Der Begriff "Nation" hat im Mittelalter eine vollkommen andere Bedeutung als heute.

Wenn wir heute von "Nation" reden, setzen wir das in der Regel mit "Volk", also einer mehr oder weniger ethisch und sprachlich, möglicherweise auch religiös homogenen Gruppe gleich.

Im Mittelalter bezeichnete der Briff "Nation" vor allen Dingen nicht etwa das Volk, sondern die Adelige herschende Schicht eines bestimmten, geographischen Bereiches. Ethnische und sprachliche Kriterien waren hier nicht zwingendes Zugehörigkeitsmerkmal, sondern die Zugehörigkeit zur adeleigen Oberschicht eines bestimmten Lehensverbandes.

Ähnliche Beispiele finden sich auch in Mittel-Osteuropa wo sich der Begriff der "Nation" in diesem Sinne ebenfalls bis in die frühe Neuzeit erhalten hat. So war z.b. ein rumänisch sprachiger, orthodoxer Bojar ganz selbstverständlich Teil der "Ungarischen (Adels)Nation", der katholische, ungarische Bauer hingegen nicht.

Ähnliches gilt z.b. für ethnisch deutsche oder lithauische Adlige innerhalb des frühnezuzeitlichen Polens.

Für das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" bedeutet dies also keinesfalls, dass die ethnischen Deutschen innerhalb dieses Gebietes die Mehrheit gestellt hätten (Angesichts dessen, dass dieses Konstrukt weite Teile Norditaliens, Frankreichs und sehr starke slavische Anteile im Osten umfasste, wäre das vermutlich auch sachlich falsch), das war im Mittelalter auch überhaupt kein Thema.

"Deutscher Nation" bedeutet hier lediglich, dass dass es sich um die Gebiete unter der formellen Lehenshoheit des deutschen Königs/ respektive Kaisers handelte.

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