Sie ist eine schöne Seele, die zu einer erhabenen wird, oder sie ist gegen Ende beides, was auch Schillers Ideal ist, deren Verbindung. Man könnte aber auch sagen, am Schluss ist sie keine schöne, sondern nur noch eine erhabene Seele, da sie ihre subjektiven Gefühle, Triebe und 'Mängel' ganz überwindet, sich willig dem Tod hingibt und sich dem moralischen Gesetz ganz unterwirft.
'Schön' ist ihre Seele davor, da sie ein Gleichgewicht hält zwischen dem moralisch Guten und der eigenen subjektiven Endlichkeit, d. h. ihren sinnlichen Neigungen, Gefühlen. Da gibt es viele Stellen, die das alles belegen. Aber solange sie nur schön ist, ist sie eben fehlbar, das hat sie in ihre Lage gebracht. Oder erst in Gefangenschaft wird sie 'schön', davor war sie eher noch zu sehr ihrer Leidenschaft ausgesetzt.
'Schön' heißt jedenfalls, dass sie zugleich moralisch gut denkt und handelt und aber zugleich nicht erhaben, sondern gefühlsmäßig involviert bleibt, empfindsam bleibt, nie ganz hart mit der moralischen Pflicht übereinstimmt aber dennoch in der Nähe bleibt, d. h. beides zugleich behält: ihre Neigungen, die Weltlichkeit, Sinnlichkeit, und die Nähe zum Gesetz, zum Guten, zur Vernunft. Beides in Harmonie und im Gleichgewicht, sodass die Triebe und Gefühle, das Sinnliche, das Leben, nicht unterdrückt und aufgeopfert sind - wie am Ende - , sondern nur sanft gebändigt und angepasst sind an die moralische 'Form', an das Gute: das ergibt für Schiller das Schöne: Die Harmonie zwischen Endlichem, Sinnlichem und moralisch Idealem, Vernünftigem; das Gleichgewicht zwischen Sinnlichkeit und Geist, Materie und Form.