Für diejenigen die bzgl. Beziehung,Depressionen,Freifall,Suizid, Kriminalpolizei, Leichnam etc. was wissen wollen.

Das ist die Geschichte einer Angehörigen, Freundin die ihren Freund durch Suizid verloren hat.

Falls ihr einen kurzen Text lesen wollt bitte weiter scrollen.

Hi, ich hab heute kurz an meinen verstorbenen Ex Freund gedacht und nach einer Antwort gesucht wie schmerzhaft ein Freifall aus dem 5. Stock sein kann und ob es Menschen überleben können.

Diese Geschichte liegt im Dezember 2017 zurück.

Nach 3 Jahren Beziehung hatte er sich nach einem Streit dazu entschieden die Beziehung mit mir zu beenden. Ich wusste bereits dass er an schweren Depressionen und Angstzuständen leidet. Hab trotzdem einiges mit ihm ausgehalten und durchgemacht, wie z.B. eine Einweisung in die Psychiatrie.

Menschen mit schweren Depressionen und Angstzuständen sind oft wegen der Medikamente nicht die schlecht gelauntesten Leute, ganz im Gegenteil. Der Key an dieser Therapie ist jedoch die Medikamente konstant zu nehmen und regelmäßig Therapiestunden sowie Psychiatersprechstunden wahrzunehmen. Leider hat das bei ihm nicht geklappt und diese Erkrankung erforderte viel Arbeit mit sich selbst, sowie viel Reflexion und Disziplin in der Einhaltung der verordneten Therapie, also - Dauerarbeit.

Ich hatte eine tolle Beziehung auch wenn diese oft sehr anstrengend war, ich war jedoch Probleme aus meiner Familie schon gewohnt. Sein Verhalten hatte sich immer mehr verändert, er wurde immer schwieriger im Lösen der Probleme und seine Mimik sah sehr marmoriert oder sagen wir versteift aus wenn es darum ging Emotionen auszudrücken.

Ich werde den Moment nie vergessen als er Angstzustände hatte, seine Pupillen unglaublich weit wurden und er schweiß gebadet vor mir stand und seine Haare durch den Angstschweiß durchnässt waren, als hätte man ihn mit kaltem Wasser abgeduscht.

Mir tun diese Menschen so Leid, ich hätte es wirklich nochmals versucht ihn vor dieser Entscheidung auf Erden zu halten und ich wusste dass ich die einzige gewesen wäre die das vielleicht abwenden hätte können. Leider schreibt man immer diesen Satz der Hoffnung - ich wünschte- ich hätte - NIX! Nada, man kann niemanden retten, man kann es vielleicht einmal aber wer näher am Tod als am Leben ist, der ist nicht zu retten.

Nun Beschreibe ich den Tatort.

Es war ein Samstag morgen ca. 7.00-7.30, man hat seinen Leichnam vor der Haustür im Innenhof gefunden, im letzten Stockwerk sah man die Fenster breit offen. Er fiel genau auf den Asphalt, neben einem Baum. Die Kriminalpolizei meinte es sei ein Hechtsprung gewesen. Das bedeutet mit dem Kopf voran, so wie ein Hecht springt im Wasser - mit dem Kopf voran.

Schädelhirn-Basis-Bruch, Multi-Organ-Versagen (alle Organe sind geplatzt), Untere und Obere Extremitäten gebrochen, zertrümmert. Er lag auf dem Bauch und wenn man heute die Treppen hoch geht und hinunterschaut dann sieht man noch die Form der Stelle wo sein Körper aufgeprallt ist.

In so einem Fall, erzählte mir ein guter Kollege, der als Sanitäter gearbeitet hatte - da gibt es nur mehr den Never-Come-Back Sack, wo sie die Soße in einem Sackerl von Mensch, in einen schwarzen Sack reinlegen und dann mit gewissen Chemikalien oder Sprays die Verunreinigung beseitigen.

Ich war so dankbar dass er nicht auf der Gartenlampe im Innenhof aufgespießt wurde.

Als ich Tage später nach der Räumung dort hinging ,wo wir früher gemeinsam wohnten, kontaktierte ich die Nachbarin mit der ich mich gut verstand. Leider konnte ich sie nicht erreichen. Eine ältere Dame die am Fenster rausschaute konnte ich damals zu diesem Fall befragen, sie wohnte einen Stock unter ihm. Ihre Pflegehilfe übrigens traf ihn damals in der Früh in seiner großen Blutlacke dort an.

Es war kalt im Dezembermonat und es war eine grausamer Anblick für alljene die dort wohnten.

Die ältere Dame berichtete mir über den schauderhaften Tatort und wurde immer lauter und schrie mir zu - es war alles voller Blut - es war alles voller Blut- es war alles voller Blut, sie wiederholte diese Worte pausenlos und ich beendete das Gespräch. Die Dame ist wohl mit der Zeit etwas dement geworden aber sie konnte sich an alles erinnern. Ich wollte Sie nicht mehr beunruhigen und versuchte sie zu wieder zu beruhigen.

Diese ältere Frau, hatte ihm immer eine Zeitung ins Postfach gelegt sodass er Bescheid wusste, falls mal keine Zeitung darin lag, dass sie sich verabschiedet hatte und er nach ihr schauen sollte.

Leider, starb er vor ihr.

Tatort Nr 2 - Die Wohnung.

Sollte ich vl ein Buch schreiben ? I don´t know.

Er hatte seine Kleidung frischgewaschen, die Wohnung war top aufgeräumt und auf der weissen Couch waren Blutflecken zu sehen. Im Schlafzimmer gab es blutige Rasierklingen und eine Hose mit bisschen Blut. Eine halbe Flasche Rotwein war seine letzte Gönnung nach dem er einen 5 Seiten langen Abschiedsbrief verfasst hatte, stand seine Entscheidung noch immer fest.

Der Autoschlüssen lag neben einem Zettel, worin ganz genau stand, wo sein Auto geparkt war.

Bevor er sich bereit machte, sein Leben zurück zu lassen mit seinen 32 Lebensjahren, zog er sich wohl noch um.

Er hatte seinen Schlüssel, Geldbörse, alles bei sich als würde er noch eine Runde um den Block gehen aber stattdessen ging er zwei Stockwerke höher ins Stiegenhaus und sprang mit seinen 1,80 m aus dem kleinen tiefliegenden Fenster um sich das Leben zu nehmen.

Mir tut es Leid ,dass ein Mensch in so einer Art und Weise sich sein Leben nimmt. Er betonte immer wieder im Abschiedsbrief welch qualvolle Schmerzen er habe und dass er mit diesem Zustand nicht weiterleben konnte und er eine Last für alljene wäre mit denen er Zeitverbringen würde.

Es tut mir Leid für sein Leid.

Rest in Peace my friend, ich hoffe du bist ins Licht gegangen und hast einen besseren Start im nächsten Leben.

Für all die das lesen, möchte ich euch meine Erfahrung mitgeben als Angehörige, Freundin. Ich hatte wirklich alles versucht aber es liegt doch bei den Leuten selbst, in die man nicht hineinschauen kann, was sie aus ihrem Leben machen. Bin heute noch stolz auf ihn ,dass er es geschafft hat, da er sich den Tod öfters gewünscht hatte, weil er davon überzeugt war dass er sein Leben ohne professionelle Hilfe und Medikamente haben wollte.

Als Angehörige oder Freundin trifft mich die Story noch immer im Herz, da einem oft mal wenn man sich zurückerinnert, eine Gefühl von Trauer hochkommt. Was zum Menschsein dazugehört.

Schaut auf euch und helft anderen auch wenn es Menschen gibt die keinen anderen Weg sehen!

Es zählt trotzdem was ihr für Sie getan habt.

xo

S.

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