier ist die religiöse Erziehung der Kinder ein Element der Tätigkeit selber. Das kann ich als Buddhist schlecht.“ steht da. Eine Referentinnenstelle ist etwas anderes als eine angestellte Erzieherin!
Das hat der EuGH vor zwei Jahren gekippt. Wenn sie dich deshalb ablehnen kannst du sie verklagen. Könnte ca. 10.000€ bringen.
Es heißt definitiv „nicht jede Stelle“ in dem Artikel und auch, dass es gerechtfertigt sein muss warum diese Stelle mit jemand besetzt werden muss der der Kirche zugehört. Und die Arbeit mit Kindern wo man Gottesdienst und christliche Feste feiert gehört definitiv dazu! Also mache keine falschen Hoffnungen.
in einem christlichen Krankenhaus muss der Koch und der Tellerwäscher nicht christlich sein, aber die Pfleger, Schwestern und Ärzte schon weil sie direkten Kontakt zu Patienten haben und die kirchliche Weltanschauung direkt vertreten.
Das müsste für jede Stelle einzeln geprüft werden. Nicht jeder Kindergarten eines Kirchlichen Trägers ist auch konfessionell ausgerichtet. Und wo steht, dass jeder Erzieher das Tischgebet mit beten muss? Es wurde auch schon festgestellt, dass (Chef-)Ärzte in Katholischen Krankenhäusern keine Christen sein müssen, dann gibt es auch keinen Grund dafür, dass Pflegepersonal religiös sein muss. Muslimische Krankenschwestern werden auch von Katholischen Krankenhäusern eingestellt, somit wäre der Ausschluss von nichtreligiösen dort auch als Diskriminierung anzusehen. Bei genauerer Betrachtung bleibt kaum ein Bereich übrig, wo das Religiöse Bekenntnis als Ausschlusskriterium aufrecht erhalten werden kann.
Was es bleibt kaum ein Bereich übrig? Im Kindergarten bringt man den Kindern den christlichen Glauben bei. Wie soll das bitte gehen, wenn man selbst nicht christlich ist? Soll man den Kindern dann etwas vorlügen?
wenn ich mein Kind in eine christliche Einrichtung gebe, erwarte ich, dass die Erzieher dort mein Kind auch im christlichen Glauben erziehen. In einem Montessori Kindergarten haben auch Pädagogen nichts zu suchen, die nicht nach dem Konzept arbeiten können/wollen.
die Aufgabe eines Erziehers ist den Kindern sowohl ein Vorbild zu sein, als auch die zu erziehen im Sinne des Konzeptes und des bildungsplanes des jeweiligen Landes. Wie soll eine Erzieherin die sich nicht mit der Kirche identifizieren kann und dieser nicht angehört Kinder in diesem Bereich erziehen und ihnen etwas beibringen?
Wer sagt denn, dass eine (und vor allem jede) Erzieherin Kinder zum Christlichen Glauben erziehen muss, nur weil der Träger der KiTa eine kirchliche Einrichtung ist? Kirchliche Krankenhäuser missionieren die Patienten auch nicht.
Da kirchliche Kindergärten meist öffentlich gefördert werden und deshalb auch nichtreligiöse Kinder aufnehmen müssen, sollte es dort auch nicht religiöse Erzieher geben, schon allein um die Kinder vor religiösen Übergrifigkeiten von irgendwelchen Eifern zu schützen.
kennst du dich mit der Förderung von Kindergarten aus? Die staatliche Förderung hat nichts damit zu tun, welche Kinder aufgenommen werden und welche nicht. Theoretisch haben alle Kindergärten (außer staatliche/ städtische Einrichtungen) das recht frei zu wählen welche Kinder sie nehmen und welche nicht. Dafür gibt es bestimmte Aufnahme Kriterien. Gerade dann wenn es mehr Anmeldungen als Plätze gibt, kann man gut wählen welche Kinder man „will“
eltern die ihre Kinder in eine christliche Einrichtung geben, egal ob sie christlich sind oder nicht, wissen was für ein Konzept der Kindergarten vertritt. Sind die Eltern damit nicht einverstanden müssen sie die Kinder wo anders hinbringen. Wenn das Konzept der Einrichtung vorsieht, dass der christliche Glaube ein fester Teil des Tages ist, müssen die Erzieher auch in der Lage sein, diesen umzusetzen.
ich kenne übrigens keine Arzt der mich christlich behandelt hat oder in irgendeiner Form sich diesbezüglich geäußert hat. Aber es geht hier auch nicht um andere christliche Einrichtungen sondern um eine Erzieherin um Kindergarten.
und da ist die Sache ganz einfach geregelt. Entweder christlich oder keinen Job! Da kannst du noch so viel diskutieren.
ich finde es richtig, dass kein Personal eingestellt wird, das den christlichen nicht vertritt. Ich bringe mein Kind bewusst in diese Einrichtung damit es dort ein Mal im Monat in die Kirche geht, das dort vor dem Essen gemeinsam gebetet wird, das werte und der Glaube dort vermittelt wird und die Erzieherinnen dort auch Vorbild dafür sind.
eine Praktikantin nimmt keinen so hohen Stellenwert ein weshalb es egal ist, ob eine Praktikantin in der Gruppe ist die nicht christlich ist. Aber die GRUPPENLEITUNG also die Erzieherin muss sowohl das Konzept als auch die christlichen Werte vertreten und meine Kinder diesbezüglich erziehen. Wenn ich als Elternteil das nicht will bring ich meine Kinder in einem städtischen Kindergarten oder in eine private Einrichtung.
Der von archmage verlinkte Artikel sagt da eigentlich schon recht deutlich aus, dass man gerade als Erzieher den christlichen Glauben auch vertreten muss (bzw Kirchenmitglied). Die Argumentation dahinter kann ich nachvollziehen, aber ich finde sie trotzdem nicht gut. Wie du schon richtig gesagt hast, geht es ja nicht ums Missionieren. Außerdem wird die Kirche ja auch vom Staat gefördert, dann sollte sie sich auch davon freimachen müssen.
Ich bin echt kein Freund dieser Special Snowflake Bewegung, aber hierbei fühle ich mich tatsächlich diskriminiert. Schließlich ist der Anteil der kirchlichen Einrichtungen wirklich immens groß und die Arbeitssuche für mich massiv erschwert... naja... kommt vielleicht noch mit zunehmendem Fachkräftemangel
Wie willst du die Kinder im Sinne eines religiösen Trägers erziehen, wenn du dich mit dessen Konzeption selbst nicht mal identifizieren kannst?
wie willst du den Kindern die christlichen Feste und werte näher bringen, wenn du selbst keine Ahnung davon hast und nicht überzeugt bist. Du wirst wohl auch über das ein oder andere garnichts wissen.
dein Träger erfährt sofort das du nicht in der Kirche bist weil du keine Kirchensteuer zahlst. Und ja nach dem du dann noch in der Probezeit bist darfst du ohne Angabe von Gründen gekündigt werden.
ja ein Träger kann ganz klar fordern, dass du einer Kirche zugehörst, alleine weil das eben deren Konzeption sagt. Ich kenne katholische Kindergärten die nehmen evangelische Erzieherinnen und sogar muslime, genau so anders rum. Einigen ist das wichtig, das man EINER Religion zu gehört. Es gibt sicher auch kirchliche Träger denen es egal ist, Good luck!
übrigens verstehe ich als Mutter und Erzieherin/ehemalige Leitung absolut nicht, warum du in einem christlichen Kindergarten anfangen willst wenn ich deinen letzten Absatz lese. Es gibt wohl weit mehr Kindergärten die nicht kirchlich sind.
Kindergarten ist gar nicht das Feld, in dem ich arbeiten möchte. Am liebsten möchte ich in einen Hort. Aber das ist hierbei auch irrelevant.
Ich kenne mich aus meiner Kindergartenzeit eigentlich halbwegs mit kirchlichen Riten aus - das ist meiner Meinung nach Allgemeinbildung.
Ich will am liebsten auch nicht in einer kirchlichen Einrichtung arbeiten, aber bevor ich gar nichts finde (wie gesagt, KiTa ist nicht so meins)....
Ja, du hast Recht. Es läuft unter Diskriminierung, wenn man als Konfessionsloser bei einem kirchlichen Träger nicht angenommen wird. Das wissen die auch und finden eben eine andere Begründung.
Du hast meiner Erfahrung nach keine Chance in einer kirchliche Institution als Erzieher eingestellt zu werden, genausowenig, wie ein Andersgläubiger (Moslem z.B.) in keiner christlichen Einrichtung eingestellt wird.
Aber für Praktikanten galt diese Regelung bei uns nicht. Wir hatten z.B. einen Atheisten in der Erzieherausbildung und ein Moslem als FSJ in einem evangelischen Kindergarten.
Du wirst kein Gerichtsurteil finden wo eine Erzieherin Glück hatte und ihre Stelle behalten/antreten durfte. Als Erzieherin muss vertritt man direkt die Werte des Trägers. Als Erzieherin unterschreibst du, dass du die Konzeption umsetzt und wie soll das bitte gehen wenn man selbst nicht christlich ist, wie soll man da einen christlichen Glauben vermitteln?