Die taugen nichts (mehr), Finger weg von Wollpfannen!

Energiebilanz

Zur wortreich beworbenen Wärmespeicherfähigkeit der Pfanne kann ich aus der Praxis nur Folgendes sagen: Es stimmt tatsächlich, wenn sie einmal heiß ist, kann man die Platte ausschalten, die Pfanne bleibt noch lange genug heiß, um etwa Bratkartoffeln zu braten. Nur: Dieser Effekt wird durch die Energie erkauft, die man benötigt, um sie erstmal zu erhitzen. Es dauert nämlich endlos, bis das Teil endlich heiß ist. Wenn ich mit zwei Pfannen arbeite, sind bei gleichzeitigem Start die Frikadellen in der anderen Pfanne längst dunkelbraun während die Wollpfanne noch nicht einmal heiß genug ist, um das Bratgut überhaupt hineinzulegen. Der Große Nachteil von Herdplatten gegenüber der offenen Gasflamme, nämlich die verzögerte Temperaturregulierung, wird durch die Trägheit der Wollpfanne noch bestärkt. Die Effekt der schnelleren Regelbarkeit von Induktionsherden wird bei er Wollpfanne also ebenfalls neutralisiert.

Beschichtung unzerstörbar?

Aber das ist nur ein Nebenproblem. Der eigentliche Woll-Skandal liegt für mich in der Beschichtung: Die Werbung für die sensationell langlebige Beschichtung, und nicht zuletz die vielen überschwenglichen Kommentare in diversen Foren veranlassten uns 2012 zum Kauf einer Wollpfanne. Dass die meisten lobenden Kommentare schon etwas älter waren, hatten wir leider übersehen.

Nach nur 4 Wochen und vielleicht 20 -maligem Gebrauch löste sich die Beschichtung flockig ab, und zwar großflächig. Schlimmer als beim allerschlechtesten Billigprodukt. Wir haben die Pfanne auch nicht überhitzt, es gab keinerlei Verdunklung (Teerbildung). Natürlich haben wir reklamiert und die Pfanne an den Einzelhändler (Karstadt) zurückgegeben. Der Sommer ging ins Land, es wurde Herbst aber Karstadt meinte, Woll hätte sich nicht mehr gemeldet. Nach Nörgeln und Nachhaken unsererseits gab es dann schließlich doch eine neue Pfanne. Es sei ein "Herstellungsfehler" gewesen.

Die neue Woll-Pfanne wurde fortan wie eine Mimose behandelt: Wir setzen sie keiner größeren Hitze aus, sie wurde nur noch für Pfannkuchen, Spiegeleier und dergleichen verwendet. Weiche Kunststoff-Wender hatten wir auch vorher schon benutzt, jetzt verbannten wir auch Schwämme und Spülmittel. lediglich warmes Wasser und die blosen Hände wurden zum Abwaschen verwendet. Im Schrank packen wir sie in eine Schaumstoffhülle, damit sie nicht durch Kollision mit anderen Töpfen beschädigt werde. Unsere Kinder witzelten schon, wenn wir sie zu sehr behüten wollten: "Ich bin doch keine Wollpfanne!"

Zur Erinnerung: Woll wirbt mit unzerstörbarer Beschichtung und behauptet, sogar das Zerschneiden von Steaks in der Pfanne könne der Beschichtung nichts anhaben. Naja, unsere Schonbehandlung zeigte tatsächlich Wirkung bei der empfindlichen Beschichtung, diesmal hielt sie deutlich länger, nämlich genau doppelt so lang: "Erst" nach ca. 2 Monaten krümelte die "unzerstörbare" Woll-Beschichtung großflächig ab.

Die Pfanne ist längst teurer Schrott, eine erneute Reklamation klappt nicht, weil beim ersten Verfahren der Bon einbehalten wurde.

Fazit

Da die vielen lobenden Kommentare schon ein paar Jahre alt sind, verdichtet sich bei mir der Verdacht, das Woll zunächst mit einer massiven Werbekampagne und Qualitätsprodukten an den Markt gegangen ist, um anschließend, gedeckt durch den guten Ruf, Low-Quality-Erzeugnisse im Hochpreissegment unter die Leute zu bringen. Denn selbst, wenn man die allerschlechtesten und billigsten beschichteten Pfannen kauft, halten die deutlich länger, als meine beiden Wollpfannen für 100 Euro.

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