Vielleicht mal auch paar Wörter von einer Polin. Mir wurde bereits gestern die Frage gestellt, ob ich wegen meines Mannes nach DE gezogen bin. Ehh... und jetzt werde ich mich hier "auskotzen". Ich bin seit 2 Jahren mit einem Deutschen verheiratet. Wir sind beide in ungefähr gleicher Zeit in die selbe Stadt gezogen. Er hat hier einen guten Job gefunden. Ich war Anfang 20er und bin auf die Idee gekommen, mein Studium hier fortzufahren, ein bisschen Deutsch lernen und neue Erfahrung sammeln. Ich war schon selbstständig, hatte einen guten Job in Polen (gut bezahlten und mit Perspektiven). Da ich aber alleine war, habe mich entschieden zu versuchen - uns es hat geklappt. Ich habe mir alleine einen neuen Job in DE gefunden (über StepStone - nicht über Freunde oder Vermittlung), ähnlich war mit der Wohnung. Kurz danach habe ich auch mein berufsbegleitendes Studium angefangen. Da ich hier weder Familie noch Freunde hatte, habe ich nach neuen Bekanntschaften gesucht. Ich habe mich hier mit den Leuten verschiedener Nationalität getroffen - Polen, Türken, Russen, Deutschen. Ich habe die Deutschen bevorzugt, weil ich so mein Deutsch trainieren konnte. Ich war Single, es gab also auch Dates. Zur sexueller Offenheit - Im Bett bin ich nur mit einem Mann gelandet - nämlich mit meinen aktuellen Ehemann- und auch erst nach etwas längerer Bekanntschaft. Wir haben uns verliebt - wir hatten ähnliche Interesse, er war geduldig, intelligent, lieb und wollte das gleiche ihm Leben - Haus, Familie, heilige Ruhe. Verdient hat er in dieser Zeit genauso viel wie ich. Ach - und er hat mich ausnahmsweise nicht wie ein Spielzeug behandelt. Was wichtig ist - bevor mein Mann mich kennengelernt hat, hasste er Ausländer. Er war ein von diesen, die nervös werden, wenn sie Fremdsprache auf der Straße hören und schimpfen, dass wir allen Deutsch lernen sollten. Als er mich kennengelernt hat, hat sich das ziemlich schnell geändert. Ich hatte fast keine Freizeit - habe gearbeitet, studiert und mich sehr viel Mühe gegeben, Deutsch schnellstmöglich zu lernen, damit mich Leute endlich erst nehmen. Ich war auch vom Charakter viel höflicher, ruhiger, ordentlicher und ehrgeiziger als mein Mann. Ich hatte hier auch einen guten Job. Meinem Mann wurde klar das ich die "bessere " Hälfte bin und gleichzeitig hat er gesehen, wie oft ich mich vor komplett fremden Leuten rechtfertigen muss, was ich in Deutschland mache und ob ich selbständig bin. Es wurde von mir häufig erwartet, dass ich mich dafür bedanke, dass ich in dem Eden Deutschland leben darf. Bei den Banken und Amten konnte ich mehrmals erklären, dass Polen längst in der EU ist und ich keine Genehmigungen brauchen, um hier zu leben oder zu arbeiten. ... Ich habe beobachtet, dass man mich als mehr weiblich als deutsche Frauen findet (vom Aussehen). Ich finde mich durchschnittlich sexy, da ich eher praktische Klamotten bevorzuge (Hosen), aber ich kümmere mich um weibliche Accessories (Schal, Schmuck) und nettes Make-up. Mich selbst wundert manchmal an deutschen Frauen, dass sie häufig nur an Karriere und Reise interessiert sind. Häufig habe ich von einer deutschen Frau gehört, dass sie sich keine Kinder wünscht und auch die Ehe für sie nicht wichtig ist. Das sehen die Polinnen anders. In Polen sind die Hausfrauen ohne Ausbildung und Beruf eine Ausnahme. Ich habe in meinem Leben eine einzige junge Frau kennengelernt, die eine Hausfrau werden wollte. Ich selbst mag Ordnung zu Hause, aber kochen kann ich gar nicht - das macht bei uns mein deutscher Ehemann. Auch andere Hausarbeiten teilen wir - sehr fair. Uns ist also Karriere und Selbstständigkeit auch wichtig. Es ist aber sehr ungewöhnlich für mich als Polin zu hören, dass eine Frau nicht an Kinder und Familie träumt. Für Polinnen ist die Familie wichtig. Vielleicht sehnen die deutsche Männer, die auf Polinnen stehen, danach. Es kann auch was daran liegen, dass die Polinnen männliche Männer mögen. Es ist nett, wenn der Mann die Tür vor mich aufmacht, Komplimente sagt und es ist auch richtig, wenn er die schweren Einkauftaschen oder Koffer schleppt, da er physisch stärker ist. Ich habe beobachtet, dass manche deutsche Frauen sehr darauf achten, damit man sie in wirklich jeder Situation gleich wir einen Mann behandelt - na ja, da muss ich fragen, ob es irgendwie beleidigend ist, mal ausnahmsweise eine Frau zu sein?? Mir ist bewusst dass in der Zeit der Kommune viele polnische Frauen gab, die nach deutschen Ehemann suchten, um aus Polen auszuziehen und ein einfacheres Leben zu haben. Diese Zeiten sind aber längst vorbei, Polen ist seit über 20 Jahren ein freies Land. Es gibt in jedem Land die Frauen, die an eine Beziehung Sex für gutes Leben ohne Sorgen und finanzielle Sicherheit interessiert sind. Es gibt aber mittlerweile auch in Polen reiche Männer, man muss nicht nach Deutschland ziehen, wenn man nach so was sucht. Mich nervt halt ständig an solche Andeutungen antworten müssen.

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